Aus der Geschichte Harburgs - Kriegsende in Harburg vor 80 Jahren

Am 8./9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa; für Harburg kam das Ende bereits früher. Als im April 1945 die Front näher rückte, sprengten deutsche Wehrmachtssoldaten zunächst die Eisenbahnbrücken bei Katzenstein, Ronheim, im Egelsee und am Bahnhof, zuletzt am 24. April 1945 sechs Uhr morgens auch zwei Bögen der steinernen Brücke über die Wörnitz. Das Einrücken der US-Truppen beendete für Harburg den Krieg. Unmittelbar danach wurde mit einem Notsteg und Feuerwehrleitern über die Wörnitz neu begonnen. Nach dem Verschwinden der deutschen Truppen entfernten Einwohner Harburgs Panzerminen aus den Straßen und legten sie in die Wörnitz. In dem Durcheinander, das am folgenden Tag, dem 25. April, nach der Besetzung durch die Amerikaner herrschte, bewarf eine Gruppe von Jungen unbemerkt von der Brückenruine aus eine der im Fluß liegenden Tellerminen mit Gesteinsbrocken. Die Detonation kostete vier Buben im Alter von acht bis zwölf Jahren das Leben, einem raubte sie das Augenlicht. Ein weiterer Junge kam mit einer schweren Verletzung davon: Er war mit anderen auf die „Schöne Aussicht“ gestiegen, um den Einmarsch der Amerikaner zu beobachten; ein US-Soldat schoss auf die Gruppe und traf ihn am Bein. Schwerverletzt konnten ihn seine Gefährten, darunter Alfred Fottner, retten. Die amerikanischen Besatzungstruppen verboten nächtlichen Ausgang zwischen 7 und 7 Uhr, das Verlassen des Orts und jede politische Betätigung. Alle Waffen mussten abgeliefert werden. Als erster Bürgermeister wurde der Landwirt Lang von der Militäradministration eingesetzt. Schon bald löste ihn der Metzgermeister Buser ab. Er war um seine Aufgabe nicht zu beneiden: Es gab keine Radiosendungen, kein Telefonnetz mehr, Nachrichten wurden ausgeschellt oder angeschlagen. Es herrschte Not in jedem Bereich; dazu mussten Flüchtlinge und Heimatvertriebene in großer Zahl untergebracht und bei der „Entnazifizierung“ mitgewirkt werden. Aber: Es gab keinen Nazi-Terror mehr, die Zwangsarbeiter kamen frei, das Wehrerziehungslager auf der Harburg hatte sich aufgelöst und die unmittelbare Lebensgefahr durch Kampfhandlungen und Tiefflieger war vorbei. (Hl.)