Am 18. Januar 1979 veröffentlichte die mittlerweile eingestellte Stadtzeitung dieses Bild von Schwester Christl.
Lesen Sie auf caritas.de nach, wie der Begriff Sozialstation definiert wird.
Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten: Die Bevölkerung wird immer älter. Immer mehr Menschen benötigen im Alter Unterstützung und Pflege. Dennoch möchten sie verständlicherweise so lang wie möglich in ihren vertrauten vier Wänden bleiben und nicht in eine stationäre Einrichtung umziehen. Dann müssen sie ambulant versorgt werden. Im Bereich der ambulanten Pflege gibt es auch in unserer Stadt diverse Träger und Anbieter. Ihre Wurzeln hat die ambulante Pflege in Königsbrunn – laut Unterlagen des Stadtarchivs – in einer Krankenpflegestation, die zunächst mit einer Rotkreuz-Schwester besetzt war. Später übernahmen die Diakonissen die Hausbesuche bei Kranken, dann ziviles Pflegepersonal. Die Finanzierung und Organisation erfolgte durch den Verein für ambulante Krankenpflege.
Vorläufer einer modernen Sozialstation
Die erwähnte Krankenpflegestation bestand nachweislich bereits ab 1909. Sie war der Vorläufer einer modernen Sozialstation (Definition sh. Kasten). 1951 erhielt die dort tätige Rotkreuz-Schwester Unterstützung durch eine evangelische Diakonissenschwester. 1955 übernahmen die Diakonissinnen vollständig. Ihr Stützpunkt war die Diakonissenstation, Abteilung Ambulante Krankenpflege in Königsbrunn, am Wiesensteig. Die ausgebildeten Krankenschwestern leisteten genau das, was auch moderne Sozialstationen erbringen: Sie fuhren zu Pflegebedürftigen und kümmerten sich in deren Zuhause um ihr gesundheitliches Wohl.
1951 löste der neu gegründete Verein für ambulante Krankenpflege das bis dahin von Glaubensgemeinschaften bzw. Hilfsorganisationen getragene Modell ab. Ehrenamtliche übernahmen die organisatorischen Aufgaben.
Die Arbeit der Diakonissen finanzierte der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und Sammelaktionen. Weitere finanzielle Unterstützung gewährte die Gemeinde. Laut der Chronik des Vereins für ambulante Krankenpflege waren die Schwestern ab 1963 mit einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Pkw unterwegs.
Im November 1978 betitelte die Augsburger Zeitung einen Bericht über die Jahreshauptversammlung: „Krankenpflegeverein erspart Sozialstation“. Denn eine Sozialstation mussten Kommunen (neben dem Landkreis) pflichtgemäß mitfinanzieren, die Arbeit des Krankenpflegevereins in Königsbrunn hingegen unterstützte die Stadt freiwillig.
Nach dem durch Nachwuchsmangel bedingten Rückzug der Schwestern aus der Gemeindekrankenpflege übernahmen schließlich „zivile“ Pflegekräfte deren Aufgabengebiet. 2001 beschäftigte der Verein laut einem Bericht in der Königsbrunner Zeitung 15 medizinische Fachkräfte, die rund 50 Patienten versorgten. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Mitgliederzahl des Vereins kontinuierlich von 100 Gründungsmitgliedern auf „fast 1000“, wie die Königsbrunner Zeitung schrieb, gestiegen.
Kurzzeitpflege ab 1998
Unterlagen im Stadtarchiv zufolge bot der Verein ab Sommer 1998 vier teilstationäre Tagespflegeplätze und sieben Kurzzeitpflegeplätze in der Rosenstraße an. 2001 erfolgte der Umzug in die Schwabenstraße mit 15 Zimmern und 20 Pflegeplätzen. Mit der Erweiterung begannen die Geldsorgen, die finanzielle Lage verschlechterte sich. 2002 schließlich wurde der ambulante Dienst mit dem Sozialdienst des BRK Haunstetten zusammengelegt.
Eine Begriffsdefinition zu Sozialstation / Ambulanter Pflegedienst liefert das Glossar auf caritas.de:
„Sozialstationen sind mobile Pflegedienste. Die Mitarbeiter(innen) gehen in die Haushalte pflegebedürftiger alter oder kranker Menschen und helfen ihnen im Alltag. Das Angebot umfasst unter anderem Alten- und Krankenpflege, Krankenhausnachsorge, Familienpflege, Beratung, hauswirtschaftliche Versorgung, Vermittlung von Hausnotruf sowie Essen auf Rädern. Getragen werden die Sozialstationen meist von den Wohlfahrtsverbänden, z. B. Deutsches Rotes Kreuz, Caritas oder Diakonie.
Gleichartige Dienste von gewerblichen Anbietern nennen sich oft „Ambulante Pflegedienste“.
Die Leistungen der Sozialstationen und ambulanten Pflegedienste werden von den Krankenkassen, den Pflegekassen oder dem Träger der Sozialhilfe (z. B. im Rahmen der Hilfe zur Pflege) bezahlt.“
In der Dezember-Ausgabe 2023 des Königsbrunner Mitteilungsblattes war zu lesen, dass „die erste Sozialstation“ in Königsbrunn das Pflegezentrum Ederer gewesen sei. Diese Formulierung ist so nicht korrekt, da – wie oben ausgeführt – bereits deutlich früher ambulante Hilfe in Königsbrunn angeboten wurde.