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Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Harburg
Ausgabe 48/2025
Bildungswerk Harburg
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Bildungswerk Harburg

Ein geschmücktes Bäumchen für die Hebauf-Feier beim Wiederaufbau der Steinernen Brücke Harburg

Am Volkstrauertag erinnerte das Bildungswerk Harburg mit einem Vortrag an das Kriegsende 1945 und den Neubeginn. 155 Tote und Vermisste, vier Kinder bei einem Minenunglück auf der Wörnitzbrücke und vier ermordete Jüdinnen und Juden, die bis 1938/39 in Harburg gelebt hatten, nannte der Referent Richard Hlawon als direkte Opfer des Zweiten Weltkriegs Am 22. und 23. April sprengte die deutsche Wehrmacht von Möttingen bis Ebermergen Straßen- und Eisenbahnbrücken und am 24. April die Steinerne Brücke in Harburg. Zu Kampfhandlungen kam es in Harburg nicht, aber am 25.April starben vier Buben auf der Steinernen Brücke, als sie eine im flachen Wörnitzwasser liegende Panzermine durch Würfe mit Trümmerstücken zur Explosion brachten. Am 26. April rückten amerikanische Soldaten ein, erließen erste Verordnungen und ernannten Gottfried Lang zum vorläufigen Bürgermeister. Drei Wochen später ersetzte ihn Fritz Buser. Am 2. Oktober 1945 trat ein von den Amerikanern eingesetzter Stadtrat zusammen, im Februar 1946 ein erstmals gewählter Stadtrat mit 7 CSU- und 2 SPD-Vertretern. Sie hatten keine angenehmen Ämter, denn die Stadt musste einerseits die rigorosen Anweisungen der Besatzungsbehörden durchführen (Ausgangsbeschränkungen, Ablieferung von Waffen, Arbeitseinsätze), andererseits sich um zahlreiche andere dringende Probleme kümmern: Die Versorgung der Bevölkerung mit dem Lebensbedarf und die angespannte Wohnungslage. Ehemalige Funktionäre der NS-Ortsgruppe kamen in Internierungslager und warteten dort auf ihre Spruchkammerverfahren. Neben den Einheimischen hielten sich noch andere Bevölkerungsgruppen in Harburg auf: Im Mai 1945 waren noch 74 Zwangsarbeiter aus Polen, Tschechien, Ungarn, Italien, Holland und der Sowjetunion. Dazu kamen Ausgebombte aus Großstädten, am 19. Mai 1945 256 Erwachsene und 180 Kinder. Schließlich setzte seit Anfang 1945 ein ununterbrochener Zustrom zuerst von Flüchtlingen und dann von Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten ein. Im Juli 1947 zahlte die Stadtverwaltung an 253 Personen 50 Reichsmark „Flüchtlingshilfe“ aus. Zum 13. September 1950 bestand die Gesamteinwohnerschaft von Harburg aus 2.677 Einwohnern, darunter 856 Heimatvertriebenen, also 31,9 %. Bürgermeister und Stadtverwaltung hatte für die Unterbringung zu sorgen, z. T. in Sammelunterkünften, z. B. im Schloss, vor allem aber durch das neu eingerichtete „Wohnungsamt“ zwangsweise in Privatquartieren. Die Integration der Neuankömmlinge dauerte lange.

1945/46 wurden die zerstörten Brücken wiederaufgebaut. Nach genau einem Jahr war die Sprenglücke der Steinernen Brücke geschlossen. Am 24. April 1946 konnte die nunmehr verbreiterte Fahrbahn dem Verkehr übergeben werden. (Hl.)