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Amtsblatt der VG Kötz und der Mitgliedsgemeinden
Ausgabe 13/2023
Bekanntmachungen der Verwaltungsgemeinschaft Kötz
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Allgemeines

„New Work“ mit dem Menschen im Mittelpunkt – Experten und Praktiker geben Impulse und fordern auf, mutig zu sein und etwas auszuprobieren

Impulsveranstaltung in Ziemetshausen stößt mit knapp 100 Teilnehmern auf großes Interesse und bietet gute Gelegenheit zum Austausch

Burgau, 19. Juni 2023. Im Rahmen der Regionalmanagement-Initiative für den Landkreis Günzburg, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, fand am 14. Juni 2023 mit rund 100 Entscheidern und Fachleuten aus Unternehmen und Betrieben der Region die zweite Impulsveranstaltung im Kontext „Zukunft der Arbeit“ statt. Es ging um „New Work“ mit dem Fokus auf neue Arbeitsorte, -räume und -zeiten.

„New Work ist nicht Kicker-Tisch, sondern Kultur“

Nach einer hochinteressanten Betriebsführung bei „Die Aumanns“ als innovativem, attraktivem Familienbetrieb ging es im Keynote-Vortrag von „Mr New-Office“, Samir Ayoub von designfunktion in München um „New Work - New Office - New Culture“, die Attraktivierung von Arbeitsplätzen bzw. das, was gute Räume an Motivation bewirken können. Auf dem Weg „back to office“ appellierte er, solle der Mensch im Fokus stehen. Denn knapp 50 % der 30 bis 39-jährigen sind laut Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu wechselbereit. Diese Arbeits- und Fachkräfte gilt es zu halten, zu binden, sie zu motivieren und ihnen sinnstiftende Arbeit zu ermöglichen, damit sie sich mit ihrem Unternehmen identifizieren können. Wo immer möglich, seien hier Vertrauensarbeitszeiten, aber auch Vertrauensarbeitsorte entscheidend. Denn Präsenz entscheide schließlich nicht über den Output – nicht unter den Wissensarbeitern jedenfalls. Hybrides Arbeiten, so Ayoub, ist gekommen um zu bleiben. Neben einem „back to office“ – und zwar an einen attraktiven, funktionsgerechten Arbeitsplatz – spielt auch das bedürfnisorientierte home office nach wie vor eine große Rolle sowie zunehmend dritte Arbeitsorte – im Sinne von coworking (z.B. Raum-in Raum-Systeme auf Golfplätzen), Cafés oder auch workation (der Landkreis Günzburg habe z.B. im LEGOLAND-Umfeld Potenzial, selbst ein Ort für workation zu werden). Im Gesamtkontext sei eine neue Unternehmenskultur entscheidend, die über die Bereitstellung des berühmten Kicker-Tischs weit hinausgehe und Kreation und Rekreation optimal zusammenbringe, sagte Ayoub.

An den Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientierte Arbeitszeiten schaffen Loyalität

In einem weiteren Impulsvortrag bzw. dem beeindruckenden Erfahrungsbericht von Claudia Brandstädter, Geschäftsführerin der e-koris GmbH aus Friedberg bei Augsburg (Preisträger des Innovationspreises Vereinbarkeit Familie und Beruf des Bundesfamilienministeriums sowie des Wettbewerbs „Erfolgreich.Familienfreundlich“ des Familienpakt Bayern) ging es um flexible Arbeitszeiten sowie konkret die Möglichkeit der 4-Tage-Woche. Im Zuge von Corona habe man in ihrem Elektrotechnik-Betrieb die 4-Tage- Woche zunächst einfach mal ausprobiert in einer 3-monatigen Testphase. Aktuell haben sich alle 14 Mitarbeitenden aus eigener Überzeugung für eine 4-Tage-Woche entschieden. Es finden weiterhin regelmäßig Feedbackrunden dazu statt, das neue Arbeitszeitmodell bringt nennenswerte Energieeinsparungen mit sich und die Loyalität sowie auch aktive Mitarbeit am Unternehmen sind gestiegen. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Führungskräften aus verschiedenen Unternehmen und Betrieben der Region allerdings wird deutlich: flexible Arbeitszeitmodelle in enger und offener Abstimmung mit den Mitarbeitenden und kreativ je nach den Möglichkeiten der Branche und der Arbeitsbereiche sind der Erfolgsfaktor. So berichtete z.B. Ramona Burghard, Geschäftsführerin/CEO der Ortmeier Maschinen- und Vorrichtungsbau GmbH & Co. KG aus Langenhaslach, man habe bei ihr die 4-Tage-Woche getestet und wieder davon Abstand genommen zugunsten unterschiedlicher flexibler Arbeitszeitmodelle. Denn 4 Tage Vollzeit hätten die Konzentrationsfähigkeit zum Ende des Tages spürbar sinken lassen und der Produktivität nicht gutgetan. Der Wunsch sowohl von Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite wäre aus dieser Erfahrung heraus der gewesen, andere flexible Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung zu finden. Dem schloss sich Stefanie Conzelmann, Leiterin des Personalbüros der Xaver Lutzenberger GmbH & Co. KG in Pfaffenhausen/Günzburg an.

Abgestimmt auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten gebe es hier eine ganze Reihe von Arbeitszeitmodellen – u.a. auch die 4-Tage-Woche. Christoph Ganz, Geschäftsführer der Christoph Ganz GmbH & Co. KG aus Krumbach berichtet, dass es bei ihm schon länger eine 4 ½ Tage Woche gebe. Er habe ja feste Öffnungszeiten, 2 ½ Tage am Stück frei zu haben, würde von seinen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen aber sehr geschätzt.

Angela Mändle, Verwaltungsdirektorin der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach brachte sich für den sozialen Bereich in die Podiumsdiskussion ein. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Klinik so viele Schnittstellen mit

der Bauwirtschaft hat“ eröffnete sie ihr Statement mit einem Schmunzeln. Bei ihr gebe es ebenfalls sehr bunte Arbeitspläne, aktuell aber auch den Versuch eines „Flexpool“ mit dem Motto „arbeite wie und wann du möchtest“, dann aber ohne Zuordnung zu einem festen Team. Sie hofft, der „Flexpool“ wird ein Erfolgsmodell.

Flexible Arbeitszeiten in Produktion und Handwerk – was geht?

Und wie geht’s weiter? Weiter ging es im Rahmen der Impulsveranstaltung in Ziemetshausen mit vielen guten Gesprächen und einem intensiven Erfahrungsaustausch in der Abendsonne auf Aumanns Außenterrasse.

Angeregt wurde u.a. ein Austausch zu Möglichkeiten der 4-Tage-Woche bzw. unterschiedlicher flexibler Arbeitszeitmodelle für Unternehmen und Betriebe im Bereich Produktion und Handwerk. Hierzu wird die RMG für den Herbst einladen, um gemeinsam Testphasen zur 4-Tage-Woche in Betrieben im Landkreis zu resümieren und andere Möglichkeiten zu diskutieren, die einzelne Arbeitgeber bereits erprobt hätten bzw. ausprobieren möchten.

Die Vortragsunterlagen der Veranstaltung am 14. Juni sowie einige Impressionen und demnächst auch weitere Termine sind zu finden auf www.guenzburg-meinlandkreis.de/zukunftderarbeit.