Der vielfach ausgezeichnete Biologe und Naturfilmer aus Bayern begeisterte Publikum bei einer fast dreistündigen Mixtur aus Erläuterung, Lesung und gemeinsamen Gespräch.
Jan Haft, der Naturfilme fürs Fernsehen und fürs Kino dreht und seit einigen Jahren auch Bücher schreibt, trifft man zu Autorenlesungen oft in Städten wie München oder Hannover. Diesmal war er aber einer Einladung der Buchhandlungen Gabriel und Kawasch ins Hopfenmuseum nach Wolnzach gefolgt; die Idee dazu kam vom Gartenbauverein aus Rohrbach. Gemeinsam trat man als Veranstalter auf.
In seinem neuen Buch „Wildnis“ macht Haft deutlich, dass unser Traum von unberührter Natur einen Denkfehler hat. Nicht der dichte Urwald kann seit jeher typisch für unsere Gegend gewesen sein, sondern das offene Land mit Weiden für große Tiere, durchsetzt von Bäumen und Sträuchern. Funde aus der Vergangenheit belegten dies und die Fachwelt ist sich einig. Mit Beispielen wie der Döberitzer Heide in Brandenburg oder großen Naturweiden in Rumänien veranschaulichte Haft, wie artenreich solche Lebensräume sind. Denn die meisten Lebewesen brauchen Licht und Wärme. Die große Stärke Hafts an dieser Stelle: Mit seinem Wissen als Biologe und seinem Können als Naturfilmer zeigt er in Wort und Bild Zusammenhänge zwischen den Arten auf, die sich einem sonst nie erschließen würden.
Wo immer solches Offenland vom Menschen gefördert wird, brauche es aber auch viel Arbeit von Menschenhand, sonst wachsen diese Flächen wieder zu. Arbeit, die früher von großen Tieren erledigt wurde, obendrein besser als es der Mensch je könnte. Von den Tieren gibt es leider nicht mehr viele, die meisten Arten sind weltweit ausgestorben, wurden durch Jagd ausgerottet. Aber in den USA, wo man entsprechende Flächen zur Verfügung hat, konnte man zum Beispiel den Bestand von Bisons von 500 Exemplaren (Ende des 19. Jahrhunderts) auf heute wieder mehr als 350.000 steigern.
Im Gespräch mit dem Publikum nahm sich der Filmemacher und Autor außerdem noch viel Zeit, um Antworten auf komplexe Fragen und Zusammenhänge zu geben.