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Königsbrunner Mitteilungsblatt
Ausgabe 9/2023
Kultur (Rub)
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„Tag des offenen Denkmals“ / Veranstaltungen in Königsbrunn

Die Pfarrkirche St. Ulrich von der Westseite aus

Bis heute ranken sich viele Spekulationen über die ausgeübten Rituale des Mithraskultes, die in höhlenartigen, dunklen Räumen durchgeführt wurden.

Renate Koppenberger im Kostüm einer Striga. Das Foto wurde im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten aufgenommen.

Abbild eines römischen Fluchtäfelchens

Erstmals nach der Corona-Pandemie findet am Sonntag, 10. September 2023, ohne jegliche Einschränkungen wieder der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufene „Tag des offenen Denkmals“ statt. Unter dem Motto „Talent Monument“ heißt es dieses Mal, die gesamte Bandbreite denkmalgeschützter Objekte in den Mittelpunkt zu rücken. Auch in Königsbrunn gibt es zwei Orte, die an diesem Tag ihre Geschichte präsentieren.

Pfarrkirche St. Ulrich, Ulrichsplatz 1

Die Pfarrkirche St. Ulrich wurde in den Jahren 1855 bis 1858 im neugotischen Baustil errichtet und ist eng verwoben mit der Geschichte der Gemeinde Königsbrunn. Als Anfang der 1830er-Jahre erste Siedler die kargen Flächen entlang der Straße zu bebauen begannen, ahnte niemand, wie schnell daraus eine dynamische und immer weiterwachsende Ortschaft entstehen würde.

Bald wurde es notwendig, für die Gläubigen beider Konfessionen jeweils eine Kirche zu bauen. Die katholische Kirche wurde unter das Patronat des Hl. Ulrich gestellt. Im Zusammenhang mit der 900-Jahr-Feier der Lechfeldschlacht am 10. August 1855 fand die Grundsteinlegung statt. Am Anfang stand nicht nur das Gedenken an Bischof Ulrich, der als unermüdlicher Seelsorger und Verteidiger der Stadt Augsburg gefeiert wurde. Auch der nationale Gedanke der Einigung Deutschlands und des Sieges der Zivilisation gegen die Barbarei wurden mit dem Bau der Kirche in Verbindung gebracht.

Am „Tag des offenen Denkmals“ ist die Pfarrkirche St. Ulrich von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet.

Heilige Messe: 8:30 Uhr und 19:00 Uhr

Führung durch Dr. Daniel Esch: 15:00 Uhr

Treffpunkt vor dem Westportal. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Mithraeum, städtischer Friedhof an der Wertachstraße

Ab dem ersten Jahrhundert nach Christus verbreitete sich im römischen Reich mit dem Mithraskult ein geheimnisumwitterter Mysterienkult. Um als Mitglied in den Kult aufgenommen zu werden, mussten mehrere Prüfungen absolviert werden. Außerdem verpflichteten sich die vermutlich ausschließlich männlichen Anhänger zu strengstem Stillschweigen.

Bauliche Überreste einer Mithras-Stätte haben sich in Form eines Bodendenkmals auf dem städtischen Friedhof in Königsbrunn erhalten. Das Mithras-Heiligtum in Königsbrunn ist das einzige noch erhaltene in der ehemaligen römischen Provinz Raetien; es stellt in Bayern eine absolute Besonderheit dar (siehe hierzu auch Seite??????).

Die Menschen in der Antike hingen nicht nur verschiedenen Kulten an, sie waren auch sehr abergläubisch. Die Römer waren überzeugt, andere Menschen bannen zu können, wenn diese unbillige Dinge getan hatten. Dazu benötigte man lediglich „Materia magica“ („heilende Substanz“), mit deren Hilfe eine römische Fluchpriesterin (Striga) die gewünschte Person verfluchte. Die häufigsten Gründe für das Aufsuchen einer Striga waren verschmähte Liebe und Eifersucht.

Beim „Tag des offenen Denkmals“ führt die Experimentalarchäologin Renate Koppenberger um 14:00 Uhr den Besucherinnen und Besuchern zunächst die Fluchszene vor und erläutert im Anschluss die historischen Hintergründe sowie die aktuellen Erkenntnisse zu den in Schwaben verwendeten Fluchtäfelchen und -puppen.

Am „Tag des offenen Denkmals“ ist das Mithraeum von 13:30 bis 16:00 Uhr geöffnet.

Vorführung einer Fluchpriesterin: 14:00 Uhr

Es ist keine Anmeldung erforderlich.