Kreisfachberaterin Beate Singhartinger (links) und Vorsitzender des Kreisverbandes Fritz Pohl (rechts) mit den neu zertifizierten Naturgarten-Besitzern (Foto: Michael Wunder)
Wallenfels hat seit kurzem vier zertifizierte Naturgärten. Bei der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes für Gartenkultur und Landschaftspflege Kronach in Nordhalben erhielten die Wallenfelser Gartenbesitzer die Plaketten mit dem Prädikat "Bayern blüht – Naturgarten" sowie eine Ehrenurkunde überreicht.
Der Herbst ist da: die Blätter verfärben sich bunt und fallen von den Bäumen. Der herbstliche Laubfall mag bei einigen Lesern vielleicht den Blutdruck erhöhen, die Besitzerinnen und Besitzer der jüngst ausgezeichneten Naturgärten in Wallenfels dürften sich jedoch freuen, weil sie es geschickter angehen. Sich die Natur zunutze machen, mit ihr arbeiten – das macht das Leben einfacher und gesünder und den Garten pflegeleichter. Laub ist ein hervorragendes Mulchmaterial, der Kompost ein wertvoller Dünger und ein Laubhaufen ein sicherer Unterschlupf für Insekten und Kleinsäuger – und freut natürlich auch die Kinder. "Auch ein Naturgarten will gepflegt sein. Naturgarten bedeutet nicht der Wildnis freien Lauf zu lassen, sondern meint das bewusste Gestalten im Einklang mit der Natur." So bringt es die LWG Bayern (Landesanstalt für Wein- und Gartenbau) auf ihrer Homepage auf den Punkt. So gleicht ein Naturgarten eher einem guten Dialog von Mensch und Natur.
Doch was ist ein Naturgarten überhaupt? Dafür gibt es feste Richtlinien. Vier zwingend notwendige Hauptkriterien, wie z.B. der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Torf, sowie der Verzicht auf Mähroboter und nächtliche Beleuchtung müssen erfüllt sein. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Kategorien, Vielfalt und Nutzgarten, die mit jeweils sieben Unterpunkten in die Bewertung eingehen.
Im August erfolgte anhand dieser Punkte die Begehung und Bewertung der angemeldeten Wallenfelser Gärten durch Kreisfachberaterin Beate Singhartinger und Gartenbautechniker Martin Burger vom Kronacher Bauhof. Die Juroren nahmen sich dabei pro Garten eine Stunde Zeit. Alle vier besichtigten Gärten erreichten die nötige Punktzahl für die Zulassung zur Zertifizierung.
Nachdem der zentralen Zertifizierung in München, wurden die neuen Naturgarten-Besitzer am Sonntag, 12. Oktober im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes Gartenkultur und Landschaftspflege Kronach ausgezeichnet. Kreisfachberaterin Beate Singhartinger und der Vorsitzende des Kreisverbandes Fritz Pohl überreichten die Plaketten und die Ehrenurkunden an Marianne und Stefan Müller, Katharina Schmitt, Dominik Weiß und Michaela Meusel, sowie Familie Weiß. Eine weitere freudige Überraschung für Wallenfels war bei der Versammlung die Auszeichnung von Manuela Reipa, die einen Preis im Wettbewerb "Ökologischer Garten" gewinnen konnte.
Die Auszeichnungen sind dabei keinesfalls nur eine besondere Freude für die Besitzer, sondern sollen auch den Dienst an der Allgemeinheit würdigen. Der Erhalt der Artenvielfalt, sowie eine boden- und wasserschonende Bewirtschaftung sind ein unschätzbarer Beitrag, um dem Verlust der Ökodiversität und dem Klimawandel entgegen zu wirken bzw. besser darauf vorbereitet zu sein.
Christine Schlee freut sich als Vorsitzende der Wallenfelser "Gartler" für die ausgezeichneten Mitglieder: "Es ist heutzutage wichtig mehr Natur zu haben, es muss nicht alles geleckt sein." Die Gärten könnten damit auch ein Vorbild für andere sein. So sieht es auch Katharina Schmitt. Ihr relativ neu angelegter Garten ist noch im Werden: "Es macht Spaß den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen und wie sich der Garten entwickelt und verändert."
Anne Müller schätzt das Arbeiten mit und in der Natur. Sie ist gerne "Gastgeberin" für Bienen, Schmetterlinge, Wildhummeln und auch Eichhörnchen und Haselmäuse schauen gern vorbei. Ihr Garten ist für Kinder interessant und lädt zum Entdecken ein. Sich zur Zertifizierung anzumelden hätte sie sich erst fast nicht getraut, wurde dann aber von den anderen Mitbewerbern ermutigt. Bereut hat sie ihre Entscheidung nicht: "Bei der Begehung gab es einige neue Ideen. Man nimmt die Motivation mit, seinen Garten auch ein bisschen umzugestalten und hat den Mut neue Ideen anzugehen."
Im Mühlgraben findet sich der Garten von Michaela Meusel und Dominik Weiß. "Die Natur bekommt den Platz, den sie möchte", beschreibt Michaela Meusel die Gartenphilosophie. Für sie ist die Plakette fast ein Nebenprodukt, doch auch sie hofft, dass sich dadurch der ein oder andere Nachahmer finden wird.
Vorbild sein für andere: diese Hoffnung der Gartenbesitzer hat sich schon teilweise erfüllt. Einige Mitglieder vom Gartenbauverein Neuses haben Interesse bekundet und wollen sich die Gärten einmal anschauen. Die neuen Naturgärtner freuen sich auch über alle Anfragen aus der Flößerstadt und sind gerne bereit ihre Erfahrung zu teilen, damit der Ort, "natürlICH!", Stück für Grundstück lebendiger und lebenswerter wird.