Am 8. Mai 2025 besuchte die Klasse 9b der Sekundarschule Allstedt zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Frau Sterba den Therapiehof Sotterhausen. Dieser besondere Ausflug hatte das Ziel, den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Arbeit einer Suchttherapieeinrichtung zu vermitteln und Bewusstsein für die Themen Sucht und Abhängigkeit zu schaffen.
Nach einer kurzen Anreise erreichten wir gegen 10 Uhr den Therapiehof. Der Hof war umgeben von einer idyllischen Landschaft, die zur entspannenden Atmosphäre beitrug. Freundlich wurden wir vom Team des Therapiehofs empfangen, das uns durch den Tag begleiten sollte.
Zunächst erhielten wir eine umfassende Einführung in die Ziele und den Ansatz der Suchttherapie. Eine Mitarbeiterin erklärte, dass der Hof ein geschützter Raum ist, in dem Menschen mit Suchtproblemen Unterstützung finden können. Die Philosophie des Hofes basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die physiologischen, sondern auch die psychischen und sozialen Aspekte der Sucht berücksichtigt.
Anschließend begaben wir uns auf einen Rundgang durch die Therapieräumlichkeiten. Wir hatten die Gelegenheit, verschiedene Räume zu sehen, die für Einzel- und Gruppentherapien genutzt werden. Besonders eindrucksvoll war der Kreativraum, in dem Patienten die Möglichkeit haben, durch Kunsttherapie ihre Gefühle auszudrücken. Hier entstanden beeindruckende Werke, die Geschichten des Kampfes und der Hoffnung erzählen.
Ein weiteres Highlight des Tages war das Theaterstück, das von einigen Patienten aufgeführt wurde. Das Stück thematisierte die verschiedenen Facetten der Sucht und deren Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Die Schauspieler brachten ihre eigenen Erfahrungen und Emotionen in die Darstellung ein, was das Stück besonders authentisch machte.
Die Darbietung zeigte eindrücklich, wie schnell man in die Abhängigkeit geraten kann und welche Gründe häufig dazu führen. Die Jugendlichen in der Klasse waren tief berührt von der Offenheit und dem Mut, den die Patienten zeigten. Es wurde deutlich, dass Sucht keine Schande ist, sondern oft durch schwierige Lebensumstände, psychische Probleme oder sozialen Druck entsteht.
Im Anschluss an das Theaterstück fand eine Gesprächsrunde statt. Diese Runde bot unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, direkte Fragen an die Patienten zu stellen. Einige der Jugendlichen waren zunächst zögerlich, sich zu äußern, doch bald ergriffen viele die Chance, mehr über die Hintergründe und den Verlauf der Therapien zu erfahren.
Ein Patient, der seinen Namen nicht nennen wollte, berichtete von seiner Geschichte. Er hatte vor mehreren Jahren mit Alkoholsucht gekämpft und schilderte, wie er durch den Verlust eines geliebten Menschen in eine tiefe Depression gerutscht war. Dieses persönliche Erlebnis verdeutlichte den Schülerinnen und Schülern, dass Sucht jeden treffen kann, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Bildung.
Ein weiterer Teilnehmer der Gesprächsrunde erklärte, wie wichtig das soziale Umfeld für den Heilungsprozess ist. „Man muss lernen, über seine Gefühle zu sprechen und Unterstützung zu suchen“, sagte er. Diese Botschaft kam bei den Schülerinnen und Schülern gut an, und es entstand ein reger Austausch über die Bedeutung von Freundschaft, Vertrauen und Verantwortung im Umgang mit Sucht.
Der Besuch auf dem Therapiehof Sotterhausen war für die Klasse 9b eine außergewöhnliche Erfahrung. Die Eindrücke des Tages regten zu vielen Diskussionen in der Gruppe an und führten zu einer Reflexion über die eigenen Grenzen und die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden.
Die Unterrichtsstunde nach dem Besuch fand in einem offenen Format statt, in dem alle ihre Gedanken und Gefühle zu dem Erlebten teilen konnten. Die Schülerinnen und Schüler waren sich einig, dass Sucht ein Thema ist, das oft tabuisiert wird und dass mehr Aufmerksamkeit auf Prävention und Aufklärung gelegt werden sollte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausflug zur Suchttherapieeinrichtung eine wertvolle Lehrstunde für die jungen Menschen war. Sie bekamen nicht nur einen Einblick in die Abläufe einer Therapieeinrichtung, sondern erfuhren auch, wie wichtig Empathie und Verständnis im Umgang mit Menschen, die unter Sucht leiden, sind.
Unser Dank gilt dem Team des Therapiehofs Sotterhausen und den Patienten, die ihre Geschichten mit uns geteilt haben. Der Tag war nicht nur informativ, sondern auch emotional sehr berührend und hat bei allen Beteiligten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Durch diesen Besuch wurde uns einmal mehr bewusst, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Situation, Mitgefühl und Unterstützung verdient. Ein offenes Ohr kann oft der erste Schritt zur Veränderung sein.