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Wallenfelser Wilde Rodach Bote
Ausgabe 1/2025
Aktuelles aus Wallenfels
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Aktuelles aus Wallenfels

Für einen echten Flößer gibt es kein schlechtes Wetter. Und so freute sich Siegmund Müller (Mitte) gemeinsam mit seiner Familie, stellv. Landrat Gerhard Wunder (li) und Bürgermeister Jens Korn (re) auch im Regen über das „Ständela“ des Musikvereins Wallenfels.

Die Flößerei war und ist sein Leben

90 Jahre – und kein bisschen leiser. Siegmund Müller, der eigentlich Andreas heißt, was aber niemand sagt, ist ein echtes Urgestein in der Stadt Wallenfels. Er gehört dazu wie die „G‘stopftn Rumm“ oder die Kirche St. Thomas. Gefühlt ist er eigentlich schon immer da. Zusammen mit einem Bruder und zwei Schwestern wuchs er in Wallenfels auf und war schon von Kindheit an mit der Flößerei verbunden. Die Leidenschaft, auf den wackeligen Holzbohlen den Fluss hinab zu flößen, ab Bamberg in großen Verbänden, bis hinauf nach Mainz, ließ ihn nie los. Nachdem der Transport der Holzstämme weitgehend vom Schienen- und Straßentransport abgelöst worden war, fuhr Siegmund Müller bis zu seiner Rente in der Spedition seines Onkels das Holz nun nicht mehr auf dem Wasserweg, sondern über Fernstraßen zum Bestimmungsort. Meist war er auf der Strecke Wallenfels – Berlin unterwegs, über 40 Jahre lang.

Doch einmal Flößer, immer Flößer. Diese Passion ließ ihn nicht los und so legte er in den 1970er Jahren mit engagierten Gleichgesinnten den Grundstein für die heutige so beliebte Flößerei in Wallenfels. Freilich dient diese nicht mehr dem Lebensunterhalt der Flößer, sondern ist eine touristische Attraktion, aber in ihr lebt die Flößertradition auf der Wilden Rodach weiter. Und genau deshalb feierte der 90jährige Siegmund Müller in seiner Flößertracht mit deftigen Speisen und Getränken im Gasthaus „Homerudl“ zusammen mit vielen Gästen, der Familie, Verwandtschaft und seinen Flößern. Die Musik brachte ein Ständchen, der stellvertretende Landrat Gerhard Wunder gratulierte und Bürgermeister Jens Korn wünschte alles Gute. Auch eine Abordnung der Unterrodacher Flößer war vor Ort.

Siegmund Müller ist nicht nur Flößer mit Haut und Haar, er ist auch einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen dieser Zunft. Sein Fachwissen ist heut noch gefragt, er ist Ehrenflößer seit 2013 und Ehrenvorsitzender. „Ohne Siegmund geht nix“ – ist ein geflügeltes Wort geworden. Doch er ist auch in anderen Vereinen aktiv. Besonders für den Fußball hat er sich seit 1947 beim FC Wallenfels engagiert, außerdem ist er bereits seit 55 Jahren Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit 65 Jahren beim Verein „Frankenlust“ Wallenfels und auch beim VdK ist er dabei. Besonders gerne fachsimpelt er am Stammtisch, einmal in der Woche in der Egersmühle, einmal im Homerudl. Und er kann immer mitreden, denn geistig voll fit, informiert sich der Jubilar täglich in der Tageszeitung und am Fernseher. Besonders an der Politik und aktuellen Themen ist er interessiert und kann überall mitreden.

Privat wohnt Siegmund Müller mit seinem Sohn Rudi in einem Haus, seine Frau Rosa ist leider im vergangenen Sommer nach 66 gemeinsamen Ehejahren verstorben. Außerdem gibt es da noch den Sohn Markus und die Tochter Helga. Enkelin Nicole und drei Urenkel machen die Familie komplett. Die große Verwandtschaft, die vielen Nichten und Neffen, gute Freunde und Kameraden, sie alle halten den Jubilar auch mit 90 Jahren noch fit, auch wenn die Beine nicht mehr so gut mitmachen. Und unterkriegen lässt sich ein Siegmund Müller, ein alter „haabücher“ Flößer nicht.