Am 14.08. 1870 im Zusammenhang mit der Verschickung von Geldsendungen des Magistrats an alle einberufenen bzw. schon im Einsatz befindlichen Soldaten aus Eisfeld äußert Bürgermeister Dr. Bernhard Schmidt den Gedanken, die nicht zustellbaren Gelder einem Fonds zu übergeben, aus dem ein Denkmal für die Kriegsteilnehmer und die Ehrung der Gefallenen finanziert werden soll. Als mögliche Standorte eines solchen Denkmals nennt er den Platz vor der Kirche und den Schlosshof. Das Schreiben weist schon eine Bleistiftskizze für ein solches Denkmal auf: ein Felsblock mit einem aufrecht darauf stehenden Löwen mit einem Schwert in der erhobenen Pranke.
Der gebürtige Eisfelder Christian Lobenstein, jetzt zu Hause in Leavenworth/USA, spendet im Jahre 1871 200 Thaler für das zu errichtende Kriegerdenkmal. Insgesamt spenden die amerikanischen Eisfelder mehr als 750 Gulden. Die Eisfelder selbst halten sich mit Spenden sehr zurück Joseph Mayer, der Besitzer des Bibliographischen Instituts zu Hildburghausen, stellt dem Denkmal-Comité einige hundert Stahlstiche zum Verkauf zur Verfügung. Das Denkmal-Comité entscheidet sich für den Deutschmann´schen Entwurf Nr. 3 und dessen Errichtung auf dem Galgenberg. Den Platz vor dem Schloss hatte man letztlich als ungeeignet erkannt, da ein hohes Denkmal den Blick auf das Schloss verschandelt hätte. Auch die Verlegung des Schulbrunnens und die Aufstellung des Denkmals an der Kirche hatte man verworfen. So entschied sich das Komitee für den Galgenberg und erregte damit die helle Empörung der Mehrheit der Einwohner der Stadt, zumal sich die Bürger auch schon mit dem Gedanken an einen riesigen Löwen oder eine Friedensgöttin angefreundet hatten. Die enttäuschte, z.T. sogar wütende Volksmeinung zeigt sich in der Folge in der weiterhin kümmerlichen Spendenbereitschaft. Der Entwurf des Coburger Bildhauers A. Deutschmann für das Sieges- und Kriegerdenkmal als einen „hoch emporragenden, weithin sichtbaren monumentalen Bau edelster gothischer Form von ca. 50 Fuß Höhe und aus Sandstein erbaut, findet schließlich allgemeinen Beifall. Die Einweihung findet schließlich 1873 statt. Noch heute steht der untere Teil dieses Denkmals.
Leben am zornigen Bach!
Im Zuge der Steiermärkischen Gemeindestrukturreform wurden mit 1. Jänner 2015 die drei Gemeinden Donnersbach, Donnersbachwald und die Marktgemeinde Irdning zu einer Gemeinde namens Marktgemeinde Irdning- Donnersbachtal vereint. Diese neue Kommune hat ungefähr 4130 Einwohner und ist mit 199,61 km² flächenmäßig die 27-größte Gemeinde Österreichs. Die Zusammenlegung wurde von den amtierenden Bürgermeistern der Altgemeinden Karl Lackner, Erwin Petz und Franz Titschenbacher proaktiv den Gemeindevertretern und der Bevölkerung unterbreitet und fand dann auch größtenteils die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger.(1) Und das blieb bis heute so.
Eine Herausforderung war das Entwerfen eines neuen Wappens in dem sich alle Ortsteile wiederfinden sollten. Schlussendlich konnte nach langer Findungsphase in Zusammenarbeit mit dem Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs
Mag. Dr. Obersteiner ein neues Wappen erstellt werden, welches Sinnbild und nicht Abbild der Gemeinde sein soll.
Mit Wirkung vom 28. März 2019 wurde von der Steiermärkischen Landesregierung der Gemeinde das Recht zur Führung eines neuen Wappens mit folgender Beschreibung verliehen: „In Silber unter rotem Wolkenschildhaupt eine von zwei aus diesem fallenden roten Zungenblitzen beseitete blaue unterhalbe, mit einem Kreuz besteckte Lilie, im Schildfuß ein geschmälerter blauer Wellenbalken“.
Die Wolken im Schildhaupt mit den zwei Zungenblitzen und der blaue Wellenbalken sollen den Ortsnamen Irdning versinnbildlichen, der aus dem slawischen stammt und erstmals um 1140 in einer Urkundenabschrift im Stift Admont als Idinich erwähnt wird (später auch Yednich, Irnik…)(2). Auf Deutsch bedeutet der Name soviel wie zorniger oder giftiger Bach. Natürlich ist damit der Donnersbach gemeint. Mündliche und schriftliche Überlieferungen, sowie Zeitungsberichte geben Zeugnis von der wiederkehrenden Bedrohung und der Gefahr dieses „zornigen“ Baches für die Bevölkerung.
Dazu einige Beispiele: Hans Adam Schrott, Inhaber der Herrschaft Donnersbach, entschuldigte seine Steuerrückstände im Jahre 1590 damit, dass in den Jahren 1567, 1572 und 1573 „durch Überschwemmungen große Schäden entstanden seien, die noch immer nicht gut gemacht wären“(3).
