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Königsbrunner Mitteilungsblatt
Ausgabe 9/2023
Kultur (Rub)
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Das Königsbrunner Mithraeum / am „Tag des offenen Denkmals“

Das Königsbrunner Mithraeum mit Schutzbau auf dem städtischen Friedhof: Der Schutzbau wurde 2002 eingeweiht. Das Dach entspricht antiken Vorbildern mit Tonnengewölbe. Das Mithraeum ist von März bis Oktober jeden vierten Sonntag im Monat von 14:00 bis 16:00 Uhr geöffnet – und eben auch beim „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September 2023.

Mithras-Stein mit der Stiertötung durch Mithras: Mithras geht wohl auf eine gleichnamige persische Gottheit zurück. Er wird als Jüngling in persischen Gewändern und mit phrygischer Mütze dargestellt. Die Fackelträger Cautes und Cautopates begleiten Mithras. Die Symbole oberhalb stehen für die Sonne (Sol) und den Mond (Luna).

Mithraeum bei Fackelschein: Mithraeen lagen in tiefen und dunklen Räumen. Sie erinnern an Höhlen, da die Gottheit Mithras nach der Überlieferung in einer Felsenhöhle geboren wurde. Die Kulthandlungen fanden vermutlich bei Fackelschein statt.

Am Sonntag, 10. September 2023, findet der „Tag des offenen Denkmals“ statt. In Königsbrunn lädt der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V. ab 13:30 Uhr ins Mithraeum ein (siehe hierzu auch Seite?????).

Das Mithraeum

Ein Mithraeum ist ein Heiligtum des römischen Mithras-Kultes. Dieser religiöse Kult war seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im ganzen Römischen Reich verbreitet.

Mithraeen waren meist unterirdisch in Kellern, Höhlen oder Felsen angelegt. Die Versammlungen fanden im Verborgenen statt. Ein Priester zelebrierte die Kult-Handlung für die ein bis zwei Dutzend anwesenden Gläubigen.

Das Königsbrunner Mithraeum befindet sich an originaler Stelle im städtischen Friedhof. Es ist das einzige in der römischen Provinz Raetien nahezu vollständig erhaltene Mithras-Heiligtum.

Entdeckung

Bei der Anlage des Friedhofs stießen die Arbeiter auf Überreste einer römischen Besiedlung. Die Archäologen hielten die 1976/77 freigelegten Mauern von „Gebäude Nr. 5“ zunächst für ein Nebengebäude eines römischen Gutshofes (Villa Rustica).

Erst bei einer Nachgrabung im Jahr 2000 wurde der Sonderbau als Mithras-Heiligtum identifiziert und genauer untersucht.

Aufbau

Die ca. 30 cm hohen Außenmauern aus Tuffstein messen 9,80 mal 9,10 Meter. Eine Holzkonstruktion darüber war nicht mehr erhalten. Die Mauerreste wurden 2002 durch einen modernen Schutzbau überbaut.

Der Eingang lag im Norden. In einem Raum gegenüber wurden vielleicht die Kultgegenstände aufbewahrt. Hinter einem Vorraum öffnete sich das nach Westen orientierte, dreigeteilte Innere. Die Teilnehmer der Kult-Zeremonien – ausschließlich Männer – hielten sich links und rechts auf zwei Podien oder Liegeflächen auf. Der Mittelgang (Cella) führte auf einen rechteckigen Anbau (Apsis) zu.

Kultbild mit Stiertötung

Davor dürfte sich das zentrale Kultbild befunden haben, die Stiertötung durch die Gottheit Mithras. Das „Tauroktonie“ genannte Motiv zierte als gemaltes Bild, Relief oder Skulptur jedes Mithraeum. Es ist in Königsbrunn nicht mehr erhalten. Stattdessen sehen Sie die Kopie des „Mithras-Steins“ aus Sterzing (Südtirol).

Bemalte Verputzreste deuten auf eine farbige Bemalung der Innenwände hin.

Im Mittelgang lagen zahlreiche Münzen vom 2. bis ins 4. Jahrhundert auf dem Boden. Ihr Wert war allerdings gering.

Eine Tafel mit Gliederung und Grundriss des Mithraeums befindet sich am Gebäude. Ein Teil der Münzfunde ist im Archäologischen Museum im Rathaus ausgestellt.