Liebe Kommunionkinder,
kann mir bitte jemand das Brot reichen? Was soll das denn, fragt ihr euch jetzt zurecht? Ich schreibe Euch das natürlich nicht, weil ich um einen Brotkorb bitten will. Sondern weil ich euch eine kleine Geschichte erzählen möchte, in der es um Brot geht. Sie stammt von dem Publizisten Heinrich A. Mertens und handelt von einem alten Bäcker.
Dieser Bäcker hat gemeinsam mit seinem Sohn einen Laden, der in der Jakobstraße in Paris liegt. Das Brot, das die beiden backen, ist sehr gut. Aber nicht nur deshalb kaufen die Menschen, die in dem Viertel wohnen, dort so gern ein. Nein, die kommen vor allem, um den alten Bäcker zu treffen. Manche sagen ja, er sei etwas seltsam und hätte einen Tick. Aber die meisten halten ihn für sehr weise und menschenfreundlich. Einige glauben sogar, er sei ein Prophet. Aber davon will der alte Bäcker nichts hören. „Dummerei“, brummt er vor sich hin, als ihm das zu Ohren kommt. Doch der alte Bäcker ist wirklich sehr weise: Er weiß nämlich, dass Brot nicht nur dazu da ist, um sich satt zu essen, sondern dass es noch eine ganz andere Bedeutung hat. Und dass gefällt den Menschen.
Einmal kam auch der Busfahrer Gérard zufällig in den Laden. „Die sehen bedrückt aus“, stellte der alte Bäcker fest. „Ich habe Angst um meine kleine Tochter“, erzählte der Omnibusfahrer niedergeschlagen. „Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen. Aus dem zweiten Stock. Sie ist vier Jahre alt. Und jetzt liegt sie schwer verletzt im Krankenhaus.“ Der alte Bäcker nahm ein Stück Brot von der Ladentheke und brach zwei Bissen davon ab. Einen davon reichte er dem Busfahrer Gérard. „Essen Sie mit mir“, sagte er zu ihm. „Ich will an Sie und Ihre kleine Tochter denken.“ Gérard hatte so etwas noch nie erlebt – doch er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, und er steckte sich den Bissen in den Mund. Schweigend aßen sie beiden und waren dabei in ihren Gedanken ganz fest bei dem kleinen Kind um Krankenhaus. Nach einer Weile kam eine Frau in den Laden, die schnell noch einen Laib Brot besorgen wollte. Doch noch bevor sie ihre Bestellung aussprechen konnte, reichte ihr der Bäcker ein Stück von der Brotscheibe. „Kommen Sie, essen Sie mit uns“, forderte er sie auf. „Die Tochter dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Vier Jahre ist das Kind alt. Die ist gestern aus dem Fenster gestürzt. Der Vater soll wissen, dass wie ihn nicht allein lassen.“ Und die Frau nahm das Stückchen Brot und aß mit den beiden. Und so ist das oft in dem Brotladen, in dem der alte Bäcker bedient. Und deshalb kommen die Leute auch so gerne dort hin.
Tja, liebe Kommunionkinder, die Geschichte erinnert euch bestimmt an die Bibelerzählung vom letzten Abendmahl: Da nahm Jesus das Brot, brach und verteilte es. Um an diesen Moment zu erinnern, wird in der Kirche bei der Eucharistiefeier die Hostie ausgegeben. Bei eurer Heiligen Erstkommunion werdet ihr zum ersten Mal selbst daran teilnehmen. Die Hostie – darüber habt ihr in den letzten Wochen und Monaten sicher viel gesprochen – ist ein Symbol für das, was Jesus für die Menschen getan hat.
Auch der alte Bäcker in dem Pariser Brotladen hat mit seiner Geste des Brotteilens ausgedrückt, dass er die Menschen, die zu ihm kommen, unterstützen und nicht alleine lassen will. Ihr braucht natürlich nicht extra nach Paris zu fahren, wenn ihr Hilfe braucht. Denn ihr habt eure Familie: Wenn ihr als Familie beim Essen zusammensitzt, wird sicher oft darüber gesprochen, was jeder so erlebt hat und was ihn bewegt. – Und gerade wenn einer mal Kummer oder Probleme hat – vielleicht auch Angst davor, etwas nicht zu schaffen –, wenn er also im übertragenen Sinn sagt: Kann mir bitte jemand das Brot reichen?, weil er Beistand braucht –dann helfen wir alle zusammen und sind gemeinsam viel stärker als einer allein.
Lieber Kommunionkinder, nicht nur Jesus, sondern viele Menschen sind für euch da und eure Wegbegleiter! Denkt einfach daran, wenn es mal nicht so gut läuft.
Die Schwanfelder Kommunionkinder sind
Amelie Hedrich, Bismarckstraße 15
Lea Nastvogel, Reiterswiese 24
Carolina Neumer, Gehringsmühle 2
Julian Prötzel, Adenauerplatz 1
Ben Schneider, Schlossgarten 4
Elias Seufert, Adenauerplatz 11
Jakob Strobel, Ansbachring 5
Dana Wehner, Dorfstraße 12
Ich wünsche euch, auch im Namen der ganzen Gemeinde, des Gemeinderates und der Verwaltung, für die Zukunft alles Gute, Glück und Gottes Segen. Unsere Gedanken sind auch bei euren Eltern. Den auswärtigen Gästen wünschen wir frohe Stunden und einen angenehmen Aufenthalt in unserer Gemeinde.
Herzlichst
eure Lisa Krein
Erste Bürgermeisterin