Zwei Ehrendamen auf einer Bank – Helene Eger war mit 18 Jahren 1953 Ehrendame beim Feuerwehrfest, ihre Urenkelin Lena nach 71 Jahren beim 151-jährigen in diesem Jahr
Schon wieder ist ein Feuerwehrfest fast schon Vergangenheit, schon wieder liegt ein Jubiläum hinter der Freiwilligen Feuerwehr Wallenfels. Toll wars und die Besucher waren begeistert von der guten Organisation, Verpflegung und einer super Mannschaft, die drei Tage lang Wallenfels in einen Ausnahmezustand versetzt hatte. Doch das war nicht das erste Feuerwehrfest, das in der Stadt ausgiebig gefeiert wurde. Ein Lied davon kann Helene Eger, genannt Lenchen, singen. Zahlreiche Feste hat sie mitgemacht und „überstanden“. Auch dieses 151-jährige Jubiläum, wo sie als einer der Ehrengäste im Cabrio beim Umzug mitfuhr. Geschmückt mit einer Schärpe auf der „Ehrendame 1953“ stand. Bereits 1953 beim 80-jährigen Bestehen begleitete Lenchen Eger „ihre“ Feuerwehrler beim Festzug. Stolz im langen weißen Kleid mit Blumen am Ausschnitt schritt sie mit ihren weiteren Ehrendamen bei den Honoratioren und Ehrengästen und der Feuerwehrführung mit. Doch damit nicht genug, bei allen weiteren Jubiläen waren die ehemaligen Ehrendamen immer wieder mit eingeladen und begleiteten ihre Feuerwehr entweder zu Fuß oder im Auto. So 1973 beim 100-jährigen und 1998 beim 125-jährigen Bestehen. Diesmal 2024 war Lenchen Eger die einzige der Ehrendamen aus 1953 und konnte den Umzug so richtig vom Cabrio aus genießen.
Aber was hat sich verändert zwischen damals und heute? Feiert man heutzutage wirklich so anders? In der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Wallenfels kann man vieles nachlesen, sie wurde zum 151-jährigen Fest überarbeitet und als Buch aufgelegt. Zahlreiche Geschichten, Anekdoten und Berichte findet man in dem interessanten Werk. Doch was weiß Lenchen Eger noch zu berichten? Wie sieht sie die beiden Feste, 1953 und 2024? „Ach Gott, ich weiß eigentlich gar nichts mehr“, sagt die Seniorin dazu. Aber dann sprudelt es doch so aus ihr heraus. Kein Vergleich sei das Fest mit dem von jetzt, man hatte ja nichts und das Land befand sich erst im Wiederaufbau nach dem Krieg. Aber eines ließen sich die Menschen damals schon nicht nehmen, sie feierten so gut sie konnten. Und sie waren stolz, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. „Uns hat der damalige Kommandant Paul Haderdauer, ein Schuster, gefragt, ob wir Ehrendamen oder wie es damals noch hieß, „Fahnenjungfern“ zu machen“, weiß Helene Eger zu berichten. Das war nicht so einfach, jedes Mädchen musste sein Kleid selbst kaufen, bzw. den Stoff und die Kleider wurden dann genäht. Das von Lenchen war weiß, es gab noch andere Farben, alle in Pastell. Sechs junge Frauen mit 18 Jahren waren sie und dazu noch einige jüngere Mädchen. Ein prächtiges Bild gaben die hübschen Damen ab. Und es war eine Ehre, hier dabei zu sein. „Wir haben danach unsere Kleider geändert und zum Tanzen angezogen, waren ja zum Weghängen zu schade“, sagt die rüstige 89jährige. Sogar fotografieren hat sie sich lassen, gemeinsam mit ihrer Freundin sind sie mit dem Fahrrad nach Kronach gefahren, das Kleid in einer Schachtel auf dem Gepäckträger und waren beim Fotografen Schubert. „Wir waren so jung und es war so schön. Genau wie die Mädchen heute beim Festzug. Aber das Schönste ist, meine Urenkelin Lena ist heuer genauso eine Ehrendame wie ich vor 71 Jahren“, Lenchen Eger bekommt fast feuchte Augen bei dem Gedanken, dass sie gemeinsam mit Lena beim Festzug 2024 dabei war.
Den Festablauf des damaligen 80-jährigen Bestehens kann man in der Chronik nachlesen. Zwei Tage war Wallenfels damals auch im „Ausnahmezustand“ mit Zapfenstreich, Festkommers im Sommerkeller-Saal und viel Musik. Der Sonntag begann mit einer Kirchenparade, dem Festgottesdienst in St. Thomas und der Kranzniederlegung am Ehrenmal. Der Nachmittag fing mit einer Schauübung auf dem Marktplatz an und anschließend zog der Festzug mit 24 Vereinen durch die Stadt, dabei waren auch der Patenverein Steinwiesen, Landrat und Kreisbrandrat. Den Abschluss bildete ein großer Tanzabend im Sommerkeller-Saal. Und die hübschen Ehrendamen immer mittendrin, eben genauso wie heutzutage beim großen 151-jährigen Jubiläum.
Es gibt viel zu berichten aus den 151 Jahren – Schönes, Lustiges, Gefährliches und auch Leidvolles. Es gab große Brände in der Stadt, viele Scheunen aber auch Häuser wurden im Laufe der Jahrzehnte Opfer der Flammen. Unfälle und Naturkatastrophen, aber auch Feste, Umzüge und geselliges Beisammensein. Auf 156 Seiten zieht mit den Texten und den vielen Bildern, die Carolin Wicklein in den letzten Jahren und Jahrzehnten gesammelt hat, eine Zeit vorüber, die die Stadt Wallenfels und ihre Bewohner geprägt hat, eine Zeit, in die zwei Weltkriege fallen, eine Zeit, die oft schwer war. Doch bei allen Ereignissen dieser Zeit stand immer die Kameradschaft, das Zusammenhalten und die Gemeinschaft im Vordergrund. Schon vor 151 Jahren wussten die Männer der Feuerwehr, dass man nur gemeinsam etwas erreichen, nur gemeinsam das Feuer besiegen und Menschen retten kann. Und so ist es bis heute geblieben, gemeinsam sind sie stark. Und viel dazu beigetragen hat der Leitspruch der Feuerwehren „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ – Gottvertrauen gehört auch heut noch dazu. Das spürt man auch, wenn man die Chronik durchblättert. Zu jedem Fest gehört ein Gottesdienst, jedes Fahrzeug, jedes Gebäude und alle Feuerwehrler werden immer wieder unter den Schutz Gottes und des heiligen Florian gestellt. Der Florianstag wird jedes Jahr gefeiert, hier danken sie ihrem Schutzpatron.
Erhältlich ist die Chronik zum Preis von 15 Euro in folgenden Verkaufsstellen: Pfarrbüro Wallenfels, Touristinfo Wallenfels (im Karzanella), VR Bank Wallenfels, Auto Hofmann, Wallenfels
Das Buch umfasst 156 Seiten, es wurden 227 Bilder eingearbeitet. Neben den vielen positiven Vorworten zeigt es das Feuerwehrwesen von 1873 bis 2024 (bis zum Florianstag am 4. Mai); Herausgeber ist die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Wallenfels, die Gestaltung und Zusammenstellung lag in den Händen der Vorsitzenden Carolin Wicklein und ihres Mannes Stefan. Der Druck erfolgte über die Druckerei Schmidt & Buchta, Helmbrechts
Ein großer Dank gilt all denen, die in irgendeiner Weise an der Erstellung der Chronik mitgewirkt haben.