Die türkischen Familien, die beim Kochen, Dekorieren und Bedienen mithalfen, strahlten nach der erfolgreichen Veranstaltung.
Hülya Ünal erklärte in ihrem Vortrag die Bedeutung und den Inhalt des Fastenmonats Ramadan als eine der fünf Säulen des Islams.
„Frieden, eine fröhliche Gemeinschaft und eine gute Möglichkeit, sich besser kennenzulernen, das habe ich heute empfunden“, sagte Fatih, einer der Hauptorganisatoren des öffentlichen Fastenbrechens, genannt Iftar. Zur Feier des Iftars hatten er und seine Freunde Evran, Mustafa und Mete die Königsbrunner Bevölkerung eingeladen. Was sonst abends im familiären Rahmen geschieht, war am 27. März 2024 für die Nachbarschaft geschaffen worden. „Wir wollen Danke sagen für die Hilfe und Begleitung in all den letzten Jahren“, so umschrieb es der vielfach ehrenamtlich engagierte Grundschullehrer Evran.
Engagement schafft Begegnung
Integrationsreferentin Andrea Collisi war sofort von der Idee begeistert, stellte den Kontakt zur evangelischen Gemeinde her und half bei der Organisation. Auch das Mehrgenerationenhaus unterstützte das Projekt. 20 türkische Familien halfen beim Dekorieren und Zubereiten der Speisen für die insgesamt 125 angemeldeten Personen. Diese staunten nicht schlecht, als sie in das evangelische Gemeindezentrum eintraten und die mit Blumen und Lampen festlich eingedeckten Tische sahen. Am Eingang wurden die Gäste begrüßt und zu ihrem Tisch geführt. An ihrem Platz fanden sie eine Dattel in einer Bambusschale und mit Blick auf das einige Tage später gefeierte christliche Fest ein kleines Schildchen mit „Frohe Ostern“ vor.
Dass Religionen oft missbraucht würden und dies nichts mit dem Glauben des Einzelnen oder einer Kultur zu tun habe, hob Pfarrer Ernst Sperber in seiner Ansprache hervor. Er betonte seine Freude über das erste Iftar in der Geschichte der evangelischen Gemeinde St. Johannes und bedankte sich für den Impuls. Auch die Organisatoren unterstrichen, dass sie für die Möglichkeit sehr dankbar und glücklich seien. 2. Bürgermeister Maximilian Wellner und 3. Bürgermeisterin Ursula Jung waren in Vertretung des 1. Bürgermeisters Franz Feigl der Einladung gefolgt. In seinem Grußwort unterstrich Maximilian Wellner seinen Respekt gegenüber den seit einigen Jahren in der Brunnenstadt lebenden Bürgern mit Migrationsgeschichte, die hier rasch Deutsch lernen und sich oft beruflich neu orientieren müssten.
Fasten, um Gutes zu tun
Hülya Ünal klärte über die große Bedeutung des Fastenmonats Ramadan für Muslime als eine der fünf Säulen des Islam auf. Dabei ginge es keineswegs nur um den Verzicht auf Essen und Trinken, sondern um Einkehr, die (finanzielle) Hilfe für Menschen in Not sowie die Pflege der Familie. „Wir empfinden nicht Last und Strafe für diese Aufgabe, sondern sehen Jahr für Jahr die Möglichkeit der Reflexion über das eigene Dasein und Handeln.“ Beim Muezzin-Ruf zum Gebet, vorgetragen von Muzaffer Sahinoglu, legte sich über die Tischgemeinschaften eine andachtsvolle Stille. „Ja, mich hat das schon sehr berührt, ich bekam direkt Gänsehaut“, erklärte eine deutsche Besucherin dazu.
Andrea Collisi warb zum Abschluss für die wohltuenden Begegnungen beim interkulturellen Treff „Café Mosaik“, in dessen Rahmen die Projektidee entstanden ist. Als Integrationsreferentin sehe sie einen großen Erfolg darin, wenn Menschen mit Migrationsgeschichte eigene Initiativen und Aktionen entwickeln, auch um ihre Kultur anderen nahezubringen.