Wieder einmal stand das Thema Wasserversorgung in der Rohrbacher Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag im Mittelpunkt. „Die Sicherstellung einer zukunftsfähigen Wasserversorgung hat in der Gemeinde Rohrbach für die Waaler Gruppe oberste Priorität“, erklärte Bürgermeister Christian Keck (SPD).
Die aktuellen Fördermengen für das Jahr aus den Waaler Brunnen, Zukauf von den Stadtwerken Pfaffenhofen und vom Zweckverband Ilmtalgruppe betrugen 492600 Kubikmeter, der errechnete Bedarf bis zum Jahr 2042 liegt bei 560000 Kubikmeter.
Die Fördermenge der eigenen nitratbelasteten Brunnen IV und V im Gebiet Michelberg bei Waal wurde bereits 2015 wegen des zunehmenden Nitrateintrags auf 380000 Kubikmeter/Jahr begrenzt. 50 mg/l Nitrat ist der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert.
Die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in der Waaler Gruppe hat bereits eine 60jährige Vorgeschichte. Das heute noch gültige Schutzgebiet wurde im Jahr 1976 genehmigt, mit einer Entnahmemenge von 140000 Kubikmetern im Jahr, 1989 wurde die Entnahmemenge auf 500000 Kubikmeter im Jahr erhöht.
Nach erstmalig aufgetretener Überschreitung der Nitrat-Grenzwerte 1991 wurde im Jahr 1997 ein neuer, aber deutlich zu kleiner Schutzgebietsvorschlag vorgelegt, der 1999 vom Wasserwirtschaftsamt abgelehnt wurde. Erst 2010 gab es einen neuen Anlauf zur Anpassung des Schutzgebiets mit einer Entnahmemenge von 500.000 Kubikmetern, jedoch duldete das Wasserwirtschaftsamt wegen andauernder Nitratverschleppung ins Tiefenwasser nur die Beantragung einer Jahresentnahmemenge von 380.000 Kubikmetern.
2013 erfolgte der schließlich Beschluss zur Einleitung eines Schutzgebietsverfahrens, jedoch wurde dieses Verfahren in der Folge nicht umgesetzt, da hier auch Rohrer Anwohner betroffen gewesen wären.
Ab 2016 wurde dann versucht, ein neues Gewinnungsgebiet zu suchen. Es gab Versuchsbohrungen in St. Kastl und Rinnberg, wobei in St. Kastl oberflächennah ergiebiges Wasser gefunden wurde. Daher wurden in 2017 die Brunnen VI und VII in St. Kastl ausgebaut mit Nitratwerten von weniger als 3 mg/l.
2018 folgte noch ein dritter Brunnen VIII in Kastl, um die benötigte Wassermenge zu sichern, aber der Nitratwert lag bei diesem schon bei 51mg/l, bei weiteren fünf Grundwassermessstellen wurden Nitratwerte von bis zu 170 mg/l gemessen. Da davon auszugehen ist, dass sich das Nitratproblem also verschärfen würde, wurde 2022 beschlossen, einen Tiefenbrunnen im Feilenforst zu bohren. 2023 stand nach Langzeitpumpversuchen des Tiefenbrunnens IX eine Förderleistung von 12,8 Liter in der Sekunde fest. Das Wichtigste war aber, dass kein Nitrat im Wasser ist. Jedoch muss derartiges Wasser aufbereitet werden. Der Bau einer Aufbereitungsanlage wäre die Konsequenz.
Das Ergebnis ist letztendlich nach Gesprächen mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem beauftragten Geologen Bastian Knorr aus Neubiberg, der in der Sitzung anwesend war, dass die Waaler Brunnen erhalten bleiben, dass das dortige Schutzgebiet aktualisiert wird und auch umgesetzt werden muss. Weiterhin muss das Gebiet „Feilenforst“ bei St. Kastl erschlossen werden. Die Wasserversorgung Waaler Gruppe wird also zwei Gewinnungsgebiete betreiben müssen und auch zwei Schutzgebietsverfahren werden notwendig werden.
Es gibt also viel zu tun. Zunächst ist eine aktuelle Bedarfsprognose zu erstellen, um die benötigte Entnahmemenge für die nächsten Jahrzehnte rechtssicher zu bestimmen. Diese ist Grundlage für die späteren Schutzgebietsverfahren in Waal und St. Kastl.
Für das Gewinnungsgebiet in Waal werden noch heuer die Brunnen IV und V regeneriert, also gewartet, und in diesem Zuge diverse Untersuchungen durchgeführt. Die Kosten liegen hierfür laut Bürgermeister Keck bei 80000 Euro netto. Der Geologe Bastian Knorr begleitet diese Untersuchung und auch das spätere Schutzgebietsverfahren. Hierfür muss das Schutzgebiet und der Schutzgebietskatalog gemäß den heutigen Vorschriften aktualisiert werden. Ein Schutzgebietskatalog sagt aus, was innerhalb des dreizonigen Schutzgebiets erlaubt bzw. untersagt ist, damit das Trinkwasser geschützt wird. Der Geologe wird einen entsprechenden Entwurf erarbeiten.
„Die Brunnenuntersuchung wird heuer noch passieren, die restlichen Unterlagen werden daraufhin erstellt und im Gemeinderat vorgestellt“, laut Bürgermeister. Wenn diese Daten dann vorliegen, muss der Gemeinderat entscheiden, dass man in das Schutzgebietsverfahren eintritt.
Nachdem sowohl Rohrer Anwohner als auch landwirtschaftliche Flächen vom Schutzgebiet betroffen sein werden, wird dann auch ein Fachbüro eingeschaltet für Kooperationsvereinbarungen, welches diesen Prozess begleiten wird.
Im Gewinnungsgebiet Feilenforst bei St. Kastl entschied sich die Gemeinde für ein stufenweises Vorgehen: Es sollen im Feilenforst zunächst die Brunnen VI bis VIII angeschlossen werden, die keine Aufbereitung benötigen. Abhängig von der Nitratbelastung soll dann in der Folge der Tiefenbrunnen IX inklusive Aufbereitungsanlage realisiert werden. Für die Planung und Ausführung der Brunnen ist bereits seit 2020 das Ing.-Büro Kienlein aus Buch am Erlbach beauftragt und soll nun heuer die Planung und Vergabe der Bauleistungen in die Wege leiten.
Für die Entnahme aus den Brunnen ist eine beschränkte Erlaubnis zur Wasserförderung zu beantragen, um bereits ohne festgesetztes Schutzgebiet mit der Förderung zu beginnen. Auch hier wird parallel ein Schutzgebietsverfahren vorbereitet. Hierfür erforderliche Untersuchungen und Gutachten wurden ebenso bei Bastian Knorr in Auftrag gegeben.
Bürgermeister Keck rechnet damit, „dass die drei neuen Brunnen im nächsten Jahr in Betrieb gehen werden und auch müssen, weil die Wasserlieferungsverträge der Stadtwerke Pfaffenhofen und des Zweckverband Ilmtalgruppe dann auslaufen. Unser aller Ziel muss sein, dass die Waaler Gruppe nach mehr als 30 Jahren wieder eine langfristig gesicherte Wasserversorgung bieten kann. Dies wird nicht ohne weitere Investitionen und zwei funktionierende Schutzgebiete funktionieren.“