Die gewonnene Goldplakette – Golddorfladen 2022/2023
Die MitarbeiterInnen mit den beiden Geschäftsführern Petra Reil (Vierte von rechts) und Michael Steiner des Waldthurner Gänsbürgerladen nehmen bei einer Feier in Berlin stolz die „Auszeichnung zum Gold – Dorfladen 2022/23“ entgegen. Bild 6: Gänsbürgerladen Waldthurn
Stolz präsentiert Geschäftsführerin Petra Reil die Goldplakette- Golddorfladen 2022/2023
Petra Reil
von franz voelkl
Kürzlich standen die Kunden des Waldthurner Gänsbürgerladens ausnahmsweise vor verschlossenen Türen. Geschäftsführung und die gesamte Belegschaft war in die Bundeshauptstadt nach Berlin gereist, um die mit Spannung erwartete Auszeichnung als einer der sieben besten Dorfläden Deutschlands entgegen zu nehmen.
Auf der Grünen Woche erhielt der Gänsbürgerladen die Auszeichnung zum Gold Dorfladen 2022/2023 durch den Bundesverband der Bürger- und Dorfläden e.V.. Die Mitarbeiterinnen – im Markt liebevoll „Gänsedamen“ (nun „Golddamen“) genannt – waren bei dieser hochrangigen Auszeichnung in der Kategorie Teambildung, Sortimentsvielfalt und Integrationsvielfalt dabei. Die „Sieben“ sind in Teilzeit beschäftigt und lesen den Kundinnen und Kunden förmlich jeden Wunsch von den Augen ab.
Etwas gewöhnungsbedürftig wirkt der Name „Gänsbürgerladen“ für einen Marktladen für Außenstehende, nicht aber für die Menschen in und um Waldthurn. Hier ist der Name und der Laden mittlerweile Kult und führt darauf zurück, dass die Waldthurner in früheren Jahren bis in die heutige Zeit liebevoll „Gänsbürger“ genannt werden und auch mit einem Augenzwinkern „gehänselt“ werden.
Der Gänsbürgerladen wurde unter diesem Namen im Oktober 2015 in der Bahnhofstraße gegenüber der Landarztpraxis offiziell eröffnet.
Zuvor bestand bereits seit Juni 1996 an gleicher Stelle ein Tante Emma Laden mit Postagentur der von Josefine Schmid betrieben wurde, die nach 16 Jahren im August 2012 den Laden schloss. Als „Unser Marktladen“ mit Postagentur eröffneten zwei ehemalige Mitarbeiterinnen des ehemaligen Schleckermarktes im September 2012, nach drei Jahren wurde das Geschäft wieder aufgegeben.
Die Dorferneuerung leitete anschließend ein Gemeindeentwicklungskonzept ein, bei der Gründungs- und ersten Gesellschafterversammlung des Gänsbürgerladens wählte man einen Beirat aus zehn Mitgliedern davon zwei Geschäftsführer und acht Beiratsmitglieder. „Dieser Markladen sichert für alle Bürgerinnen und Bürger erfolgreich die Grund- und Nahversorgung“, erklärte sich Bürgermeister Josef Beimler, der sich nicht nur über die Gold – Auszeichnung sondern über das Erfolgsprojekt „Gänsbürgerladen“ für seine Kommune freut.
Die Grundversorgung sei überlebenswichtig für den Fortbestand einer Gemeinde. „Zwischenzeitlich haben über 150 Personen mit einem Geschäftsanteil von jeweils 200 Euro für unseren Marktladen gezeichnet“, erklärte Petra Reil, die mit Michael Steiner aus Lennesrieth sehr engagiert, ehrenamtlich die Geschäfte führt.
Nachdem die Räume der ehemaligen Sparkasse im Zentrum der Marktgemeinde frei wurden, konnten im April 2018 in die neuen zentralen Räumlichkeiten beziehen.
Parkplätze vor dem Gänsbürgerladen aber auch in unmittelbarer Nähe am Hostauplatz bieten optimale Kundenzufriedenheit. „Wir eröffneten den neuen Gänsbürgerladen gekoppelt mit einem kleinen Cafe mit regionalen Produkten und konnten in den neuen Räumlichkeiten den Tagesumsatz von 800 Euro am alten Standort auf 1.800 Euro täglich erhöhen“, erklärte Reil weiter.
Der zentrale Standort ist geradezu ideal für unsere Kunden, erklärte Reil. Über 35 regionale Direktvermarkter bieten ihre Produkte an, wie das berühmte Freudenberger „Pfarrerbier“ wird angeboten, das Naturparkland Genusskistl, ein Hermes Paketshop ist integriert und wer das Glück herausfordern will, für den gibt es auch eine Lotto – Annahmestelle. Sogar der „Brillenmann“, eine mobiler Optikermeister schaut regelmäßig vorbei. Das kleine Cafe bietet für einen kleinen Treff zum Plaudern, im Sommer sitzen so manche vor dem Laden und genießen ihren Kaffee.
Ab September 2023 bietet der „Gänsbürgerladen“ sogar eine Ausbildungsstelle als Kauffrau/-mann im Einzelhandel an. „Wir sind bereits im Juni vergangenen Jahres durch das Bayerische Wirtschaftsministerium als einer der zehn besten Dorfläden Bayerns ausgezeichnet worden und sind seit 2021 ein 5-Sterne-Dorfladen (Auszeichnung Dorfladennetzwerk). Unseren Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 06.30 Uhr bis 18 Uhr und am Samstag von 07.00 Uhr bis 12 Uhr liegen wir auch hier mit unseren Kunden auf der richtigen Linie“, so Geschäftsführer Steiner.
Der Gänsbürgerladen kooperiert mit dem Reha-Zentrum Oberpfalz – Suchthilfe, das in Waldthurn angesiedelt ist. Der Laden bietet mit zirka 15 Stunden wöchentlich eine Beschäftigungstherapie wobei der Grundgedanke ist, dass Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung zu steigern.
Spruch den sich die Gänsedamen selbst gegeben haben:
Hul frische Luft, stärk deine Wadl, schau eina in unser Gänsbürger Ladl! Des halt de munter, macht de fit, du spoarst da Zeit und a nu Sprit!
Wie kommen die Einwohner von Waldthurn nun zu ihren Spitznamen „Gänsbürger“?
In Waldthurn gab es früher mehrere Weiher - als größten den sogenannten Schlossweiher, der sich unterhalb des alten Schlosses von der Luhebrücke bis zur Grubmühle erstreckte. Aufgrund dessen ist war nicht verwunderlich, dass die Waldthurner Bürger angesichts der großen Wasserfläche alljährlich viele Gänse hielten und sich so den Spitznamen „Gänsbürger“ einhandelten. Dieser große Schlossweiher wurde im 19. Jahrhundert trockengelegt
Der Oberbernriether Heimatforscher Georg Schmidbauer hat sich mit den Spitznamen der Ortschaften in der Region beschäftigt. Es ist immer noch üblich, dass auch die Bewohner benachbarter Orte mit einem Spitznamen gehänselt werden. So sind die Vohenstraußer die Schesnscheißer, die Pleysteiner die Pulverstoffel, die Waidhauser die Henglecka, die Bernriether die Affen, die Dimpflerer die Säusäck, die Georgenberger die Houchsoicha, die Brünstner die Hasen, die Spielberger die Schmieserlboum und die Waldkirchner die Pfingsthörner.