„einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul“ - so heißt es in einem bekannten Sprichwort. Schon als Kindern wurde uns beigebracht, uns artig für Geschenke von Onkeln, Tanten und Verwandten zu bedanken, egal ob sie uns gefielen oder nicht. Ein bisschen an diese Situation fühlte ich mich erinnert, als ich am Samstag vor einer Woche die Nachricht über die Schlüsselzuweisungen des Freistaats Bayern an die Kommunen im Landkreis Kronach gelesen habe.
Insgesamt 40,75 Millionen Euro pumpt die Staatsregierung heuer auf diesem Weg in unsere Region, damit der Landkreis und die Gemeinden ihre Pflichtaufgaben erfüllen können. So kann sich der Landkreis über 15 Millionen, die Stadt Kronach über 4 Millionen, der Markt Küps über 3 Millionen und unsere Steinwiesener Nachbarn über 1,8 Millionen freuen. Der Haken für uns Wallenfelser: Wir stehen ziemlich weit unten auf der Rangliste der Empfänger mit gerade einmal 615.804 Euro. Damit erhalten wir in etwa so viel wie die Gemeinde Schneckenlohe, obwohl diese nur ein Drittel der Einwohner unserer Stadt hat.
„Da kann es doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein“, mit diesen oder ähnlichen Worten sind in den vergangenen Tagen einige Bürger auf mich zugekommen. Sie gaben mir den Rat, doch einmal in München auf den Tisch zu hauen, damit wir mehr Geld bekommen. Alle, die ähnliche Befürchtungen haben, kann ich beruhigen: Es ging mit rechten Dingen zu! Der Grund für die eher unterdurchschnittlichen Zahlungen an uns liegt in einem komplizierten Konstrukt namens „Kommunaler Finanzausgleich“. Mit diesem, nur für wenige Experten wirklich durchschaubaren, Mechanismus greift der Freistaat jenen Kommunen unter die Arme, die finanziell schwach sind. Die Mittel bemisst das Finanzministerium nicht nach Sympathie, sondern nach harten Fakten, nämlich der sogenannten Finanzkraft.
Und genau hier liegt der „Hase im Pfeffer“, denn in den vergangenen Jahren ging es uns vergleichsweise gut. Vor allem die Gewerbesteuer sprudelte in bisher nicht gekannter Weise. Während wir uns früher bereits häufig mit einer halben Million Euro zufriedengeben mussten, zahlten unsere Unternehmen allein in 2023 2,9 Millionen Euro an die Stadtkasse. Damit gehören wir pro Kopf gerechnet zu den Spitzenreitern im Landkreis Kronach. Doch die gestiegene Finanzkraft bedeutet leider auch weniger Schlüsselzuweisungen.
Gleichwohl behandelt uns München alles andere als stiefmütterlich. Allein im vergangenen Jahr haben wir 750.000 Euro Stabilisierungshilfen erhalten, insgesamt hat uns der Freistaat seit 2013 5,5 Millionen Euro auf diesem Weg zugewandt. Und Tatsache ist (leider) auch, dass wir viele Projekte in unserer Stadt nicht aus eigener Kraft, sondern nur mit den hohen Fördersätze aus München realisieren können. Diese Unterstützung wird angesichts des immensen Investitionsstaus auch weiterhin notwendig sein. Allein in diesem Jahr stehen mit der Sanierung des Freibades, der Turnhalle und dem Umbau der ehemaligen Schwimmhalle in eine Multifunktionshalle sowie der Sanierung der Straße von Lorchenmühle in die Hintere Schnaid drei große Projekte mit einem Volumen von insgesamt neun Millionen Euro an. Das können wir nicht aus eigener Kraft schaffen.
Insofern sind wir nicht nur dankbar für Schlüsselzuweisungen und Hilfen in der Vergangenheit, sondern hoffen auch in Zukunft von de „Onkeln und Tanten“ in München gut behandelt zu werden.