In seinem Buch „ Geschichte von Donnersbach“ berichtet VS-Direktor Hans Czimeg, dass am 3. Juli 1804 ein schrecklicher Wolkenbruch niedergegangen war. Das darauffolgende Hochwasser richtete gewaltige Schäden nicht nur am bestehenden Hammerwerk, an Gebäuden, Grundstücken und Gerätschaften an, auch Menschen und Vieh wurden fortgerissen(4), sodass von den ersten Bewohnern dem Tal zurecht der unfreundliche Name „Donnersbach“ gegeben wurde(5).
Das Hammerwerk war Ende des 16. Jahrhunderts von eben jenem Hans Adam Schrott errichtet worden und war fortan das wirtschaftliches Herzstück des Tales. Die dafür benötigte Energie in Form von Holzkohle wurde großteils vor Ort verkohlt. Die dafür nötigen Holzmengen wurden aus Donnersbachwald mittels Flößerei geliefert.
Nicht nur Naturgewalten sorgten für Leid und Unheil, sondern auch allzu Menschliches konnte manchem Erdenbürger zum Verhängnis werden, wie der nachstehende Bericht der „Grazer Zeitung“ vom 28. Feber 1863 zeigt: „ Peter Metelschweiger (richtig: Matelschweiger), vulgo Ederreiter in Riezenberg, wurde am 19. d.M. im Irdningbache todt gefunden. Derselbe ist am Aschermittwoch nach dem Gottesdienste zu Donnersbach nicht wieder nach Hause zurückgekehrt, und es hat sich ergeben, daß er am Heimweg beim Übergange über eine Eisdecke ausglitschte, in den Bach fiel, der übrigens dort kein tiefes Bett hat, in Folge des Falles und der früher genossenen geistigen Getränke die Besinnung verlor und ertrank“(6).
Im Sterbebuch der Pfarre Donnersbach, welches die Beerdigungen von 1786 bis 1902 bekundet, findet man 17 mal „Ertrunken“ als Todesursache. Durch Schutzmaßnahmen, durchgeführt von der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Baubezirksleitung Liezen, wurden dem Bach die giftigsten Zähne gezogen(7).
In Donnersbachwaldwaren es vermehrt Lawinen, die den Menschen Not und Elend bescherten. Das „Grazer Volksblatt“ berichtet am 29. Jänner 1878 folgendes: „Am 16. d. M. verschüttete eine Lawine zwei Knechte und den Bauern, der sie holen wollte. Nachts darauf riß eine Lawine einen Stall in die Tiefe, in welchem dreizehn Stück Rindvieh waren, welche bis auf ein Stück zu Grunde gingen. Leider übernachtete darin eine etwas sinnschwache zwanzigjährige Weibsperson, welche erst nach mehreren Tagen todt gefunden wurde. Am Samstag den 19. Nachmittags, wurde eine Köhlerhütte verschüttet, der darin befindliche Sohn des Köhlers wurde erdrückt gefunden. Also fünf Leichen in vier Tagen.(...)Was an Mühlen, Heustadeln, Badehütten, sowie auf den Almen zu Grunde gegangen ist, kann man sich wohl denken.“(8)
Durch das Errichten von Lawinenkommissionen Anfang der 1970 er Jahre konnte viel Leid und Elend verhindert werden.
Ständige Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen verursachte besonders das Wild. Es ist verständlich, dass die betroffenen Bauern zur Selbsthilfe griffen, die jedoch in den 60 er Jahren des 19. Jahrhunderts in „Lust auf Wildern“ ausuferte.
Die „Tagespost“ berichtet 1864, dass die Wilddieberei immer mehr zunehme, da die Raubschützen aus Mangels an Beweisen straflos blieben und sie dadurch in ihrer Kühnheit ermutigt würden(9). Zahlreiche Tote unter Jägern und Wildschützen waren zu verzeichnen. Im Mai 1920 musste, um die Sicherheit im Tale herzustellen, notgedrungen ein Gendarmerieposten errichtet werden. Infolge dessen nahmen die dreistesten Wilddiebstähle tatsächlich fast gänzlich ab(10). Aber noch in den 1950er Jahren- so sagt man- konnte in einer Irdninger Fleischerei gewildertes Wildbret erstanden werden.
1. Freundliche Mitteilung von Karl Lackner, Donnersbach
2. Brunner, Walter: Irdning Geschichte eines obersteirischen Marktes. Irdning 1990, S. 38
3. Baravalle, Robert: Burgen und Schlösser der Steiermark. Graz 1995, S. 405
4. Czimeg, Hans: Geschichte von Donnersbach. Donnersbach 1980, S. 61
5. Czimeg, Hans: Geschichte von Donnersbach. Donnersbach 1980, S. 107
6. Anonym: In: Grazer Zeitung 28. Feber 1863, S. 3 ( ANNO/ Österreichische Nationalbibliothek)
7. Freundliche Mitteilung von Dipl.Ing. Markus Mayerl, Liezen
8. Anonym: In: Grazer Volksblatt 26. Jänner 1878, S. 3 (ANNO/ Österreichische Nationalbibliothek)
9. Anonym: In: Tagespost 28. Juni 1864, S. 9 (ANNO/ Österreichische Nationalbibliothek)
10. Czimeg, Hans: Geschichte von Donnersbach. Donnersbach 1980, S. 135
Karl Langmann. Geb. 1953 am Satzberg (Pfarre Ligist), r.k. Rel.Lehrer von 1974 bis 2014 in Irdning. Leidenschaft: Ortsgeschichte.