In den letzten Monaten hat die Deutsche Telekom eine Hälfte der Gemeinde Großenseebach mit Glasfaser erschlossen. In nahezu allen Straßen südlich der Seebach bzw. der Hauptstraße wurden durch den Sub-Unternehmer SOLI Infratechnik bei Tiefbauarbeiten unter Straßen und Gehsteigen Glasfaserleitungen verlegt. Gleichzeitig lief eine (verlängerte) Marketing-Kampagne der Deutschen Telekom, bei der sich die Bürgerinnen und Bürger bei Interesse ihren privaten Glasfaseranschluss buchen und damit innerhalb der Vorvermarktungsaktion die Herstellungskosten des Hausanschlusses sparen konnten.
Zahlreiche unserer Einwohner im südlichen Gemeindeteil haben dieses Angebot genutzt und ihren bestehenden Kupfer-Vertrag umgestellt oder einen Glasfaservertrag neu abgeschlossen. Die meisten von ihnen können inzwischen nun mit der Glasfaser-Technologie auch bereits mit Hochgeschwindigkeit (bis zu 1 Gigabit/s) im Internet surfen, telefonieren, Online-Games spielen, Video schauen bzw. Streamingdienste nutzen und vieles mehr.
Auch die EDV-Anlage im gesamten Rathaus Großenseebach (Gemeindeverwaltung, Bauhof, Wasserzweckverband) wurde am 5. Juni 2024 von Kupfer auf Glasfaser umgestellt. Gleiches gilt für die Grundschule und die Gemeindebücherei. In den nächsten Tagen wird auch die Kita Seebachwichtel auf die neue Technologie umsteigen; der Anschluss dort wurde im Juli von der Telekom installiert.
Die Verwaltung erreichen immer wieder Fragen von Bürgerinnen und Bürgern aus dem nördlichen Teil von Großenseebach, wann denn die Erschließung mit Glasfaser in diesem Teil der Gemeinde weitergeht. Leider gibt es dazu von der Firma keinen konkreten Zeitplan - im Gegenteil.
Die Deutsche Telekom beruft sich bei ihrer zögerlichen Haltung zum weiteren Ausbau auf die letzter Zeit deutlich gestiegenen Kosten für Tiefbauarbeiten. Das Unternehmen selbst beziffert auf ihrer Homepage im Juni 2024 die Kosten für den klassischen Tiefbau, um einen Kilometer Glasfaser zu verlegen, auf etwa 85.000 Euro. Da es sich um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen mit einer Gewinnerzielungsabsicht handelt, kalkuliert das Telekommunikationsunternehmen ihre Projekte mit spitzem Stift. Das heißt, es wird sehr gut zwischen (wirtschaftlichen) Aufwand und (wirtschaftlichem) Nutzen aufgerechnet, wie lange es dauert, bis sich der Glasfaserausbau für das Unternehmen amortisiert und schließlich einmal Gewinn (durch aktive Glasfaserverträge) abwirft.
Auf die Nachfrage der Verwaltung, wann der weitere Ausbau (nördlicher Gemeindeteil) in Großenseebach durch die Telekom geplant sei, antwortete ein Unternehmenssprecher:
"Aufgrund der momentanen angespannten Tiefbausituation, ist ein weiterer eigenwirtschaftlicher Ausbau (in Großenseebach durch die Telekom, d. Red.) in der nächsten Zeit nicht in Sicht."
Leider nein. Da es sich um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau handelt, liegt die Entscheidung, ob eine Firma auch den anderen Teil unserer Gemeinde mit Glasfaser erschließt, ganz allein bei diesem Unternehmen.
Schlussendlich entschließt sich eine Firma auch nur dann dazu, wenn sie sich sicher ist, dass sie ihre Investition (die Tiefbaumaßnahmen und das Verlegen der Kabel in den Straßen und dann bis zum Hausanschluss) in absehbarer Zeit nicht nur wieder herein holt, sondern darüber hinaus eben auch noch Gewinn mit ihren Produkten erzielt.
Auch die Firmen, die Glasfaserausbau anbieten sind freie, privatwirtschaftliche Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht. Die Gemeinde kann ihnen den Ausbau nicht anweisen oder Unternehmen gar dazu zwingen. Ebenso wenig, wie wir einen Optiker zwingen könnten, einen Filiale in unserem Ort zu eröffnen, um unsere Einwohner mit Brillen zu versorgen. Wenn ein Optiker der Meinung ist, dass es sich für ihn rechnet, bei uns im Ort einen Laden zu eröffnen, dann wird er genau das tun. Wenn nicht, können wir ihn aber auch nicht dazu zwingen. Und ebenso verhält es sich beim eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau...
Diese Faktoren für die Verzögerung beim Ausbau liegen also außerhalb unseres Einflussbereichs als Gemeinde und betreffen direkt das beteiligte Unternehmen, das sich aufgrund wirtschaftlicher Gründe dafür entschlossen hat, diesen "auf Eis zu legen." Wir bedauern zutiefst, dass diese Umstände den dringend benötigten Fortschritt weiter hinauszögern und einem Teil unserer Bürgerinnen und Bürger damit weiterhin der Zugang zu einer schnelleren und zuverlässigeren Internetverbindung mittels Glasfaser verwehrt bleibt.
Sobald uns Neuigkeiten in dieser Sache vorliegen, werden wir im Amtsblatt, auf der Gemeinde-Homepage und unseren weiteren gemeindlichen Kanälen (Bürger-App, Social Media) informieren.