Kloster Beuern ca. 1700 (Bildarchiv Spindler)
Es war die Zeit der Kreuzzüge, als die christlichen Ritter, geharnischt nach Süden zogen, um das Heilige Land vor dem Islam zu befreien und in Köln und in Ulm die Bögen der hochgotischen Dome und Münster aus dem Boden wuchsen. „In den Iden (13. Tag des Monats) des Juni 1273 (MCCLXXIII)“ beschenken die Ritter Heinrich und Eberhard von Schönegg die Priorin und ihren Konvent, die bisher in der Stadt Wrzun (Wurzach) nach der Regel des Hl. Augustinus lebten, in dem Ort „den wir Buorrun nennen,neben dem Fluß namens Günz gelegen mit einer Kirche, 3 Huben (Halbhöfen) an Wald, Wiesen, Feld und Garten“ zu ihrem Seelenheil und zu Ehren der heiligen, höchsten Dreifaltigkeit als künftigem Besitz. Aus welchem Grund die Ritter von Schönegg der Priorin von Wurzach und ihrem Konvent im Wiesenbachtal am Otterbach die drei Halbhöfe schenkten, ist nicht bekannt. Die Schönegger Ritter, mit den drei schwarzen Küferschlegeln in ihrem Wappen, waren von den württembergischen Grafen von Grüningen als Ministeriale, Verwalter und Pfleger der königlichen Dienstlehen eingesetzt worden. Auf den östlichen Höhenrücken des Günztales hatten sie sich ihre Burgen (Reste: sog. Römerturm in Oberschönegg und Kern des Rechbergschlosses in Babenhausen) errichtet. In der Burg in Babenhausen wurde 1273 die gesiegelte Urkunde über die Klosterstiftung in Buorrun verfasst.
Zunächst wurden in dem kleinen „Kloster Bewrn umbs Jahr 1300 in einem dicken Wald in einem kleinen Bauernhaus drey unschuldige, arme und Gott liebende Schwesterlein erzogen und weil sie wegen ihres schlechten und armen Standes in kein Kloster eingenommen werden konnten, haben sie in irem Bawren-Hüttlein fein einfältig Gott nach der Regel des Heiligen Franciscus gedienet“. In diesem franziskanischen Geist entwickelte sich das Kloster und in den Chroniken wurde das „bienenemsige Sorgen der bäuerlichen Klosterfrauen und der Webgewinn“ aus der im Kloster ausgeübten Leinen-Weberei erwähnt. Schon 1499 erwarb die Mutter (Oberin) das ganze Dorf Beuren, bald kam Waldbesitz in Ebershausen und Waltenberg dazu und zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte das Kloster in Schwaben und im angrenzenden Altbayern 136 Grundholden, die zwar zu anderen Herrschaften gehörten, aber nach Beuren grund-, zinsbar und giltbar waren.
Das Dorf und das Kloster waren durch politische Entwicklung nun in den Besitz des Bischofs von Augsburg übergegangen. Die niedere Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Oberin, „Frau Mutter“ genannt. Weitere leitende Funktionen im Kloster übernahmen als Vertreterin die „Helfmutter“, die Braumeisterin, die Baumeisterin und die Küchen-und Kellermeisterin. Die jetzige Kirche wurde vermutlich zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaut, übrig geblieben ist noch der gotische Turm mit den gemauerten Friesen und der Grundriss des Chores. Die Reformationszeit ist an dem Kloster fast spurlos vorüber gegangen. Aus dem Bildersturm dieser Zeit in den Memminger Kirchen wurde in die Klosterbeurer Kirche ein Kruzifix gerettet mit einem Korpus mit echten Haaren und einem Lendentuch aus heimischem Leinen. Dazu ist auch eine Legende überliefert. Als nämlich über hundert Jahre später im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bei der Klosterbelagerung durch die Schweden der Hauptmann das Kloster an allen vier Ecken anzündete und es nicht brannte, zieh der die Klosterfrauen der Hexerei und Zauberei. Die ehrwürdige Mutter belehrte ihn, sie seien keine Hexen, sondern Bräute Christi und vertrauen Christus an seinem Holzkreuz. Der Hauptmann wollte „diesen Holzklotz sehen“ und rief: „wenn du der Sohn Gottes bist und der katholische Glaube der wahre Glaube ist, so mache meine blinde Tochter sehend!“. Da hätten die Anwesenden vom Kreuz herab die Stimme vernommen: „Wenn du an mich glaubst, so soll es geschehen!“. Der Hauptmann sei auf die Knie gesunken und habe gerufen: „Herr ich glaube!“, zur selben Stunde war seine Tochter sehend geworden.
Ein Splitter aus der Geiselsäule Christi ist 1671 in einer kostbaren Monstranz als Geschenk in das Kloster gekommen und das Kloster nannte sich fortan „zum hl. Blut“. Die Bruderschaft „Maria sieben Schmerzen vom schwarzen Skapulier der Serviten“ wurde 1677 gegründet und das Bruderschaftsfest wird seither, auch über die Klosteraufhebung hinaus, alljährlich im September mit Umgang und Gottesdienst gefeiert. Auch in diesem Jahr zum 750-jährigen-Klostergründungsjubiläum am 17.September 2023 mit Festgottesdienst und Prozession und einer Klosterführung. Eine weitere Kostbarkeit ist neben der 1700 von Rom nach Klosterbeuren gelangten prächtig bekleideten Reliquie der Heiligen Constantia der Winterchor im ersten Stock der Seitenkapelle. Dieser „Festsaal Gottes“ konnte früher über einen Arkadengang direkt von den Konventsgebäuden aus erreicht werden. In den Jahren 1800 bis 1803, bei der allgemeinen Säkularisation der Klöster, erlitt das Kloster an seinem materiellen Besitz erheblichen Schaden. Die Schwestern wurden pensioniert und konnten, wenn sie es wollten, in den letzten Gebäuden noch wohnen bleiben. Die letzte Schwester verstarb 1849 bei Verwandten in Boos. Die Gebäude des Klosters wurden versteigert und größtenteils abgerissen, das letzte Haus wurde 1852 verkauft. Im Eingangsbereich der Kirche zeigt eine große Holztafel die Namen von 186 Klosterfrauen, die über die Jahrhunderte im Kloster gelebt und dort verstorben sind. Geblieben ist die Pfarrei unter dem Patronat des Hl. Ursus. Dieser heilige Märtyrer wurde bereits bei der Gründung 1273 von den Grafen von Grüningen verehrt und nach der Säkularisation des Franziskaner-Klosters gelang es noch Reliquien des Hl.Ursus zu erwerben, um die Verehrung dieses Heiligen aus der Gründungszeit fortzusetzen. Der Weißenhorner Maler Conrad Huber erhielt 1803 den Auftrag für ein Hochaltarbild, das den vor den Toren von Solothurn im Jahr 302 gemarterten römischen Legionär zeigt, wie er in seiner Rüstung von den Engeln in den Himmel gehoben wird.