Spannende Einblicke in Projekte die Entwicklung der Stadt Wallenfels und des Landkreises erhielten vor kurzem zwei griechische Kommunalpolitiker. Andreas Sergiou (links) und Konstantionos Grammenos (3.v.l.) wurden von Jens Korn (2.v.l.), Frank Ebert (4.v.l.) und Hans Rebhan informiert.
Voneinander lernen – unter diesem Motto stand der Besuch zweier griechischer Kommunalpolitiker in Wallenfels. Auf Einladung der Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV) waren Bürgermeister Andreas Stergiou und sein Stellvertreter, Konstantionos Grammenos, aus der Gemeinde Argithea in der Provinz Thessalien in den Frankenwald gekommen. Den Kontakt zu Jens Korn hatte der frühere Oberbürgermeister von Hof, Harald Fichtner, hergestellt. Er vertritt die DGV in Süddeutschland.
Zwischen Wallenfels und Argithea liegen zwar 2.000 Kilometer, die Kommunen teilen aber einige Herausforderungen: die periphere Lage in einer gebirgigen Region, den demografischen Wandel und eine sich im Wandel befindliche Infrastruktur. Entsprechend ausgerichtet war das Programm, das der Wallenfelser Bürgermeister für seine griechischen Kollegen zusammengestellt hatte. Bei einer Präsentation der Flößerstadt im Rathaus zeigten sich zwischen den beiden Gemeinden neben vielen Parallelen aber auch deutliche Unterschiede: So hat die griechische Kommune zwar rund 900 Einwohner mehr als Wallenfels, allerdings verteilt sich die Bevölkerung auf eine Fläche, die neunmal größer ist. Die Entfernungen verdeutlichte Sergiou ganz plastisch: „Wenn unsere Fußballmannschaft gegen einen Gegner antritt, dann muss sie bis zu zwei Stunden Fahrzeit in Kauf nehmen“. Für Kinder sei der Besuch einer weiterführenden Schule häufig mit einem Internatsaufenthalt verbunden.
Bei der anschließenden Besichtigung aktueller Projekte interessierten sich die griechischen Kommunalpolitiker besonders für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses. Ihre Region werde im Sommer immer wieder von Waldbränden heimgesucht. Respekt zeigten die die Griechen vor dem ehrenamtlichen Einsatz der 160 Aktiven in der Stadt Wallenfels, denn in Griechenland sind freiwillige Feuerwehren weitgehend unbekannt. Auch die Investitionssumme von rund 3,5 Millionen Euro, die die Stadt aufbringt, erstaunte Andreas Sergiou: „Als ich vor kurzem zwei einfache Drohnen zur Brandüberwachung angeschafft habe, gab es darüber Streit in unserem Gemeinderat.“
Am Marktplatz standen zwei Hochbaumaßnahmen der Stadt im Fokus. Besonders aufmerksam waren die Griechen bei der Besichtigung des sogenannten „Karzanellas“. Im Gebäude Marktplatz 4 entstanden mit Mitteln aus der Förderoffensive Nordostbayern auf gerade einmal 120 qm neben der Touristinfo zwei Appartements und eine öffentliche Toilette. Auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes schauten sich die Griechen in der zukünftigen Landarztpraxis des MVZ Stutz&Voit um.
Bei Gesprächen in der Kreisstadt beschäftigte sich die Delegation, zu der auch Organisatorin Denise Sakkoleva gehörte, mit regionalen Entwicklungsprojekten. Der Geschäftsführer des Demografie-Kompetenzzentrums Oberfranken, Frank Ebert, stellte das Projekt „Work.Land.Life“ vor. Kurz nach dem Ende des Aufenthalts von zehn Freiberuflern in Nordhalben zeigte er sich sehr zufrieden: „Wir konnten die Städter für das Leben auf dem Land begeistern“. Überdies sei die Resonanz in den Medien überragend gewesen.
Ein für die Gäste unbekannten Ansatz der Regionalentwicklung präsentierte der Vorstand der Lucas-Cranach-Campus Stiftung, Hans Rebhan. Von Anfang an sei es Ziel gewesen, den Landkreis durch die Kooperation mit den regionalen Hochschulen einen Impuls zu geben. Auf dem Weg sei man mit mittlerweile vier Stundiengängen und 150 Studenten bereits sehr weit gekommen. Grundpfeiler für den Erfolg des Projektes sei die Unterstützung durch die heimische Wirtschaft von Anfang an und die Zusammenarbeit der großen Mehrheit in Politik und Gesellschaft gewesen. Diese Einigkeit beeindruckte die Gäste, denn gerade große Projekte würden in ihrer Kommunalvertretung äußerst kontrovers diskutiert.