(Von rechts): OB Markus Ochsenkühn, Carola Ochsenkühn, Dekan Stefan Wingen, Finanzminister Albert Füracker, Nikola Gmelch, Bürgermeister Marco Gmelch und 2. Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger.
Neumarkt zeichnete beim Neujahrsempfang seine „Stillen Helden“ aus.
Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn (links) bedanke sich bei Festredner Dr. Boris Nikolai Konrad mit einem Präsent.
Stadt Neumarkt. Der Neujahrsempfang der Stadt im Historischen Reitstadel war das erste gesellschaftliche Highlight in Neumarkt im Jahr 2025. Vor 450 Gästen beschwor Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn in seiner Neujahrsrede am Freitagabend die Stärke Neumarkts. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bleibe die solide Haushaltspolitik das Markenzeichen der Stadt, sagte er.
Die Veranstaltung, die von der Blaskapelle „Dezent Böhmisch“ musikalisch umrahmt wurde, begann mit dem traditionellen Defilee, bei dem Oberbürgermeister Ochsenkühn, Bürgermeister Marco Gmelch und 2. Bürgermeisterin Getrud Hesslinger den Vertretern aus Politik, Unternehmen, Wirtschaft, Sport, Kirche und zahlreichen ehrenamtlich engagierten Menschen - etwa von Feuerwehr, BRK oder THW - die Hand schüttelten und ihnen das Beste für 2025 wünschten. In die Gästeschar reihte sich unter anderem auch der bayerische Finanzminister Albert Füracker ein.
Für 2024 könne die Stadt noch einmal gute Gewerbesteuer-Einnahmen vermelden, sagte Ochsenkühn in seiner Neujahrsrede. Aller Voraussicht nach würden die aber in den Jahren 2025 und 2026 geringer ausfallen - bei gleichzeitig steigenden Ausgaben etwa durch die Kreisumlage, Personalkosten oder soziale Kosten. „Ich bin mir aber absolut sicher, dass wir weiterhin solide Haushalte aufstellen werden.“
Deswegen werde die Stadt weiterhin Prioritäten setzen. „Wir werden unsere Pflichtaufgaben im Fokus haben. Und wir werden, wie gute Kaufleute, stark auf Folgekosten unserer Projekte achten müssen.“ In den Bereichen Infrastruktur, Bildung und Sicherheit werde Neumarkt weiterhin investieren - sei es in Verkehrswege, in Schulen und Kindergärten oder in die Feuerwehr. Als Beispiele für 2025 nannte er die Hauptfeuerwache, die Kitas, den Kanal- und Straßenbau an der OBI-Kreuzung/Kurt-Romstöck-Ring oder verschiedene Radverkehrsprojekte.
Eine Stadt wie Neumarkt zeichnet sich laut Ochsenkühn aber auch dadurch aus, dass sie sich Dinge leistet, die eine Kommune attraktiv und lebenswert machen. Deswegen seien für heuer erneut sogenannte freiwillige Leistungen in Höhe von 16 Millionen Euro allein im Verwaltungs-Haushalt eingeplant. Darunter fallen unter anderem die Förderung von Kultur, Vereinen oder Organisationen, der Erhalt und die Pflege von Park- und Gartenanlagen, die Kosten für unsere Jurahallen und Vieles mehr.
Kritisch sah Ochsenkühn die wachsende Polarisierung in der deutschen Gesellschaft. „Die Demokratie, unser kostbarstes Gut, steht vor Prüfungen.“ Das sei nicht nur eine Bedrohung für unsere politische Kultur, sondern für unseren sozialen Zusammenhalt. „Es gefährdet die Grundlage für eine freie und offene Gesellschaft.“ Als ein Mittel gegen Populismus und Polarisierung sah es der Oberbürgermeister an, Lösungen für die Probleme zu schaffen, die die Menschen bewegen. „Wir als Politiker müssen nah an den Menschen sein. Wir müssen ihre Sorgen erspüren und ernst nehmen und ihre Ideen und Bedürfnisse auf die Tagesordnung setzen.“ Ein großes Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger sei zweifellos das nach Sicherheit. Ohne auf die unfassbare Tat in Aschaffenburg näher eingehen zu wollen, sagte er: „Aber es reicht nicht aus, nach so einer schlimmen Tat Betroffenheit zu zeigen, schärfere Maßnahmen anzukündigen, um dann doch wieder zur Tagesordnung überzugehen.“ Die Menschen in Deutschland wollten Gewissheit, dass sie sich sicher fühlen können. „Und sie wollen einen Staat, der handlungsfähig ist, damit wir auch weiterhin in einem freien und liberalen Land leben können.“
In seiner Rede berichtete der Oberbürgermeister auch von einer für ihn besonders berührenden Begegnung im letzten Jahr: Oliver und Michael, zwei junge Männer mit Beeinträchtigung aus den Jura-Werkstätten, lernte er im Zuge der Aktion „Schichtwechsel“ kennen. „Mich hat die Leidenschaft beeindruckt, mit der die Menschen dort zu Werke gingen.“ Diese Motivation, dieser Leistungswille, die Lust auf Arbeit und die Freude am Zusammentreffen mit anderen. Alles Tugenden, die in unserer Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich seien.
