Mögen Sie auch die Froschkonzerte, die in lauen Nächten von all den Weihern bei uns im Seebachgrund ertönen? Aufgrund der Lautstärke der männlichen Tiere in der Balzsaison könnte man glauben, dass hier die Natur noch voll intakt ist und es unzählige Frösche gibt, aber leider ist das nicht so. Frösche und viele andere Amphibien zählen inzwischen zu den gefährdeten Arten und es könnte sein, dass das fröhliche Quaken bald nur noch selten zu hören ist. Warum?
In den ausgeräumten, überdüngten Ackerflächen der Landwirtschaft finden Amphibien keinen Lebensraum mehr, sie werden geschädigt durch Pestizide, die über die feuchte, durchlässige Haut leicht aufgenommen werden. Dies kann zum Tod führen, das Immunsystem der Tiere schwächen oder aber die Entwicklung von der Kaulquappe zum erwachsenen Tier stören. Hitze und Trockenheit als Folge des Klimawandels setzen Amphibien natürlich auch sehr zu.
Feuchtgebiete gibt es immer weniger und in sterilen aufgeräumten Gärten finden Amphibien keine Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten. Auch durch das Insektensterben leiden Kröten, Frösche und Molche, denn Insekten sind eine zentrale Nahrungsquelle. Eine veränderte Agrarpolitik mit vermindertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und einer Erhöhung der Anbaufläche in ökologischer Landwirtschaft könnte hier einen wirksamen Beitrag zum Amphibienschutz leisten.
Besonders gefährdet sind Amphibien aber auch durch ihre Lebensweise. Alle unsere Amphibienarten benötigen nicht nur Wasserlebensräume, sondern auch Landlebensräume. Und sie müssen dazwischen ungefährdet wandern können.
Ab Ende Februar unternehmen fast alle unserer einheimischen Frosch- und Lurch-Arten lange Wanderungen zu den Laichplätzen und sind dabei durch Landschaftszerschneidung und Straßenbau großen Gefahren ausgesetzt. Wegen der sich laufend vergrößernden Straßendichte müssen die Tiere bei ihrer Wanderschaft immer öfter Fahrbahnen überqueren. Besonders in der Nähe von Laichgewässern ist die Anzahl an überfahrenen Tieren sehr hoch, so dass mancherorts die Existenz einer ganzen Population gefährdet ist. Bei den sowieso schon seltenen Arten ist das Risiko auszusterben dabei extrem erhöht. Allein an den beiden Zäunen bei Großenseebach und Hesselberg ist die Anzahl an Amphibien im Lauf von fünf Jahren um rund 80 beziehungsweise 60 Prozent gesunken.
Besonders auffällig sind die Wanderungen der Erdkröte: Bei Regen und Nachttemperaturen über fünf Grad sind die Tiere im zeitigen Frühjahr meist in großer Anzahl unterwegs, häufig konzentriert auf wenige Meter Straße. Teich- und Seefrosch machen sich erst später auf den Weg. Zuerst begeben sich die männlichen Erdkröten bei der „Krötenwanderung“ auf die Reise, kurze Zeit später folgen die Weibchen. Direkt nach dem Ablaichen wandern die Weibchen dann zurück ins Sommerquartier, Zu- und Abwanderung an den Gewässern können sich so überschneiden. Die Männchen bleiben so lange, bis sie sicher sind, dass keine weiteren Weibchen mehr kommen. Frost oder Trockenheit können zur Unterbrechung der Wanderungsbewegung führen.
Wenn die Lurche im „Hochzeitsfieber“ unterwegs sind, schlägt die Stunde der Krötenretter. Die freiwilligen Helfer des Bund Naturschutz haben überall in Bayern bereits im Februar und März entlang von Straßen Amphibienzäune aufgebaut oder aufbauen lassen. Durch diese Hindernisse werden die Tiere daran gehindert, auf die Straße zu hüpfen. Die Amphibien suchen entlang der Zäune einen Durchschlupf und landen schließlich in Eimern, die in regelmäßigen Abständen im Boden versenkt wurden. Die Retter inspizieren dann täglich die Eimer und tragen die Amphibien über die Straße zu ihren Laichgewässern.
Auf diese Weise werden jährlich von etwa 6.000 freiwilligen Helfer über eine halbe Million Amphibien in Bayern gerettet!