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Informations- und Amtsblatt des LK Anhalt-Bitterfeld
Ausgabe 12/2023
Bildung und Kultur
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Die Erinnerung wachhalten!

Dr. Elke Scherstjanoi, Dr. h.c. Friedrich Dieckmann, Paul Werner Wagner, Dr. Rainer Karlsch und Prof. Dr. Carsten Gansel (v. l.) diskutierten über die historischen Hintergründe sowie unterschiedliche Bewertungen der Ereignisse am 17. Juni 1953.

Prof. Klaus Staeck und Michael Kind gehörten zu den prominenten Symposiumsteilnehmern.

Der Historiker Christian F. Ostermann, Abteilungsleiter am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington D.C., erläuterte Handlungsoptionen und -spielräume des Westens, vor allem der westlichen Führungsmacht USA im Zusammenhang mit dem Volksaufstand in der DDR.

Volksaufstand vom 17. Juni 1953 als wichtiges historisches Ereignis im IFM gewürdigt

Anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 fand im Industrie- und Filmmuseum Wolfen ein hochkarätig besetztes Symposium zur Erinnerung an dieses zentrale Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte statt. Die Veranstalter, die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und das Landesbüros Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung, hatten den Veranstaltungsort bewusst gewählt. In der Region Bitterfeld-Wolfen legten Zehntausende die Arbeit nieder und gingen auf die Straße. Sie forderten soziale Verbesserungen, Freiheit, Demokratie und freie Wahlen sowie die deutsche Einheit. Ein spontan gewähltes Kreisstreikkomitee übernahm gewaltfrei für einige Stunden die örtliche Macht. Erst das Eingreifen des sowjetischen Militärs beendete, wie überall in der DDR, das Aufbegehren. Für Bitterfeld gehört der 17. Juni 1953 zu den herausragenden Ereignissen der 800-jährigen Stadtgeschichte. Auch deshalb ist es wichtig, diese Geschichte fest im öffentlichen Bewusstsein, nicht nur in Anhalt-Bitterfeld, zu verankern.

Ausgewiesene Expertinnen und Experten beleuchteten im IFM das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Innensichten auf die DDR (Dr. Rainer Karlsch) und die sowjetische Besatzungsmacht (Dr. Elke Scherstjanoi, Dr. h.c. Friedrich Dieckmann) gehörten genauso dazu wie die Bewertung des Agierens der westlichen Siegermächte, insbesondere der USA (Dr. Christian F. Ostermann). Behandelt wurden auch die Widerspiegelung in der Literatur (Prof. Dr. Carsten Gansel) sowie der Umgang der Bundesrepublik mit der Erinnerung an den 17. Juni 1953 (Dr. Frank Hoffmann).

Neben den Fachvorträgen zählten die Aufführung des Doku-Dramas „Gedenktag“ (1970, Regie: Dieter Wedel), die szenische Lesung „Paul Othma – ein Mensch mit Zivilcourage“ mit dem bekannten Schauspieler Michael Kind sowie ein Zeitzeugengespräch mit Prof. Klaus Staeck, Grafiker, Karikaturist und ehemaliger Präsident der Akademie der Künste Berlin zu den Programmhighlights.

Angeregt, kuratiert und organisiert wurde das Symposium durch den Kulturmanager und Literaturwissenschaftler Paul Werner Wagner, der bereits zum 50. Jahrestag 2003 in Bitterfeld die große Ausstellung im Metall-Labor sowie ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zur Würdigung dieses historischen Ereignisses initiiert hatte.

Erfreulicherweise gelang es, auch die von der Stadt Bitterfeld-Wolfen durchgeführte Gedenkveranstaltung auf dem Robert-Schumann-Platz sowie die Eröffnung der Wanderausstellung „MENSCHEN RECHT FREIHEIT. Der Aufstand vom 17. Juni 1953 in Sachsen-Anhalt“ im Industrie- und Filmmuseum Wolfen in das Programm des Symposiums zu integrieren. Die Roll-Up-Ausstellung ist bis zum 27. August 2023 in Wolfen zu sehen.