Zum Ende seiner Rede stellte Markus Ochsenkühn wichtige Projekte für die Stadt vor - etwa die Burg Wichtelstein, das neue Schmuckstück im Bereich der Kinderbetreuung. Er blickte zudem auf die Umgestaltung des Stadtparks, dessen offizielle Eröffnung für den 10. Mai geplant ist. Eine Aufwertung hat laut Ochsenkühn das südliche Umfeld des Rathauses während des sogenannten Altstadtsommers erfahren - mit Grünflächen, Pavillons, Schatten oder Pflanzen. In den nächsten Jahren werde in Neumarkt Schritt für Schritt die Entwicklung des 60 Hektar großen Flugfelds begonnen. Bis zu 3500 Neubürger könnten dort einmal wohnen. Für Ochsenkühn ist aber klar, dass man das nicht auf einen Schritt umsetzen kann. „Denn wenn eine Stadt von der Einwohnerzahl her wachsen möchte, muss sie auch infrastrukturmäßig mitwachsen können. Nur dann funktioniert’s!“
Begeistert war das Stadtoberhaupt vom Jugendforum sowie von einer Online-Umfrage unter den Kindern und Jugendlichen. „Wichtig für uns, denn wir treffen im Stadtrat Entscheidungen für Generationen, die wir altersmäßig gar nicht abbilden. Deswegen sei es gut, dass die Stadt sie stärker miteinbeziehe. Aber auch für die Sicherheit tue Neumarkt einiges. Mit dem Neubau der Hauptfeuerwache sorge die Stadt für eine moderne Ausstattung der Feuerwehr Neumarkt. Auch in den Ortsteilen Pölling und Stauf würden die Gebäude der Wehren ertüchtigt. Als Meilenstein bezeichnete der OB die Eröffnung der Technischen Hochschule Nürnberg Ohm. Die Stadt Neumarkt habe zudem dafür gesorgt, dass direkt in Hochschul-Nähe ein Innovations-Booster entstehen könne. Das habe ein Hackathon erst vor ein paar Tagen im sogenannten „Maker’s Home“ bewiesen, bei dem die Teilnehmer Innovation und Kundenorientierung vorlebten. Zum Schluss kündigte der OB für das Frühjahr eine hybride Bürgerversammlung an. „Hybrid deswegen, weil wir noch mehr Neumarkter erreichen wollen. Deswegen eröffnen wir die Möglichkeit, über das Internet die Veranstaltung zu verfolgen.“
Gute Tradition ist es, beim Neujahrsempfang das ehrenamtliche Engagement zu würdigen. Seit 2008 verleihen die Stadt und die Freiwilligenagentur Neumarkt die Auszeichnung „Stille Helden“. Ingeborg Rackl hat sich mit der Gründung einer Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe verdient gemacht. Peter Dittmann ist seit Jahrzehnten für junge und alte Menschen und für Menschen mit Einschränkungen ein verlässlicher Partner und Unterstützer. Die Band „Die Aluleitern“ tritt im G6 bei „…mein Café“, einer Veranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung, zweimal im Jahr ohne Gage auftreten.
Bleiben wir Menschen in Zukunft schlauer als die Roboter? Diese Frage stellte Festredner Dr. Boris Nikolai Konrad. Der Informatiker, Neurowissenschaftler, Gedächtnisweltmeister und KI-Experte gab im Reitstadel Einblicke in die neuesten Technologien und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Gleich zu Beginn beeindruckte er die Gäste im Reitstadel mit einem phänomenalen Experiment: In 1:36 Minuten konnte er sich die Reihenfolge aller 52 Karten eines gemischten Kartenspiels merken. Begeistert waren die Zuhörer, als er zwei von der KI generierte Songs über Neumarkt abspielte. Für die Zukunft riet Konrad, optimistisch an das Thema KI ranzugehen. „Ich finde den EU-AI-Act schon richtig, weil man Grenzen setzt. Aber wenn man gleichzeitig sagt, wir leben in einer globalen Welt, in der man im Wettbewerb steht und sich trotzdem erst einmal heraushält, ist der Vorsprung anderer Länder da.“ Der größte Teil aller KI-Entwicklungen komme aus Europa. Diesen Vorteil müsse man aber nutzen. Sein Rat: „Wir sollten optimistisch mit KI umgehen, ohne naiv zu sein und vor allem ohne das eigene Denken einzustellen. Ich bin überzeugt, dass wir schlauer bleiben als die KI, wenn wir bereit sind, stetig weiter dazuzulernen. Alle Menschen haben ein Superhirn; sie müssen es nur benutzen.“