Schmücken für die Abschiedsparty – Nachbarin Inge (Diana Schütz) und der Gerichtsvollzieher alias 5-Sterne-Koch Wilhelm Halterstett (Harald Gremer)
Nachbar Gerhard (Johannes Gremer, 3.v.re) hat zu viel gefeiert
Sterne, Rausch oder Außerirdische? – Bauer Gustav kennt sich nicht mehr aus
Manch einer mag nach der Premiere des bäuerlichen Schwanks „Ein Hauch von Hollywood“ mit Bauchschmerzen nach Hause gehen. Nicht, weil er krank ist, zu viel gegessen hat oder so, nein, weil die Lachmuskeln so sehr strapaziert wurden, dass man sicher noch tagelang etwas davon hat. Und sind wir doch mal ehrlich, in der momentanen Weltlage, wo sich die schlechten Nachrichten im Fernsehen und den sozialen Medien ihren Weg bahnen, braucht es solche Oasen des Abschaltens, des sich Freuen und Lachen können. Die Theatergruppe der Frankenwaldfreunde Wolfersgrün hat dies in grandioser Weise geschafft. Und wie im richtigen Leben, so auch auf der Bühne, muss man mutige Entscheidungen treffen, mit Schlitzohrigkeit und wenig Bürokratismus neue Wege gehen, um etwas zu erreichen.
Was macht man, wenn der Bauernhof vor dem Ruin steht? Man resigniert, oder man lässt sich was einfallen. Und wenn dann ein sturer Bauer, der „stilvoll“ untergehen will, nicht mehr im Weg steht, können Haushälterin Dora und Knecht Ruprecht schalten und walten, wie sie wollen. So die Kurzfassung. Dass es auf dem Hof von Bauer Gustav nicht zum Besten steht, ist offenkundig. So wird er in den Kururlaub nach Bad Steben geschickt und der Hof zu einer „Fitnessoase mit internationalem Flair“ umfunktioniert. Haushälterin Dora und Knecht Ruprecht bringen zusammen mit der Nachbarin Inge, dem Tierarzt Karlheinz Schöpp und dem Gerichtsvollzieher Wilhelm Halterstett „einen Hauch von Hollywood“ in den Hof „hinter dem Mond“. Die ersten, etwas unfreiwilligen Urlauber, sind der „Quoten-Ossi“ Geschäftsmann Ronald Habicht, der nach einem Unfall auf dem Hof landet und die Familie Schuster, die hier wegen der Migräne von Mutter Margot strandet. Sie alle bekommen einen Aktivurlaub und zahlen dafür, dass sie die Arbeit vom Knecht Ruprecht übernehmen, der dafür den „Personaltrainer“ mimt. Der nahe Bach wird zum Kneippbecken umfunktioniert und mit einer Busladung Rentner besetzt, die viel dafür zahlen, um im kalten Wasser „rum zu stapfen“. Der Tierarzt wird flugs zum Medizinalrat Dr. Karl-Heinz Lacherfeldt ernannt und Gerichtsvollzieher Wilhelm Halterstett, der nix kochen kann, zum 5-Sterne-Koch Fabrizio Donatelli erhoben.
Vortäuschen falscher Tatsachen, kleinere Intrigen und weltoffene Sichtweisen a la Hollywood – so hofft man nun auf das große Geld. Sogar der Nachbar Gerhard, der eigentlich ein Auge auf den Hof haben sollte, solange der Bauer „so weit weg ist“, lässt sich anstecken von den Ideen und Heimlichkeiten. Die beiden „Zickentöchter“ Michaela und Claudia, die einfach nur weg wollen, werden von den Eltern Paul und Margot als „Eltern auf dem Hippietrip“ zur Vernunft gebracht. Stefan Schütz als Paul und Silke Merbach als Margot spielen diese einfach grandios. Genauso wie der verliebte Gerichtsvollzieher, der als 5-Sterne-Koch für Nachbarin Inge brennt. Über allem schwebt die Kartenlegerin Madame Melisande, in echt die Haushälterin Dora, die diese Scharade zusammenhält und die Kasse für die Rettung des Hofes immer weiter füllt. So weit, so gut – doch was passiert, wenn der Bauer plötzlich auftaucht? Ruhigstellen und einfach weitermachen – so die Devise von Dora und Ruprecht. Es funktioniert – bis Bauer Gustav im Betttuchumhang auftaucht, weil man ihm die Kleidung weggenommen hat. Flugs wird er zum Guru Nihammawassah und was dann geschieht – man sollte ja nicht alles verraten.
Regisseur Udo Braunersreuther betonte eingangs bei der Begrüßung, dass es nicht selbstverständlich ist, nach fünf Jahren wieder hier so zusammen spielen zu können. Dank an die Truppe und Fam. Müller dafür, den Saal nutzen zu können. Er dankte auch der Freiwilligen Feuerwehr und der Kath. Jugend Wolfersgrün sowie dem SV Wolfersgrün-Neuengrün, die bei den Aufführungen die Bewirtung übernehmen. Für Bürgermeister Jens Korn war es wichtig, dass man in diesen drei Stunden unbeschwert lachen und abschalten konnte. Als Ausgleich dafür, dass die Welt durch eine schwere Krise geht, braucht es solche Oasen. Er überreicht in Anlehnung an den Titel „Ein Hauch von Hollywood“ zwei „Oskars“, 1x für die beste Regie an Udo Braunersreuther und 1x für die beste Chefin und Produzentin Diana Schütz. Diese hatte ihren berühmten letzten Satz im Gepäck: „Wenn es ihnen gefallen hat, sagen sie es weiter, wenn nicht, waren sie nie hier.“
| Personen und ihre Darsteller | |
| Gustav Meiser, Bauer | Franz Spindler |
| Dora Obermeier, Haushälterin | Kerstin Braunersreuther |
| Ruprecht Tupfer, Knecht | Holger Brehm |
| Inge Habermann, Nachbarin | Diana Schütz |
| Karlheinz Schöpp, Tierarzt | Rüdiger Walter |
| Wilhelm Halterstett, Gerichtsvollzieher | Harald Gremer |
| Paul Schuster, Urlauber | Stefan Schütz |
| Margot, seine Frau | Silke Merbach |
| Michaela und Claudia, ihre Töchter | Monique und Carolin Horn |
| Ronald Habicht, Geschäftsmann | Michael Braunersreuther |
| Gerhard Roßner, Nachbar | Johannes Gremer |
| Souffleuse | Maria Gremer |