Vögel plustern sich auf, um sich warm zu halten
Wie überstehen Tiere den Winter?
Der Winter ist für Tiere eine harte Zeit. Sie haben nicht wie wir Menschen ein frostsicheres Haus, oder können sich mit Mantel und Mütze warmhalten. Außerdem finden sie nur wenig Nahrung. Sie haben deshalb zwei Strategien entwickelt: Wegziehen in mildere Regionen oder dableiben und versuchen, den Härten des Winters zu widerstehen.
Viele Vögel ziehen nach West- und Südeuropa, oder sogar bis ins südliche Afrika (Kuckuck), nach Indien (Zwergschnäpper) oder an den Rand der Antarktis (Küstenseeschwalbe). Die weite Reise in den Süden ist für die Vögel aber voll Strapazen und Gefahren. Mit der Klimaerwärmung werden manche Vögel zu Teilziehern, das heißt, sie fliegen nicht mehr so weit weg oder versuchen, ganz bei uns zu überwintern (Rotmilan, Kiebitz oder Star).
Einige Fledermäuse (Großer und kleiner Abendsegler) ziehen bis zu 1.000 km in ihr Winterquartier, verschlafen aber wie die daheimgebliebenen den Winter in frostfreien Höhlen. Auch Insekten machen sich auf eine weite Reise in den Süden (Distelfalter, Schwebfliegen)
Die Tiere, die nicht wegziehen, fressen sich im Herbst einen Winterspeck an. Sie versuchen, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen, indem sie Winterschlaf oder Winterruhe halten.
Für den Winterschlaf ziehen sich wechselwarme Tiere in sichere Verstecke zurück und verfallen in eine Kältestarre (Insekten, Schnecken, Amphibien und Reptilien). Atmung und Herzschlag werden ganz langsam und in ihrer Körperflüssigkeit bildet sich eine Art Frostschutzmittel. Molche und Seefrösche überwintern im Schlamm von Gewässern.
Manche Tiere nutzen auch die Nähe des Menschen und suchen sich einfach einen Unterschlupf in Schuppen oder Kellern (Milben, Spinnen, einige Schmetterlinge, Marienkäfer) oder unter dem Dach (Wespenkönigin, Siebenschläfer). Bei manchen Insekten überleben nur die winterfesten Eier und Larven den Winter.
Im Winterschlaf können auch Säugetiere (z.B. Igel, Gartenschläfer, Fledermäuse) ihre Lebensfunktionen auf das Nötigste herunterfahren. Sie fressen nichts, atmen kaum und der Herzschlag ist stark verlangsamt. Beim Igel schlägt das Herz nur 5 mal statt 200 mal pro Minute.
Tiere, die Winterruhe halten (Eichhörnchen, Dachse oder Waschbären), wachen öfter auf, wenn sie hungrig sind, und fressen von ihren Vorräten oder suchen Nahrung. Die Nahrungssuche ist mühsam und in strengen Wintern sterben viele von ihnen. So verhungern bei langanhaltendem Frost oft über 90 Prozent der Eisvögel, weil ihr Gefieder vereist und die Gewässer zufrieren. Auch ganzjährig aktive Säugetiere (Reh, Fuchs oder Biber) leben auf „Sparflamme“. Sie bewegen sich nur, wenn es nötig ist, um Fettreserven zu sparen.
Die immer wärmer werdenden Winter bringen einerseits Vorteile, weil die Tiere mehr Nahrung finden. Andererseits bergen sie ein Risiko für Winterschläfer. Diese wachen öfter auf und verbrauchen dadurch viel Energie, so dass sie sterben können, bevor der Winter vorbei ist. Wenn es im Februar zu warm ist, wie im vergangenen Jahr, fangen Molche oder Frösche vorzeitig mit ihrer Wanderung an und ein erneuter Wintereinbruch kann ihren Tod bedeuten.
Auch für Zugvögel ist der Klimawandel ungünstig. Kommen sie im April aus ihrem Winterquartier, haben die dagebliebenen Vögel schon mit dem Brüten begonnen und viele Bruthöhlen sind besetzt.
Um Tieren durch den Winter zu helfen, gibt es neben der Vogelfütterung weitere Möglichkeiten. Ein naturnaher Garten mit vielfältigen Lebensräumen, wie Teich, Gebüsch, Totholz- und Steinhaufen bietet vielen Tieren Unterschlupf. Wer im Herbst nicht penibel den Garten aufräumt und Pflanzen stehen lässt, sorgt für Winterquartiere und Futter.
Auch beim Sport oder Wandern in der freien Natur sollte man daran denken, dass die Tiere auf Sparflamme leben und so wenig wie möglich gestört werden sollten. Also nicht abseits der Wege laufen, Hunde nicht von der Leine lassen und nicht quer durch Wald und Feld mit dem Mountainbike fahren. Auch Lärm scheucht die Tiere auf. Vor allem die Silvesternacht ist nicht nur für Haustiere die schlimmste des Jahres, auch Millionen wilde Vögel und Säugetiere erleben die Böllerei als kräftezehrenden Alptraum.