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Bürgerinfo Gemeinde Rohrbach
Ausgabe 9/2023
Aktuelles aus der Gemeinde Rohrbach
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Kommt die 24-h-Rettungswache in Rohrbach?

Die Gemeinde Rohrbach hat die Aufstockung auf eine 24-h-Rettungswache beantragt.

Wir haben uns mit Werner Hammerschmid zur Situation des Rettungsdienstes in Rohrbach unterhalten.

Aktuell ist der Rettungswagen-Stellplatz in Rohrbach von 8 bis 20 Uhr besetzt. Doch auch außerhalb dieses Zeitfensters benötigen Menschen notärztliche Hilfe. In der Gemeinderatssitzung am 26. Juli wurde daher beschlossen, einen Antrag auf eine 24-Stunden-Rettungswache an den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Region Ingolstadt zu stellen. Ziel ist die Verbesserung der rettungsdienstlichen Versorgung in Rohrbach und den Nachbargemeinden.

Die Hilfsfrist von 12 Minuten kann im Bereich des Rettungszweckverbandes nicht immer eingehalten werden – vor allem nachts nicht. Laut Angaben des Verbandsrates liegt die Einhaltung der Hilfsfrist aktuell unter 80 Prozent. Dies zeigen auch die Erfahrungen der örtlichen Feuerwehren, die zunehmend zu Hilfe gerufen werden. Ein Grund hierfür ist, dass nachts kein Rettungswagen vor Ort ist.

Zu den Hintergründen haben wir uns mit Verbandsratsmitglied Werner Hammerschmid aus Wolnzach unterhalten, der seit über 30 Jahren im Rettungsdienst tätig ist und sich politisch für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Rettungsdienst einsetzt.

bürgerinfo: Herr Hammerschmid, warum ist eine 24-h-Abdeckung wichtig?

Werner Hammerschmid: Der Patient, der nach 20 Uhr den Rettungsdienst ruft, muss die gleichen Chancen auf eine schnelle Versorgung haben wie der Patient, der tagsüber einen Herzinfarkt bekommt. Die nächsten Rettungswägen sind in Geisenfeld, Pfaffenhofen, Reichertshofen und Mainburg. Das ist Zeit, die in vielen Fällen essenziell wäre.

Auch ist es so, dass sich tagsüber weniger Menschen in den Kommunen aufhalten als nachts, denn Berufstätige und Schüler fahren zur Arbeit und zur Schule und verlassen die Kommunen. Daher kann ich es nicht verstehen, dass in Rohrbach ein Tages-Rettungswagen von 8 bis 20 Uhr ausreichen soll. Unabhängig davon gehen die Einsatzzahlen jedes Jahr in die Höhe, was mehr Einsätze bedeutet.

Hinzu kommt das Problem, dass Krankenhäuser immer wieder „abgemeldet“ sind und somit keine Patienten aufnehmen. So verlängert sich wiederum der Transportweg zum nächsten Krankenhaus. Dadurch entstehen Lücken, die mit einem 24-Stunden-Standort in Rohrbach gedeckt werden könnten.

bürgerinfo: Warum gibt es bislang in Rohrbach keine 24-h-Rettungswache?

Werner Hammerschmid: Das wurde so in einem Gutachten festgelegt. Kostenträger berufen sich immer auf Gutachten. Ich persönlich kann dies aber für Rohrbach nicht nachvollziehen.

bürgerinfo: Befürworten Sie, dass Rohrbach einen Antrag stellt?

Werner Hammerschmid: Zu 100 Prozent! Ich bin schon seit der Diskussion über die Einrichtung einer Rettungswache in Rohrbach1 Verfechter einer 24-Stunden-Abdeckung. Zentral gelegen im Landkreis, bedient der Rettungswagen-Standort nicht nur Rohrbach und die umliegenden Nachbargemeinden, sondern ist oft auch über die Landkreisgrenzen hinweg im Einsatz. Ursprünglich wurde der Rohrbacher Standort installiert, um das Gebiet Pfaffenhofen zu verstärken. Da kann man noch weniger glauben, dass es hier keine 24-Stunden-Abdeckung gibt.

bürgerinfo: Bis die 24-h-Rettungswache möglicherweise nach Rohrbach kommt, können erfahrungsgemäß bis zu fünf Jahre vergehen. Warum dauert der Prozess so lange?

bürgerinfo: Weil das Geld kostet, das die Krankenkassen zahlen müssen2. Der Weg ist in etwa so: Die Gemeinde Rohrbach hat Anfang August einen Antrag gestellt, die nächste Sitzung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung ist im September; dort wird der Antrag besprochen. Der Zweckverband erstellt ein Gutachten. Das dauert wahrscheinlich bis zum Frühjahr 2024, wenn nicht bis Mitte 2024. Ich rechne mit einem negativen Bescheid, ist üblicherweise so. Gegen diesen Bescheid kann Rohrbach dann Einspruch einlegen. Wenn man Glück hat, geht die Sache in das Schiedsgericht und dort ist alles möglich, von der Aufstockung um zwei Stunden bis zum Ausweiten auf 24 Stunden. In Jetzendorf wurden die Zeiten dieses Jahr z.B. von 8 bis 20 Uhr auf 7 bis 22 Uhr erweitert.

bürgerinfo: Herr Hammerschmid, vielen Dank für das interessante Gespräch!

1 Seit Mitte 2016 wurde über den Standort eines vierten Rettungswagens diskutiert. In Betrieb genommen wurde der Rohrbacher Rettungswagen am 1. Juli 2017.

2 Der Stellplatz wird vom Rettungszweckverband ausgeschrieben und von den Krankenkassen finanziert. Die Betriebszeiten gelten unabhängig vom derzeitigen Betreiber (aktuell Johanniter).