Titel Logo
Brombachtal-Nachrichten Amtsblatt der Gemeinde Brombachtal
Ausgabe 33/2022
Kirchliche Nachrichten
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Profanierung der katholischen Kirche in Kirchbrombach

Auf den Tag genau nach 55 Jahren wurde am Samstag (13.) die katholische Kirche Maria Himmelfahrt in Kirchbrombach durch Verlesung des bischöflichen Dekretes durch Pfarrer Christoph Zell profanisiert.

Hinter dem sperrigen Wort Profanisierung steckt, dass diese Kirche zukünftig kein Gottesdienstort mehr sein wird. Bischof Peter Kohlgraf schreibt in dem Dekret (kirchliche Anordnung mit Gesetzeskraft): „Nachdem der Priesterrat angehört wurde, erkläre ich die Kirche Maria Himmelfahrt in Kirchbrombach gemäß kirchlichem Recht für profan. Dadurch verliert die Kirche ihren Segen bzw. Weihe…“

Dieser kirchenrechtliche Akt, verbunden mit einem kleinen Abschiedsgottesdienst, erfolgte genau 55 Jahre nach dem ersten Gottesdienst am 13. August 1967. Aus der Chronik: „Einfache Leute und Akademiker waren im Urteil einig, dass das Kirchlein heimisch und geborgen wirke. Es waren 150 Leute anwesend.“ Zum Abschiedsgottesdienst waren 15 Gläubige erschienen, um teils in tiefer Trauer der Profanisierung beizuwohnen. Schon zwei Tage nach diesem ersten Gottesdienst feierte der heutige Domkapitular und langjährige Regens des Mainzer Priesterseminars Horst Schneider in der Kirche als Neupriester einen seiner ersten Gottesdienste. Die Weihe der kleinen Kirche mit dem besonderen Flair einer „guten Stube“ durch Domkapitular Adam Groh fand am 15. Oktober 1967 statt. Dabei wurde das Kirchlein unter den besonderen Schutz - Patrozinium - der in den Himmel aufgefahrenen Mutter Gottes gestellt. Damit fand ein im März 1957 angestoßener Prozess seinen Abschluss. Zur damaligen Einweihung des katholischen Gotteshauses kam neben Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft auch der damalige evangelische Ortspfarrer Höppner zu dem Weihegottesdienst, so wie jetzt zur Profanisierung auch der evangelische Ortspfarrer Dominik Bär an dem letzten Gottesdienst in Maria Himmelfahrt teilnahm. Pfarrer Christoph Zell dankte dem evangelischen Kirchenvorstand und Pfarrer Dominik Bär, dass die katholischen Christen seit Beginn der Corona Pandemie die evangelische Kirche mitnutzen dürfen. Auch findet das wertvolle Mosaik aus Maria Himmelfahrt, welches die Gottesmutter Maria und den Heiligen Alban zeigt und von dem Künstler Georg Hieronymi (+1993) aus Oberursel geschaffen wurde, ein würdiges neues Zuhause in der evangelischen Kirche in Kirchbrombach. Pfarrer Christoph Zell würdigte die Bedeutung der Kirche, dass sie „in Zeiten der Freude und in Zeiten der Trauer“ den Menschen in Kirchbrombach Zufluchtsort war. Von der Taufe bis hin zum Requiem waren die Menschen aus Kirchbrombach mit IHRER Kirche verbunden. Jedoch müsse man sich auch im Rahmen des pastoralen Weges von Immobilien trennen und dazu gehörten auch Gotteshäuser wie jetzt in Kirchbrombach, so Zell. Anni Putz, für die das Kirchlein immer Mittelpunkt ihres christlichen Lebens war, sagt in tiefer Trauer und tief emotional gerührt: „Es tut mir so weh!“ Auch Friedrich Haag nutzte den Abschiedsgottesdienst, um noch einmal an der Orgel Platz zu nehmen und ihr bekannte Melodien zu entlocken: „Hier habe ich 30 Jahre zum Lob Gottes die Orgel gespielt.“ Pfarrer Zell weiter: „So schauen wir heute mit einem wehmütigen Auge zurück und schauen gleichzeitig hoffnungsvoll in die Zukunft zu Neuaufbrüchen.“ So sieht es auch Franz Partsch, der immer wieder Wortgottesfeiern in der Kirche gefeiert hat: „Ich empfinde keine Trauer - vielmehr spüre ich die Vorfreude auf eine Zukunft in Hoffnung.“ Von Pfarrer Leonard Heckmann und Diakon Volkmar Raabe wurde für diesen Tag der Profanierung eigens ein Erinnerungsbildchen gestaltete, welches an die 55 Jahre der Kirche Maria Himmelfahrt erinnern soll. Das Bildchen können Interessenten auch über das katholische Pfarrbüro in Bad König erhalten. Zum Abschluss des kleinen Gottesdienstes vor der Kirche entnahm Pfarrer Christoph Zell den Leib Christi aus dem Tabernakel der Kirche, sprach den Segen und brachte das Ziborium mit den Hostien in die katholische Kirche St. Johannes der Täufer nach Bad König. Der Altar, die Kirchenfenster und weitere sakrale Gegenstände werden an anderen Orten ihrer Bestimmung gemäß Verwendung finden.

Info:

Wenn eine Kirche - oder ein anderer heiliger Ort - Weihe oder Segnung verliert, geschieht durch diese Profanierung das Gegenteil der (Kirch-)Weihe. Angeordnet wird eine solche Entwidmung durch ein Dekret des Diözesanbischofs, das im Allgemeinen in einem letzten Gottesdienst verlesen und damit wirksam wird. Damit wird dann das Gotteshaus dauerhaft profanem Gebrauch überlassen. Das kirchliche Gesetzbuch, der „Codex Iuris Canonici“ (CIC), beschreibt diese Verweltlichung von ursprünglich Heiligem: So muss im Abschiedsgottesdienst das Allerheiligste aus der Kirche getragen und das Ewige Licht gelöscht werden.