Knapp die Hälfte des Energiebedarfs in der Stadt Roth entfielen 2019 auf Wärme.
Der Anteil der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen variiert stark aufgrund örtlicher Gegebenheiten.
Hilfreich für die Analysen sind das Solardachkataster und Wärmekataster.
Vor allem durch den Ausbau von Photovoltaik kann der Anteil an erneuerbaren Energien erhöht werden.
Frau Ziegler, Ansprechpartnerin der Klimaschutzstelle des Landkreises Roth, stellte den Digitalen Energienutzungsplan vor, der für die Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis ein wichtiges Instrument zur Umsetzung einer nachhaltigen Energieerzeugungs- und Versorgungsstruktur bieten soll.
Wesentlicher Baustein ist dabei die Identifizierung und das Aufzeigen von konkreten Handlungsmöglichkeiten vor Ort, um die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen und den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. Der Energienutzungsplan umfasst dabei für jede Kommune eine umfassende Bestandsaufnahme der derzeitigen Energieinfrastruktur mit einer detaillierten Energie- und CO2-Bilanz in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr, einer Analyse der nachhaltigen Potenziale zum Ausbau erneuerbarer Energieträger und die Ermittlung der möglichen Energieeinsparungen in den einzelnen Verbrauchergruppen. Ergänzend dazu gibt es für jede Kommune ein digitales Energiemodell mit gebäudescharfem Wärmekataster sowie einen Maßnahmenkatalog mit konkreten Projekten zur weiteren Umsetzung.
Bestandaufnahme der derzeitigen Energieinfrastruktur
Frau Ziegler präsentierte den Stadtratsmitgliedern den energetischen Ist-Zustand des Landkreises und der Stadt Roth mit Stand 2019. Die Zahlen wurden in Vergleich zum Jahr 2010 gesetzt – als 2012 das Klimaschutzkonzept für den Landkreis Roth fertiggestellt wurde, dienten die Zahlen aus dem Bilanzjahr 2010 als Basis.
Zwischen 2010 und 2019 war in der Stadt Roth ein Bevölkerungszuwachs von 3,4 Prozent (+821 Bürger*innen) und ein Beschäftigtenzuwachs von 27,3 Prozent (+2.377 Beschäftigte) zu verzeichnen.
In Summe lag der komplette Energieverbrauch 2019 mit 31 MWh pro Einwohner*in eine Megawattstunde höher als 2010: beim Stromverbrauch konnten Einsparungen verzeichnet werden, bei Wärme und Verkehr war dagegen ein leichter Anstieg zu verzeichnen.
Bei den Verbrauchergruppen sind Gewerbe und Industrie die größten Wärme- und Stromabnehmer, gefolgt von den privaten Haushalten; Kommunen nehmen etwa nur zwei Prozent der Energie ab. Insgesamt ist die Stadt Roth für etwa 21 Prozent der im Landkreis verbrauchten Energie verantwortlich.
Anteil der erneuerbaren Energien
Beim Strom lag der Anteil an erneuerbaren Energien in der Stadt Roth im Bilanzjahr bei vierzehn Prozent und konnte im Vergleich zu 2010 beinahe verdreifacht werden. Etwa die Hälfte davon konnten durch Photovoltaikanlagen gewonnen werden, die andere Hälfte wurde durch Wasserkraftanlagen, vor allem am Rothsee eingespeist.
Im kompletten Landkreis konnte ein Anstieg der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen um 226 Prozent verzeichnet werden.
Frau Ziegler wies darauf hin, dass der Anteil an erneuerbaren Energien von Ort zu Ort aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten sehr verschieden sei. In Thalmässing beispielsweise konnte der Anteil der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen im Vergleich zu 2010 verachtfacht werden, was vor allem auf die seither installierten Windkraftanlagen dort zurückzuführen sei.
Auch bei Betrachtung des kompletten Landkreises hat die Stromgewinnung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen erwartungsgemäß deutlich zugenommen. Betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 2010 noch rund 18 %, so konnte dieser Anteil seither auf rund 50 % gesteigert werden.
Die Wärmeversorgung in der Stadt Roth entsprang 2019 zu vier Fünfteln aus konventionellen Quellen wie Erdgas (44%) und Heizöl (36%), die feste Biomasse (Holz) machte den Löwenanteil bei den erneuerbaren Anteilen aus.
Potentialanalyse für die Stadt Roth
Durch Energieeinsparungen auf der einen Seite und den Ausbau erneuerbarer Energien auf der anderen Seite soll der Energieverbrauch aus konventionellen Energien zukünftig weiter gesenkt werden.
Jährlich etwa zwei Prozent der bestehenden Wohnfläche sollen dafür mit Sanierungsmaßnahmen bedacht werden. Als mittlerer Zielwert wurde dabei der Standard eines Kfw-100-Hauses herangezogen. Darüber hinaus sollen weitere 1,5 Prozent Einsparungen mithilfe von Effizienzsteigerungen bei Heizungsanlagen und elektrischen Geräten ermöglicht werden, was der EU-Effizienzrichtlinie (EED) entspricht.
Zur besseren Identifikation von sanierungsbedürftigen Gebäuden wird der Stadt Roth ein digitales Wärmekataster zur Verfügung gestellt. Dieses gibt mithilfe sogenannter Heatmaps Hinweise auf Gebäude, die einen sehr hohen absoluten Wärmebedarf besitzen.
Als mögliche neue regenerative Energielieferanten wurden 2019 für die Stadt Roth Photovoltaik-Freiflächen und Photovoltaik-Aufdachmöglichkeiten definiert; auch bei der Biomasse sei noch Ausbaupotential vorhanden, wobei das Potential durch die Vorgabe einer nachhaltigen Nutzung von Waldflächen gedeckelt ist. Neu zur Diskussion stehen außerdem potentielle Standorte für Windkraftanlagen.
Wo steht die die Stadt Roth 2030?
Der Präsentation zufolge könne der komplette Strombedarf der Stadt Roth bis 2030 um etwa 15 Prozent reduziert werden – ausgehend vom Status Quo 2019; dabei könnten 2030 knapp 46% aus regenerativen Energiequellen gewonnen werden, was einer Verdreifachung zum Stand von 2019 entspräche. Der gesamte Landkreis könne bis 2030 sogar einen durch regenerative Erzeugung gewonnenen Stromüberschuss von 30 Prozent erzeugen.
Bei der Wärme könne aufgrund des geringen Potenzials nur etwa sechs Prozent mehr aus regenerativen Energiequellen erzielt werden. Das technische Potenzial sei aber ebenfalls nur eine Momentaufnahme von 2019 gewesen. Durch neue Entwicklungen könne sich weiteres technisches Potenzial ergeben.
Kommunenspezifischer Maßnahmenkatalog
Auf Basis der erhobenen Zahl wurden im Zuge von Regionalkonferenzen gemeinsam mit Vertretern der Kommunen konkrete Maßnahmenideen und –ansätze erarbeitet, die sich auf verschiedenste Themenbereiche erstrecken, zum Beispiel der Optimierung der Heizungsanlage des Bauhofs, der Installation von Photovoltaik-Anlagen für Kindergärten, etc.
Der komplette Energienutzungsplan des Landkreises Roth kann auf der Webseite des Landratsamtes eingesehen und heruntergeladen werden: www.landratsamt-roth.de/klimaschutzkonzept