Was den Harburgern das „Bockfest“ oder das „Brückenfest“ ist, bedeutet für ihre Partnergemeinde Gouville sur Mer an der Atlantikküste die alljährliche „Fête de la mer“, das Meeresfest. Bei der diesjährigen Visite des Partnerschaftsvereins aus Harburg durften die Besucher diesen Höhepunkt im Jahresablauf ihrer normannischen Freunde miterleben.
Nach dem Gottesdienst im Festzelt direkt hinter dem Damm fand die traditionelle „Segnung des Meeres“ statt, das für die Küstengemeinde Gouville durch Fischfang, Austernzucht und Tourismus die Lebensgrundlagen bereithält, aber durch Sturmfluten immer wieder auch zur Bedrohung wird. Die Zeremonie fand auf einem Rettungsboot in Küstennähe statt; zum Abschluss der Benediction wurde vom Boot aus der See ein blumengeschmückter Kranz übergeben. Im Anschluss konnten wir einer Dory-Regatta, einem Wettkampf mit zweisitzigen Ruderbooten, zusehen. Den Abschluss bildete ein fulminantes nächtliches Feuerwerk.
Am Freitag vor diesem Festsonntag konnte man bei einer Betriebsbesichtigung in Lessay die Fromagerie „REO“ (Käserei) kennenlernen, die Abbaye von Lessay besichtigen und nach Ankunft in Gouville die Zeit mit den Gastfamilien verbringen.
Bei schönstem Sommerwetter erkundeten wir am Samstag die Nachbarstadt Granville. Beim Bummel durch die malerische Altstadt, vorbei am Casino, durften wir den Garten der „Mode-Ikone“ Christian Dior bewundern. Nach dem Hafenrundgang packten alle ihre Badesachen aus und fanden eine herrliche Abkühlung im Atlantik.
Am Samstagabend waren alle Harburger in die „Salle de fête“, die Festhalle der Gemeinde Gouville, eingeladen. Fesche Dirndlträgerinnen in Begleitung von Männern in Lederhose oder Trachtenanzug hielten Einzug in den herrlich geschmückten Saal. Hunderte von Möwen „flogen“ über den Köpfen der Menschen. Fische, Krebse, Hummer, Austern, Muscheln grüßten als Tischdekoration. Eine Augenweide! Christine Bureau mit ihrem Team verstand es, allen Besuchern ein „wow, ein „toll“, ein „oh wie wunderbar“ zu entlocken. Ein mehrgängiges Festmenü bot Gelegenheit, die französische Esskultur kennenzulernen. Die lustige, schwungvolle Zwei-Mann-Band sorgte für musikalische Stimmung und Tanzvergnügen, an dem sich Franzosen wie Deutsche gleichermaßen lebhaft beteiligten. Mehrere Ansprachen seitens der Gastgeber durch Bürgermeister Francois Legras, Senatorin Beatrice Gosselin und die Vorsitzende Chantal Hochet sowie der Gäste durch die 1. Vorsitzende Dr. Cathrin Baumann und 2. Vorsitzenden und Altbürgermeister Wolfgang Kilian hoben die gegenseitige Wertschätzung und Verbundenheit hervor. Für die jeweiligen Übersetzungen sorgte Arnaud Flammey. Höhepunkte des Abends: Die Überreichung der Harburger Gastgeschenke, nämlich der neuen Rosenzüchtung „Romantische Straße“ sowie zweier Fässer Bier, die Bürgermeister Legras noch am selben Abend anzapfen durfte. Ein Glanzpunkt war auch die mitternächtliche Präsentation des Desserts durch das Ehepaar Christine und Henry Bureau. Acht prächtige Torten, hergestellt von dem Patissier Henry Bureau, und die künstlerische Dekoration, zwei Gemälde von Harburg und Gouville, die seine Ehefrau Christine gemalt hatte. Zu vorgerückter Stunde ergriff der ehemalige Bürgermeister Eric Beaufils das Mikrofon für eine stimmgewaltige Gesangseinlage. Am Ende reichte er das Mikrophon an Cathrin Baumann weiter, mit der Aufforderung, ebenfalls einen musikalischen Beitrag abzuliefern. Sofort fand sie Unterstützung der Harburger Delegation. Voller Inbrunst schmetterte der neu formierte Chor das Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ in den Saal.
Am Montagmorgen, dem 14. Juli und Nationalfeiertag Frankreichs, hieß es, mit vielen Umarmungen und Küsschen, Abschied zu nehmen und die Heimfahrt anzutreten. Diese völkerverbindende Reise hinterließ zahlreiche und langanhaltende Eindrücke.