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Wallenfelser Wilde Rodach Bote
Ausgabe 23/2025
Vereinsnachrichten
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Frankenwaldverein Wallenfels

Beleuchtet wurden von Christin Müller-Lisa (rechts) auf dem Revierrundgang auch die unterschiedlichen Bauformen von Hochsitzen sowie die Hintergründe zur Auswahl der Standorte.

Die Sprache der Jäger

Einen Einblick in ein heimisches Jagdrevier bot die naturkundliche Exkursion des Frankenwaldvereins. Dessen Referentin für Naturschutz, Christin Müller-Lisa, führte als passionierte Jägerin mehr als 30 interessierte Teilnehmer aus allen Generationen durch das im oberen Rodachtal gelegene Revier ihrer Familie. Sie wartete dabei mit Informationen zur heimischen Tierwelt aber auch zur Ausübung der Jagd selbst auf. Auch viele nur in der Jägersprache gebräuchliche Begriffe wurden den Zuhörern nähergebracht. Zur Orientierung stellte Christin Müller-Lisa zunächst ihr 1.200 Hektar großes Jagdareal vor, dass sich vom Leutnitztal bis Schindelthal und über den Allerswald bis nach Dörnach erstreckt. Unterstützt von ihrem Ehemann Norbert, der selbst Berufsjäger im Naturpark Steinwald ist, gab sie Einblicke in das Thema Jagd. Schon seit 125 Jahren befindet sich das Revier in Familienhand, wobei die Jagdpacht jeweils für neun Jahre neu vergeben wird. Die Jagd diente von jeher der Nahrungsbeschaffung aber auch der Bewirtschaftung des Waldes, in dem das Wild oft einen Störfaktor mit nicht unerheblichen Schäden an Land- und Forstwirtschaft darstellt. Die hiesige Region ist geprägt durch Reh- und Schwarzwild, aber auch Hirsche, Luchse und Waschbären kommen vor. Der Wolf hat sich bisher im Frankenwald noch nicht festgesetzt, sondern zieht allenthalben durch, so die Jagdpächterin. Die Jäger, die erfolgreich eine einjährige Ausbildung bis hin zum sogenannten „grünen Abitur“ in Form der Jägerprüfung absolvieren müssen, achten streng auf die Schon- und Jagdzeiten. Herbst und Winter sind die Hauptphasen der Jagd. Christin Müller-Lisa stellte auch die einzelnen Jagdformen vor: vom Ansitz aus, bei Treib- und Drückjagden, aber auch bei Pirschjagden zu Fuß durch das Revier. Die Quoten für den Abschuss von Wildtieren werden über Wildverbissgutachten festgelegt. Viele Fragen der Mitwandernden, wie etwa nach der Anzahl der Wildschweine in unserer Region konnte Christin Müller-Lisa beantworten, auch wenn deren Zahl in jedem Jagdgebiet nur geschätzt werden kann. Wesentlich leichter sind Rehe zu begleiten, da sie Standorttreue zeigen. Bei einem Wildacker am Allerswald zeigte die passionierte Jägerin auf, wie beliebt bei den Wildtieren neben den Salzlecksteinen vor allem angesäte Wildkräutermischungen und Zuckerrüben sind. Fast schon bedrückend wirkte an diesem Tag der Fund von herumliegenden Taubenfedern auf einem Wanderweg. An solchen Federn kann man erkennen, ob sie durch einen Greifvogel aus der erbeuteten Taube herausgezupft oder etwa durch einen Fuchs oder Marder herausgebissen wurden. Mehrfach konnten unterwegs Wildspuren im Wald zugeordnet werden, die als Wildwechsel wie Trampelpfade zum sogenannten „Einstand“ der Tiere gehen. In den Dickungen können diese sich weitgehend ungestört zum Schlafen oder Wiederkäuen niederlassen. Die Jagd, insbesondere nach Rehwild, findet je nach Jahreszeit meist in der Morgen- oder Abenddämmerung statt. Insgesamt bedeutet auf die Jagd zu gehen auch viel Freizeit zu investieren. Oft kommt es vor, dass man stundenlang ansitzt und kein einziges Wildtier zu Gesicht bekommt, so die Referentin. Die Frage, warum gerade an dieser Stelle ein Hochsitz steht, konnte sie mit dem Hinweis auf die vorherrschende Windrichtung und freie Flächen beantworten. Das Wild soll ja nicht durch den Geruch des Menschen und von seinem oftmals begleitenden Jagdhund verschreckt werden. Treu an der Seite von Christin ist übrigens ihr Hund Nala, ein Deutsch-Kurzhaar. Am Ende der Wanderung konnten die Teilnehmer noch unterschiedliche Trophäen von Hirschen, Rehen und Wildschweinen begutachten. Vorsitzender Mario Stöcker bedankte sich im Namen aller für die spannende Führung durchs Revier und lud zu einer gemütlichen Einkehr in die Gaststätte Schauer ein.