Murmelbahn: „Eine Herausforderung war der Bau einer Murmelbahn in einer gemischtsprachigen Kleingruppe mit den verschiedensten Materialien.“
Deutsch-polnischer MINT-Austausch
Die deutsch-polnische Jugendbegegnung mit dem offiziellen Namen „MINTernational BRICKsolutions“ war für alle Beteiligten ein Erfolg. Eine Woche lang wurden Anfang Juni mit Hilfe von LEGO®-Education Bausteinen Herausforderungen gelöst, neue Wege gegangen und zusammen Spaß und Freude am Lernen gehabt. Fragen wie „Was ist Mathematik?“ oder „Wo steckt Mathe in den Lego-Bausteinen?“ standen am Anfang. Dass dabei ein Besuch im Legoland Günzburg natürlich nicht fehlen durfte, versteht sich fast von selbst. Auf dem Programm standen auch Übungsaufgaben, Fahrzeuge der Zukunft zu entwerfen und zu gestalten. Das Projekt erweiterte dabei das klassische MINT Programm (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) auch um den Bereich Kunst und Kreativität.
Die 26 Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren verständigten sich dabei meist auf Englisch. Schwierigkeiten zu überwinden, auch in einer fremden Sprache zu kommunizieren, war dabei nur eine Lernerfahrung der Jugendlichen. Ideen herauszubilden, zusammenzuarbeiten, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, Teamworking ganz konkret zu erfahren und neue Leute kennen zu lernen, das waren meistens die Antworten der Teilnehmenden auf die Frage was besonders gefallen hat, darunter auch: „Geduld zu üben!“ Die Jugendlichen erzählten begeistert, was sie alles erlebt und gelernt hatten; die Betreuerinnen und Betreuer sowie die Initiatorinnen des Projekts fühlten sich darin bestätigt, dass außerschulisches Lernen wunderbare Ergebnisse bringt. Dabei gab es im Vorfeld der Austausch-Woche noch einige Hürden zu nehmen.
Schwäbischen Schulen fehlte das Interesse
Denn während es auf polnischer Seite im schlesischen Piekary in der Nähe von Kattowice großes Interesse am Projekt gab, verhielten sich schwäbische Schulen eher zurückhaltend bis ablehnend. Im Land der Dichter, Denker und Ingenieure konnte zunächst keine Schule gefunden werden, die Interesse an einer Teilnahme hatte. Erst mit Hilfe von „Eurodesk“, einem europäischen Jugendinformationsnetzwerk im Rahmen des Erasmus-Bildungsprogramms konnte im brandenburgischen Cottbus einer Partnerschule gefunden werden. Dabei waren die Rahmenbedingungen für einen solchen Jugendaustausch optimal: dazu gehörten nicht nur eine großzügige finanzielle Förderung durch ERASMUS+ sondern auch eine sehr kompetente Konzeption und Betreuung durch besonders geschulte pädagogische Fachkräfte. An der Seite der international erfahrenen Bildungsreferentin Roswitha Lüer aus der JuBi stand die Polin Marta Florkiewicz-Borkowska. Sie spricht nicht nur sehr gut Deutsch, sondern ist auch eine mehrfach ausgezeichnete Lehrerin für Didaktik und Innovationen im Schulalltag.
Für die Jugendlichen mit und ohne Einschränkungen in ihren Fähigkeiten war dies der erste internationale Jugendaustausch überhaupt. „Jeder und Jede hat seinen eigenen Platz für sich gefunden und seinen Platz in der Gruppe, wo er gebraucht wird“ fasste Roswitha Lüer das zufrieden stellende Ergebnis zusammen. „Schade nur, dass es hier in Schwaben so wenig Interesse daran gab“, so die Bildungsreferentin. Am Ende hatten alle Jugendlichen den „Youthpass“ erhalten, ein Zertifikat, das den Wert nichtformaler und informeller Lernerfahrungen in den Vordergrund rückt. Es basiert auf einer Resolution des Europäischen Rates und wurde zwischen 2005 und 2007 im Auftrag der Europäischen Kommission entwickelt.
Text & Foto Tom OTTO