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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Neuhof an der Zenn mit den amtlichen Bekanntmachungen der Mitgliedsgemeinden Neuhof an der Zenn und Trautskirchen
Ausgabe 21/2025
Informationen der Bürgermeister
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Aus Amt und Kreis

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Denken heißt vergleichen!“ Das wusste schon der deutsche Politiker und Publizist Walther Rathenau - und Recht hatte er. Denn das Vergleichen mit anderen Akteuren, mit Mitbewerbern und, bezogen auf unseren Landkreis, eben mit anderen Landkreisen, zeigt, wo wir stehen. Ein ungemein wertvolles Instrument ist in diesem Kontext der sog. „Zukunftsatlas Deutschland“. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine deutschlandweit einzigartige Studie: Seit 2004 erstellt das „Prognos-Institut“, ein unabhängiges Forschungs- und Beratungsunternehmen, ein umfassendes Lagebild zur Zukunftsfähigkeit aller Regionen Deutschlands. Der Atlas untersucht dabei sämtliche 400 Landkreise sowie kreisfreien Städte und verdichtet dafür über 30 Kennzahlen aus den Bereichen „Demografie“, „Arbeitsmarkt“, „Wirtschaft“ sowie „Wohlstand & soziale Lage“ zu einem Gesamtvergleich. Die Kennzahlen gliedern sich hierbei in zwei Bereiche: Stärke und Dynamik! Die Stärkeindikatoren beschreiben den aktuellen Zustand einer Region – etwa, ob sie für junge Erwachsene attraktiv ist, wie hoch die Arbeitslosenquote liegt oder wie viele Patente vor Ort angemeldet werden. Die Dynamikindikatoren dagegen zeigen die Entwicklung

über einen längeren Zeitraum in Bezug auf Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung. Schon als Bürgermeister habe ich die Studie intensiv verfolgt. Umso mehr war ich nun gespannt, wie unser Landkreis in der neusten Ausgabe 2025 abschneiden würde. Denn für uns ist der Zukunftsatlas ein

wichtiger Kompass, um sowohl Stärken zu erkennen als auch Herausforderungen rechtzeitig anzugehen.

Vergleich mit anderen Landkreisen

Wo stehen wir also, im Vergleich zu allen anderen Landkreisen und kreisfreien Städten? Nun, wir landen auf einem, für uns erfreulichen Platz 144 von 400. Seit 2019 haben wir uns kontinuierlich nach oben gearbeitet: 2019 Platz 220, also absolutes Mittelfeld, 2023 schon Platz 170 und nunmehr, 2025 eben Platz 144. Legt man den Fokus auf die mittelfränkischen Landkreise ergibt sich folgende Reihung: Führender Landkreis, auf Platz 46 in Deutschland ist der Landkreis Erlangen- Höchstadt. An zweiter Stelle mit Platz 99 steht der Landkreis Roth. An dritter Stelle folgt der Landkreis Ansbach mit Platz 131. An vierter Stelle auf Platz 144 sind wir angesiedelt, also der Landkreis Neustadt

a.d.Aisch–Bad Windsheim. An fünfter Stelle folgt mit Platz 148 der Landkreis Fürth. An sechster Stelle mit Platz 150 der Landkreis Nürnberger Land. Den Schluss bildet an siebter Stelle auf Platz 195 der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Durchaus beachtlich, wie ich finde.

Anteil junger Menschen

Problematisch ist unser unterdurchschnittlicher Anteil junger Menschen im Landkreis, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Nur 11,7 Prozent der Menschen bei uns sind sind zwischen 18 und 30 Jahre alt (Platz 253). Zum Vergleich: In Bayern liegt der Schnitt bei 13,5 Prozent. Wir müssen also gesteigerten Wert darauf legen, als „Mehrregion“, an Attraktivität für junge Erwachsene zuzulegen. Von bezahlbarem Wohnraum, über „Weggehmöglichkeiten“ bis hin zu spannenden Ausbildungs- und Karrierewegen. Sicher, wir werden nicht gänzlich verhindern können, dass in der Phase von schulischer Weiterbildung und Studium so mancher in die Städte unserer Republik ziehen wird. Wichtig für uns wird aber sein, dass diese irgendwann wiederkommen. Spätestens dann, wenn Nachwuchs ins Haus steht oder der Wunsch nach einem Eigenheim zum Tragen kommt. Dafür müssen wir aber noch mehr als „lässiger Landkreis mit hoher Lebensqualität“ wahrgenommen werden. Ebenso ein Bereich, in dem Handlungsbedarf besteht: Der Anteil von sogenannten „Hochqualifizierten“, die im Landkreis einem Job nachgehen (können). Zu diesen Spezialisten und Experten zählen berufliche Meister genauso, wie etwa Hochschulabsolventen. Hier liegen wir ganz abgeschlagen auf Platz 374 von 400! Sicher, dies liegt auch daran, dass viele unserer Bürgerinnen und Bürger ihren Arbeitsplatz in Erlangen, Würzburg oder Nürnberg haben. Und dennoch muss dieser Wert Ansporn für uns sein, als Unternehmerstandort wahrgenommen zu werden. Denn damit sind Arbeitsplätze in allen Bereichen verbunden.

Positionierung

Wiederrum erfreulich sind etwa folgende Befunde der Studie: Mit 2,6 Prozent haben wir eine der geringsten Arbeitslosenquoten in ganz Deutschland und rangieren in dieser Kategorie auf Platz 25. Die Patentanmeldungen je 100.000 Erwerbsfähige (2019-2021) haben sich positiv entwickelt, was für die Innovationskraft unserer Betriebe spricht. Und auch wenn die Gründungsintensität gering ist (Platz 215), liegen wir in der Entwicklung auf Platz 16 mit 18,7 Prozent, deutlich über dem Bundesdurschnitt. Beim Zubau der erneuerbaren Energien ist unser Kreis indes unter den Top 100 (Platz 81) und verspricht Einnahmen und Wertschöpfung in der Zukunft. Apropos Zukunft, unser Landkreis wächst in acht von zwölf vom Prognos- Institut definierten Zukunftsbranchen überdurchschnitt lich. Unter anderem im Baugewerbe und der Logistik. Stark Positionieren wir uns auch im Bereich der Dienstleistungen

und Gesundheit, die überdurchschnittlich stark wachsen. Über unsere strategischen Überlegungen dazu habe ich in der letzten Ausgabe ja ausführlich berichtet. Besonders bemerkenswert sind schließlich der Wohlstand und die soziale Lage in unserer Heimat. In der Gesamtbetrachtung liegen wir in dieser Rubrik auf einem sehr starken Platz 43: So ist im Vergleich zu anderen deutschen Landkreisen die kommunale Schuldenlast deutlich geringer, was

Handlungsspielräume für öffentliche Investitionen eröffnet. Nur ein geringer Anteil der Bevölkerung ist bei uns auf staatliche Transferleistungen angewiesen (Platz 46). Schließlich ist die Kriminalitätsrate eine der niedrigsten in Deutschland überhaupt (Platz 14). Diese und viele weitere Ergebnisse der Studie werde ich nun sowohl in der Verwaltung als auch mit dem Kreistag und den Kommunen diskutieren. Denn es gilt, nochmals im Sinne von Walther Rathenau, über die angestellten Vergleiche intensiv nachzudenken, um die notwendigen Weichen für unsere Zukunft zu stellen.

Kommen Sie gut durch die nächsten zwei Wochen.

Ihr
Christian von Dobschütz
Landrat