Fachtagung in Burgheim „Runder Tisch Starkregen“ am 30. Oktober 2024 von 11.00 bis ca. 15.00 Uhr
2024.10.30 - Karte EO4cam DLR zur Situation 02.09.2024 in Burgheim, Georeferenzierung der Schadensfotos
„Think big: Sich auf den Klimawandel einzustellen und zu handeln geht nur gemeinsam – mit Bürgern, Kommunen, Behörden und Experten“, so Bürgermeister Michael Böhm am 30.10.2024 beim Auftakt zu einem kommunalen Prozess, den Folgen des Klimawandels zu begegnen, besser: sich an diese anzupassen.
Der Entschluss des Ersten Bürgermeisters Michael Böhm zum Runden Tisch war die Konsequenz aus dem Starkregenereignis vom 2. September 2024, das wie bei anderen Kommunen auch seinen Ursprung nicht ausschließlich im eigenen Gemeindegebiet hatte. Katalysator für das konzertierte Vorgehen war ein Workshop für behördliche Akteure in Bayern, den das Projektteam EO4camLAB am 15.11.2024 in Oberpfaffenhofen abhielt. „Es ist eine Riesen-Chance, die Informationen der Zukunft mitzugestalten.“, so Prof. Dech vom Lehrstuhl für Fernerkundung in Würzburg in Kooperation mit dem DLR.
Die Fachtagung ließ den Gedanken im Kopf des Ersten Bürgermeisters reifen, die Angelegenheit auf eine höhere, interkommunale Ebene zu hieven. Denn nur so besteht eine realistische Aussicht auf sinnvolle, präventive Konzepte und erfolgversprechende Maßnahmen. Denn Starkregen macht nicht an den Gemeindegrenzen halt. Gleichwohl besteht Handlungsbedarf für erste Maßnahmen im Kleinen, meist kurzfristige Maßnahmen.
Der 26-köpfige Teilnehmerkreis war hochkompetent und zudem motiviert, das Thema gemeinsam, vor allem interkommunal anzugehen:
Alleine als Kommune sind wir machtlos: Fachlich, personell, finanziell. Wer meint, mit einem „hopplahopp aufgefüllten Feldweg“ etwas mehr als „so tun als ob“ zu bewirken, ist von der Realität so weit entfernt, wie der Nord- vom Südpol.
Blinder Aktionismus wird spätestens dann als Versagen entlarvt, wenn nicht nur stark abfließendes Wasser, sondern auch der Dreck des aufgeschütteten Feldwegs durch Straßen in Höfe und Gebäude fließt.
Ziel war es, so viele Akteure wie möglich ins Boot zu holen. Alle Beteiligten hatten ein Ziel: Uns alle so gut wie möglich vor den immer mehr sichtbar werdenden Folgen des Klimawandels zu schützen. Sünden der Vergangenheit wie Verrohrung oder Begradigung von Bächen rächen sich. Auch die oft fehlende Bereitschaft, etwas Grund und Boden zugunsten öffentlicher Belange zu veräußern, führen nicht zum Ziel. Auch klassisch behördliches Denken, mit einer Checkliste dem Thema an den Kragen gehen zu wollen, gehört „in die Tonne“.
Starkregenereignisse sind sehr plötzlich auftretende, nicht gut berechenbare und schnelle Ereignisse. Und sie sind dynamisch – heute hier, morgen dort. Auf diese vorbereitet zu sein gleicht der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Daher liegt der Fokus nun auf Fachlichkeit! Als Kommune sind wir auf externe fachliche Hilfe angewiesen. Auch finanziell.
Wir kooperieren bereits mit dem Wasserwirtschaftsamt und haben mit dem sogenannten „Hochwasser-Check“ die ersten Schritte eingeleitet. Wir deshalb, denn die benachbarten Kommunen, mit denen wir interkommunal in einem gemeinsamen Kommunalunternehmen verbunden sind, ziehen umgehend nach.
Parallel werden eine Krisenmanagementplanung (die Checkliste für uns Kommunen für den Fall des Schadensereignisses), Konzepte zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement, Rückhaltekonzepte für Gewässer III. Ordnung wie bspw. dem Leitenbach und Konzepte für den technischen Hochwasserschutz erstellen lassen. Parallel dazu sieht unsere Planung vor, mit dem Amt für Ländliche Entwicklung, in das Programm „boden:ständig“ (www.boden-staendig.eu) einzusteigen. Das Thema Fördermittel wird ein großes Thema werden, denn die Kosten für Wasserrückhalt in der Fläche oder gar technischen Schutz sind immens! Die interkommunale Zusammenarbeit wird in der Regel auch hier besonders gewürdigt.
Zudem stehen wir mit verschiedenen externen Stellen in Verbindung, die mit uns auf wissenschaftlicher und planerischer Seite kooperieren werden, so bspw. die Universität Würzburg und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die im Projekt „EO4cam“ gemeinsam agieren. eo4camLAB ist ein auf fünf Jahre ausgelegtes Projekt, wird vom Bay. Wirtschaftsministerium gefördert und befasst sich mit den Handlungsfeldern:
Urbaner Raum (u.a. Hitzeinseln, Stadtgrün, Versieglung, urbane Strukturen, Luftqualität)
Landwirtschaft (u.a. Feldfrüchte, Fruchtfolgen, Ernteerträge, Grünland, Bodenbearbeitung, Biodiversität)
Forstwirtschaft (u.a. Charakterisierung, Kartierung, Modellierung des Waldes und Bodenwasserhaushalts)
Georisiken (u.a. Hangrutschungen, Flutereignisse, Feuergefahren)
Ebenso bedeutsam ist die Zusammenarbeit mit der RIWA GmbH, unserem gemeinsamen Dienstleister für Geoinformationssysteme. Denn letztlich bedarf es der Modellierung und grafischen Aufbereitung ermittelter Daten, die in einem GIS dargestellt werden müssen.
Das gemeinsame Fazit der Bürgermeisterin und Bürgermeister der sieben Kommunen ist eindeutig: Ein Anfang ist gemacht, doch gut Ding will Weile haben, blinder Aktionismus bringt gar nichts und alleine ist jede Kommune nur halb so stark. In einem breitgefächerten Prozess geht es nun darum, konsolidiert vorzugehen, die Menschen in unserer Region hinzuzuziehen, auch in Verantwortung zu nehmen und alles zu einem gemeinsamen, wirkungsvollen Ergebnis zu führen.