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Rohrbach
Ausgabe 2/2025
Aktuelles aus der Gemeinde Rohrbach
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Die Wasserversorgung in Rohrbach soll gesichert werden

Wasser ist unverzichtbar und die Wasserversorgung ist eine der grundsätzlichen Aufgaben einer Gemeinde. Um diese langfristig gewährleisten zu können, wurden in der Gemeinderatssitzung am 11. Dezember 2024 verschiedene Maßnahmen beschlossen. Zur Finanzierung wurden zwei Verbesserungsbeiträge geplant; zum Jahreswechsel 2025 werden zudem die Wassergebühren erhöht. Im folgenden Interview beantworten Beate Kislinger, die Leiterin der Waaler Gruppe, und 1. Bürgermeister Christian Keck Ihre Fragen zum Thema.

Bürgerinfo: Welche Maßnahmen sind geplant?

Beate Kislinger: Neben den bestehenden Brunnen 4 und 5 bei Waal soll ein weiteres Wasserschutzgebiet im Forst von Fürholzen eingerichtet werden. Ziel ist es, die Waaler Gruppe, die den Großteil des Gemeindegebiets Rohrbach und Teile von Reichertshofen mit Wasser versorgt, breiter aufzustellen und langfristig mehr Wasser gewinnen zu können.

Im Forst von Fürholzen gibt es bereits drei Brunnen, die 2017 und 2019 gebohrt wurden und noch nicht ans Wassernetz angeschlossen sind. Es hat sich herausgestellt, dass bei zwei Brunnen die Fördermengen gering sind und der dritte die Nitratgrenze von 50 mg/l überschreitet. Diese drei Brunnen sollen zusammen ans Netz gehen und das Wasser so gemischt werden, dass der Nitratwert am Ende unbedenklich bleibt. Zusätzlich wurde im gleichen Gebiet ein tiefer Brunnen (Grundwasser) gebohrt, um sich diese Möglichkeit neben der oberflächennahen Förderung für die Zukunft offenzuhalten. Zunächst müssen die drei oberflächennahen Brunnen entsprechend ausgebaut und Wasserleitungen gelegt werden. Zu diesem Vorgehen hat auch unser Geologe Dr. Knorr geraten. Notwendige Leitungen für eine spätere Nutzung des Tiefenbrunnens werden im Zuge der Ausbaumaßnahmen der drei oberflächennahen Brunnen aus Kostenersparnisgründen bereits jetzt mitverlegt. Die aktuelle Kostenberechnung für den Ausbau liegt bei gesamt 3,926 Mio. Euro.

Weitere Aufgabe ist es, das Wasserschutzgebiet „Michelberg“ in Waal zu erweitern und dem nötigen Wasserbedarf anzupassen.

Bürgerinfo: Inwiefern werden die Bürger finanziell belastet?

Beate Kislinger:

Die Kosten für die Bohrungen und den Ausbau der drei oberflächennahen Brunnen werden über einen Verbesserungsbeitrag in zwei Raten an die Grundstückseigentümer weitergegeben. Die Höhe steht aktuell noch nicht fest und wird voraussichtlich Mitte des Jahres festgelegt.

Außerdem sind die Wassergebühren zum Jahreswechsel von 3,29 Euro auf 3,55 Euro (zzgl. 7 Prozent MwSt.) angehoben worden. Darin stecken die steigenden Betriebskosten, die Reparatur / Wartung der Wasserleitungen und die Abschreibungen bestehender Anlagen. Ein Extra-Posten ist der sukzessive Austausch alter Wasserleitungen, den die Gemeinde bereits im Jahr 2025 angeht. (s. separater Artikel)

Bürgerinfo: Warum kann die Gemeinde nicht einen Teil der Kosten übernehmen?

Beate Kislinger:

Die Waaler Gruppe ist ein Regiebetrieb innerhalb der Gemeinde Rohrbach und somit eine autarke kostenrechnende Einrichtung. D.h. die Kosten können alleine über Gebühren oder Verbesserungsbeiträge finanziert werden.

Bürgerinfo: Sind der Ausbau der Brunnen und die damit verbundene Investition notwendig?

Beate Kislinger:

Ja, denn das Wasserschutzgebiet in Waal mit seinen zwei bestehenden Brunnen ist zu klein für Rohrbach. Seit einigen Jahren wird mangels Alternative die genehmigte Fördermenge überschritten. Außerdem nimmt bei diesen Brunnen seit Jahrzehnten die Nitratbelastung immer weiter zu, sodass sie langfristig entlastet werden sollten. Zum anderen steigt die Einwohnerzahl. Daher brauchen wir eine Alternative, auch für zukünftige Generationen.

