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Stadtanzeiger Amtsblatt der Stadt Allstedt mit den Ortsteilen
Ausgabe 11/2025
Nichtamtlicher Teil
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Erhalt des Liedersdorfer Schlauchturms – Bewahrung eines Stücks Heimatgeschichte

In seiner letzten Sitzung hat der Stadtrat von Allstedt den Abriss des Liedersdorfer Schlauchturms beschlossen. Für Außenstehende mag das eine Randnotiz sein, doch für die Bürgerinnen und Bürger von Liedersdorf bedeutet diese Entscheidung einen herben Verlust. Der Turm ist weit mehr als nur ein altes Gebäude – er ist Teil der Identität unseres Ortes.

Seit 1873 steht das ehemalige Feuerwehrgerätehaus mit seinem charakteristischen Schlauchturm im Zentrum von Liedersdorf. Im Dorferneuerungsprogramm der 1990er Jahre wurde dieses Ensemble gemeinsam mit dem denkmalgeschützten Hechlerbrunnen als besonders erhaltenswert eingestuft. Mit öffentlichen Fördermitteln wurde der Turm damals vollständig rekonstruiert – ein Zeichen des Bewusstseins für Geschichte und Gemeinsinn.

Drei Jahrzehnte später soll dasselbe Bauwerk nun plötzlich abrissreif sein? Diese Begründung wirft Fragen auf. Offensichtlich wurde es versäumt, kleinere Schäden rechtzeitig zu beheben und durch regelmäßige Wartung den Wert zu erhalten. Wiederholte Appelle des Ortschaftsrates, sich um den baulichen Zustand zu kümmern, blieben unbeachtet. Jetzt steht der Abriss zur Debatte – die wohl einfachste, aber nicht die verantwortungsvollste Lösung.

Eine Reduzierung der Turmhöhe wurde zwar als Alternative vorgeschlagen, doch diese Variante wäre teurer als der Komplettabriss. So scheint die Entscheidung vor allem von kurzfristigen finanziellen Überlegungen geprägt zu sein – nicht von Weitblick oder Verantwortungsgefühl gegenüber unserem kulturellen Erbe.

Der Verlust des Turms wäre ein Schlag für die Dorfgemeinschaft. Historische Gebäude sind keine überflüssigen Altlasten, sondern lebendige Zeugnisse unserer Geschichte. Sie stiften Identität, vermitteln Zugehörigkeit und schaffen Orte, an denen Vergangenheit und Gegenwart sichtbar miteinander verbunden bleiben.

Darum appellieren wir an die Verantwortlichen: Nutzen Sie die Möglichkeiten, die mit der neu geschaffenen Stelle des „Fördermittelbeschaffers“ in der Stadt Allstedt bestehen! Bevor der Abriss unumkehrbar wird, sollten Förderprogramme geprüft und eine Notsicherung in Erwägung gezogen werden. Ein Aufschub ist keine Schwäche – er ist Ausdruck von Verantwortung gegenüber unserer Geschichte.

Wir Liedersdorfer werden uns nicht damit abfinden, dass ein Wahrzeichen unseres Dorfes sang- und klanglos verschwindet. Der Schlauchturm verdient eine faire Chance auf Erhalt – für uns, für kommende Generationen und für die Seele unseres Ortes.

Gudrun Peukert