als ich vor mittlerweile 17 Jahren meinen Freunden in München erklärte, dass ich mit Frau und Kind wieder zurück in die Heimat ziehen werde, habe ich viele ungläubige Blicke geerntet. Von einem zaghaften „Hast Du Dir das auch gut überlegt?“ bis hin zum vorwurfsvollen „Wie kannst Du das Deinem Kind antun?“ gingen die Reaktionen. Viele meiner Freunde und Arbeitskollegen konnten einfach nicht verstehen, wie man von der Landeshauptstadt in die angeblich so rückständige Provinz ziehen kann.
Genau diese Vorurteile haben wir im Blick, wenn wir acht Menschen aus deutschen Ballungsräumen ab dem 1. Mai für sechs Wochen „Probewohnen“ in das Obere Rodachtal einladen. Die Großstädter haben im Rahmen der Aktion „Work.Land.Life“ die Chance, das Leben in Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels kennenzulernen und sich von den Vorzügen unserer Heimat zu überzeugen. 2023 fand die erste Ausgabe des Projektes, das vom Demographie Kompetenzzentrum Oberfranken organisiert wird, ausschließlich in Nordhalben statt und war ein großer Erfolg. Presse, Funk und Fernsehen berichteten ausführlich über unsere Region.
Neben den Medien sollen aber auch die „Probewohner“ selbst die Werbetrommel für das Leben im Oberen Rodachtal rühren. Aus den aktuell 75 Bewerbungen werden deshalb vor allem Frauen und Männer ausgesucht, die „digital“ arbeiten und somit die Botschaft auch in Form von Bildern und Berichten in Social Media in die Welt hinaustragen können.
Damit das Projekt ein Erfolg wird, brauchen wir aber auch die Mithilfe der Bevölkerung sowie der Vereine, die unseren Gästen einen Einblick in das gewähren, was unser Leben hier so attraktiv macht. Wie Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich einbringen können, erfahren Sie bei einer Infoveranstaltung, zu der wir Sie demnächst einladen werden.
Das Projekt „Work.Land.Life“ soll aber nicht nur nach außen strahlen, sondern auch ein Signal nach innen geben. Vieles von dem, was unsere Heimat lebenswert macht, nehmen wir als selbstverständlich hin. Unser Stadtrat hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Attraktivität unserer Stadt weiter zu erhöhen. Zahlreiche Maßnahmen der letzten Jahre haben bereits dazu beigetragen. Am kommenden Samstag trifft sich der Stadtrat zu seiner jährlichen Klausurtagung im Vorfeld der Haushaltsberatungen. Es wird darum gehen, den weiteren Weg unserer Stadt nicht nur für dieses, sondern auch die kommenden Jahre abzustecken.
Fakt ist, dass wir weiterhin kräftig investieren müssen, um den übergroßen Sanierungsstau der letzten Jahrzehnte abzubauen. Dabei sind die großen Projekte für dieses Jahr bereits definiert: Die Erneuerung des Turn- und Schwimmhallengebäudes am Bildungszentrum, die Sanierung des Freibades und der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Lorchenmühle und Hinterer Schnaid sowie der Neubau des Kneippparks am westlichen Ortseingang. Daneben werden wir die Restarbeiten am Feuerwehrhaus und den Umbau der ehemaligen Schmidtbank abschließen. Alles in allem Investitionen in Höhe von 15 Millionen Euro! Damit haben wir aber nur einen kleinen Teil unserer Projektliste abgearbeitet. Gerade im Bereich der Ortsstraßen ist der Erneuerungsbedarf groß. Leider verdüstern sich aktuell die wirtschaftlichen und finanziellen Aussichten. Für unseren Stadtrat also viel Stoff, über den sich die Mitglieder bei der Klausur den Kopf zerbrechen können.
Übrigens: Viele meiner Münchner Freunde, die vor 17 Jahren den Kopf geschüttelt haben, beneiden mich mittlerweile um meine Entscheidung. Denn was nützt die aufregendste Großstadt, wenn man sich das Leben dort kaum noch leisten kann.