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Oberleichtersbacher Nachrichten
Ausgabe 8/2025
Aus dem Rathaus
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Aus dem Rathaus

In der Großgemeinde zeigt sich einmal mehr, wie sehr ehrenamtliches Engagement und Heimatverbundenheit ein Ortsbild prägen können. Der Modloser Gerhard Vieres, der bereits durch die liebevoll-künstlerische Gestaltung von Stromkästen und die Restauration von Bildstöcken in seiner Freizeit im Dorf bekannt ist, hat nun ein weiteres Herzensprojekt verwirklicht: Mit großem Aufwand restaurierte er ein in die Jahre gekommenes Kreuz mit Jesusfigur auf dem Friedhof Oberleichtersbach.

Auf Anfrage von Bürgermeister Dieter Muth nahm sich Vieres dem stark verwitterten Holzkreuz an, das seit Jahrzehnten bei den Pfarrersgräbern steht. Ohne zu zögern, sagte er sofort seine Unterstützung zu. Für Muth war klar: „Gerhard ist jemand, der nicht nur hinschaut, sondern sofort anpackt und hilft, wo er kann. Seine Fähigkeiten, die er in unserer Gemeinde ehrenamtlich einbringt, sind für uns unbezahlbar. Solche Menschen wie Gerhard kann sich jede Gemeinde nur wünschen.“

Das genaue Alter des nun restaurierten Kreuzes ist nicht bekannt. Einst wurde es, scheinbar achtlos abgestellt, in der Kirche gefunden und fand später seinen festen Platz bei den Priestergräbern, einem Ort, der vom Obst- und Gartenbauverein Oberleichtersbach seit vielen Jahrzehnten mit viel Mühe und Hingabe gepflegt wird. Doch die Zeit hatte deutliche Spuren hinterlassen, so dass der hölzerne Korpus von tiefen Rissen durchzogen und die ursprünglichen Farben stark ausgeblichen waren.

Gerhard Vieres stellte sich der Herausforderung, trotz des großen Hindernisses, dass der Korpus für die Restauration nicht vom Kreuz abgenommen werden konnte. Das Risiko, ihn dabei noch weiter zu beschädigen, war einfach zu groß. So arbeitete Vieres direkt vor Ort, mit ruhiger Hand und viel Geduld. Zwei Tage lang verspachtelte er die Risse, schliff die Figur sorgfältig ab und bemalte sie anschließend neu. Dabei wählte er keine einfache flächige Farbgebung, sondern eine aufwendige Wischtechnik, die der Figur Tiefe und eine fast lebensechte Wirkung verleiht.

„Es war höchste Zeit, dass etwas geschieht“, sagt Vieres. „In diesem Zustand konnte man nicht mehr einfach vorbeigehen.“ Wie schon bei seinen früheren Projekten ist es nicht nur das handwerkliche Können, das beeindruckt, es ist die Liebe zum Detail, die enge Bindung an die Heimat und der Blick für das Ganze. „Ich kann einfach nicht mit verschlossenen Augen durchs Dorf laufen. Wenn etwas nicht mehr ansehnlich ist, überlege ich mir, was ich tun kann.“

Auch Bürgermeister Muth zeigt sich beeindruckt vom Ergebnis: „Das Kreuz sieht jetzt wahrscheinlich schöner aus als je zuvor. Man erkennt wieder feine Details wie Augen und Bart – so ausdrucksstark war die Figur früher nicht.“

Mit der behutsamen Aufarbeitung dieses religiösen Denkmals hat Gerhard Vieres wieder einmal gezeigt, wie sehr ihm ein gepflegtes Ortsbild am Herzen liegt – und es wird deutlich, dass es oft das stille, freiwillige Engagement Einzelner ist, das dem Gemeinwesen besonders guttut.

(Karina Kirchner)