Stolz präsentiert Tobias Ott nach der Übergabe die Forstwirt – Meisterurkunde. Mit im Bild: Freundin Franziska Beer
Tobias Ott inspiziert das gelagerte Holz
Tobias Ott im Wald mit Jagdhündin Luna bei der Luhequelle unterwegs unterwegs
Tobias Ott mit seiner Hündin Luna an der Luhequelle bei Wampenhof
von franz voelkl
Anfang November erhielt er im unterfränkischen Lohr am Main die offizielle Urkunde und den Meisterbrief – nach zehnmonatigem Studium - acht anspruchsvollen Prüfungen ist er bayernweit einer der besten zehn Absolventen. „Holz und Natur waren schon immer meins“, sagt Ott. Das Holzhandwerk liegt in der Familie: Der Großvater baute seinen Stodl selbst, ohne es gelernt zu haben – Tobias war als kleiner Bub dabei. Das „Opa – Enkel – Team“ baute auch damals schon gemeinsam Rehwildfütterungen, was den kleinen Buben besonders gefallen hat und sie waren gerne gemeinsam in den weiten Wampenhofer Wäldern unterwegs. Nach der Mittelschule wollte Ott eigentlich bei den Bayerischen Staatsforsten in Flossenbürg Forstwirt lernen, doch dort wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebildet. „Ich begann eine Lehre als Zimmerer bei einem Betrieb in Spielberg - 2017 schloss ich diese als Bester im Bereich der Handwerkskammer Weiden ab, ein Jahr später haben die Staatsforsten Flossenbürg wieder ausgebildet – da bin ich natürlich hin.“ Heute ist er dort vorerst als ausgebildeter Forstwirt tätig – mit Blick auf eine eventuell freiwerdende Stelle als Forstwirtschaftsmeister.
Vom Auszubildenden zum Meister – und einer der Besten
Der Weg zum Meistertitel war kein Spaziergang. Beginn war Anfang Januar 2025 in der Bayerischen Forst- und Technikerschule für Waldwirtschaft in Lohr am Main und endete mit der letzten theoretischen Prüfung im Oktober 2025.
Von 88 Bewerbern wurden nur 32 zur Ausbildung zugelassen. In der Zwischenprüfung zum Forstwirtschaftsmeister agierte er schon als Bester seines Lehrgangs. Die theoretische und praktische Ausbildung führte ihn neben 14 Wochen in Lohr am Main zur Bayerischen Waldbauernschule Kelheim sowie jeweils eine Woche in den Forstlichen Bildungszentren in Buchenbühl (Nürnberg) und Laupau (Ruhpolding). Die letzte Prüfung war eine mündliche über sein Kalkulationsprojekt „Jagdkanzelbau“. Ott ist der einzige Absolvent aus den Landkreisen Neustadt/WN und Tirschenreuth.
Die derzeitige Arbeit des Forstwirts reicht vom Pflanzen und Pflegen junger Bäume über Holzernte bis hin zum Einsatz von Maschinen wie Harvester. Der Forstbetrieb Flossenbürg der Bayerischen Staatsforsten (zwischen Bärnau und Teunz entlang der Landesgrenze) bewirtschaftet rund 16.000 Hektar Wald mit 63 Mitarbeitern. „Wir arbeiten nachhaltig, entnehmen bewusst weniger Holz, als nachwächst – denn eine nachhaltige Forstwirtschaft kommt zahlreichen Tier- und Pflanzenarten zugute. Der Fichtenanteil sinkt weiter, früher waren es 50 Prozent, jetzt etwa 41. Dafür setzen wir stärker auf Laubholz.“ Auch neue Nadelbaumarten wie die Atlaszeder werden im Praxisanbauversuch hinsichtlich wandelnder klimatischer Verhältnisse getestet. Der neue Forstwirtschaftsmeister ist überzeugt: „Die Bewirtschaftung wird sich verändern – der Klimawandel zwingt uns dazu.“ Trockenheit und Borkenkäfer haben der Fichte zugesetzt. „Aber es wird die Fichte immer geben. Körperliche Fitness und praktische Erfahrung sind für ihn selbstverständlich. „Nur wer selbst im Wald gearbeitet hat, kann die Arbeit anderer richtig einschätzen. “Mit dem Meisterbrief in der Tasche hofft Ott, in den nächsten Jahren eine der Meisterstellen in Flossenbürg übernehmen zu können.
Seit Oktober 2020 ist Ott leidenschaftlicher Jäger. „Jagd ist mein Ausgleich – ich hege und pflege – das gehört für mich einfach dazu.“ Mit seiner fünfjährigen Hannoversche Schweißhündin Luna ist er regelmäßig im Pirschbezirk (130 ha). Ein interessanter, positiver Aspekt hinsichtlich von Wildschweinen im Wald. Sie wühlen, legen Mineralboden frei, so kann sich der Samen der Bäume einnisten und unter dem Altbestand verjüngt sich der Waldbestand. Ott engagiert sich auch als Ausbilder beim Ökologischen Jagdverband (ÖJV). „Ich sehe die Jagd als ideale Ergänzung zur Forstwirtschaft“. So sei das Zusammenspiel zwischen Forstwirt – Jäger und auch Landwirt enorm wichtig. Trotz der vielen Beschäftigungen bleibt auch Zeit für seine Freundin Franziska Beer aus Flossenbürg. Sie begleitet ihn regelmäßig auch bei Waldspaziergängen mit Hund Luna: „Das ist unser Ausgleich – im Wald arbeite ich und kann auch dort ideal abschalten.“ So genießen sie auch die Aussicht und Ruhe vom „Schönblickbankerl“ am Wampenhofer Waldrand über die Region.
Auch die in unmittelbarer Nähe befindliche „Luhequelle“, der Ursprung der Luhe, wird hierbei gemeinsam inspiziert.
“Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits zehn Prozent ihrer Fläche aus der Nutzung genommen, um eine natürliche Entwicklung zuzulassen. „Der Wald muss sich auch selbst verjüngen dürfen“, sagt Ott. Ob bei der Holzernte, im Jagdrevier oder beim Pflanzen neuer Baumgenerationen – Tobias Ott lebt, was er liebt. „Ich arbeite gerne draußen im Wald, sehe was ich geschafft habe und weiß: Der Wald, an dem ich heute arbeite, steht auch noch für die Generation nach mir.“