Christian Keck:

Die Entscheidung ist dem Gemeinderat beileibe nicht leichtgefallen. Aus Bürgersicht läuft die Wasserversorgung, es gibt immer frisches Wasser. Doch Rohrbach braucht weitere Brunnen, um die Wasserversorgung der Bürger auf lange Sicht aufrechterhalten zu können und unabhängig zu werden. Aktuell kauft die Waaler Gruppe knapp 160.000 m³ im Jahr von der Ilmtalgruppe (Starzhausen) und den Stadtwerken Pfaffenhofen zu. Wirtschaftlicher und sicherer ist es für eine Gemeinde immer, sich in der Wasserversorgung auf eigene Füße zu stellen. Außerdem muss die Ilmtalgruppe selbst neue Brunnen bohren und hat wie wir Probleme mit dem Nitratwert. Verbünde mit anderen Wasserversorgern sollen nichtsdestotrotz auch in Zukunft erhalten werden. Mit zwei Erschließungsgebieten und Verbünden bin ich davon überzeugt, dass die Waaler Gruppe für die Zukunft sehr gut aufgestellt ist.

Bürgerinfo: Warum hat sich der Gemeinderat für den Verbesserungsbeitrag in zwei Raten entschieden, anstatt die Kosten auf die Wassergebühren umzulegen?

Christian Keck:

Es ging uns um eine soziale, faire Verteilung. Über den Verbesserungsbeitrag werden auch Eigentümer unbebauter oder ungenutzter Grundstücke angemessen an der Verbesserung der Wasserversorgung beteiligt, die ja zweifelsohne vom Vorhandensein des Wasseranschlusses profitieren – ergibt sich doch daraus erst der eigentliche Wert des Grundstücks. Bürger, die sich kein Wohneigentum leisten können und ohnehin schon in Miete leben, werden so entlastet, da die Wassergebühr nicht auch noch mit den Kosten des Brunnenausbaus belastet wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir durch das gewählte Modell keine Zinsbelastung haben, die sich wiederum über Jahrzehnte auf die Gebühr ausgewirkt hätte. Hätten wir auf Verbesserungsbeträge verzichtet, wäre das Wasser nochmals 18 Cent je Kubikmeter teurer geworden – und zwar dauerhaft für die nächsten 30 bis 40 Jahre.

Bürgerinfo: Steigen die Wasserpreise in anderen Versorgungsgebieten ähnlich?

Christian Keck:

Unter dem Strich ja, auch wenn manche auf Verbesserungsbeiträge verzichten und ausschließlich die Wassergebühren erhöhen. Bei den meisten Wasserversorgern im Landkreis stehen größere kostenintensive Projekte an. Das liegt daran, dass die Wassernetze in den 1960er und 1970er Jahren entstanden sind und deshalb Sanierungen nötig werden.

Bürgerinfo: Wie wäre der Ausblick in Sachen Wasserversorgung, wenn die Gemeinde diese Maßnahmen nicht ergreifen würde?

Christian Keck: Es gibt keine Alternative. Im Waaler Wasserschutzgebiet darf nur weit weniger gefördert werden. Es war ursprünglich nur auf 140.000 m³ Wasser im Jahr ausgelegt, aktuell liegen wir bei 380.000 m³ und zusätzlich einem Zukauf von 160.000 m³. Das Wasserwirtschaftsamt wird uns nicht den Hahn zudrehen, doch die Situation ist nicht weiter tragbar. Es ist fünf nach zwölf, wir müssen das Problem angehen.

Bürgerinfo: In der Vergangenheit wurden Brunnen gebohrt, die nicht ausreichend oder schlechtes Wasser gefördert haben. Sind die aktuell geplanten Maßnahmen verlässlich?

Christian Keck: Diese Sicherheit kann niemand geben, auch ich nicht. Selbst die Fachleute, sprich die Geologen und das Wasserwirtschaftsamt, können nicht voraussagen, dass mit Hilfe der geplanten Maßnahmen die nächsten 30 Jahre Ruhe ist. Dennoch ist der Ausbau der Brunnen 6 bis 8 der erste notwendige Schritt, quasi die „Eintrittskarte“, damit man später auf das schützenswerte Tiefenwasser zugreifen kann, sollte das oberflächliche Wasser an Qualität einbüßen.

Die Bürger sollen über das Projekt fortlaufend informiert werden. Wenn die Bauphase startet, ist ein Tag der offenen Tür geplant.