Die Roteiche - ein umstrittener Baum des Jahres
Die Roteiche (Quercus rubra) wurde zum Baum des Jahres gewählt, eine Entscheidung, die für einen Aufschrei unter Naturschützern sorgte.
Ausgewählt wurde die Roteiche von der Dr. Silvius Wodarz-Stiftung. Die 1972 gegründete Stiftung ruft seit 1989 jedes Jahr den Baum des Jahres aus. Sie will damit auf eine bestimmte Baumart aufmerksam machen und deren ökologische, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung hervorheben.
Die Roteiche ist keine heimische Baumart, sondern stammt aus Nordamerika. Im 17. Jahrhundert bei uns als Parkbaum angepflanzt, verbreitete sie sich im Lauf der Zeit quer über Deutschland. Ihre spektakuläre Herbstfärbung trägt entscheidend zum berühmten „Indian Summer“ in Nord Amerika bei und findet natürlich auch bei uns Gefallen. Ein unbestreitbarer Vorzug der Roteiche ist, dass sie Hitze und Trockenheit wesentlich besser als unsere einheimischen Waldbäume verkraftet. So scheint sie gegen den Klimawandel besser gewappnet zu sein. Außerdem wächst sie schnell, eignet sich als Brandschutzgürtel in reinen Nadelwäldern und wird vom Wild weniger verbissen, was vor allem Forstleute und Waldbesitzer schätzen. Deshalb wurde sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts vermehrt in Wäldern gepflanzt und ist dort die zahlenmäßig häufigste nicht-heimische Laubbaum-Art.
Problematisch in Zeiten des Artensterbens ist jedoch, dass eine Vielzahl einheimischer Arten, insbesondere Insekten, Käfer, Wanzen auf der Roteiche keinen Lebensraum findet. Ihre Eicheln werden von Rot- und Schwarzwild wesentlich weniger geschätzt als die Früchte der einheimischen Eichen. Was Reh und Sau links liegen lassen, keimt prächtig. In manchen Wäldern breitet sich die Roteiche deshalb massiv aus und verdrängt heimische Bäume. So müssen in Schutzgebieten, wie dem „Rainer Wald“ bei Straubing, in früheren Jahren gepflanzte Roteichen jetzt mühsam entfernt werden. Dazu sorgt die Roteiche auch dafür, dass andere Arten schlechter wachsen. Der Zersetzungsprozess ihres Laubes dauert viel länger, denn unsere Bodenlebewesen haben Schwierigkeiten es zu verarbeiten. Laub-Humus ist aber wichtig für einen guten Boden als Grundlage für das Pflanzenwachstum.
Wer einen Baum, Sträucher oder Blumen für den heimischen Garten sucht, sollte zuerst auf heimische Pflanzen setzen. Eine gute Quelle sind Bücher wie „Tiere pflanzen“ von Ulrike Aufderheide oder „Natur für jeden Garten“ von Reinhard Witt.