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Informations- und Amtsblatt des LK Anhalt-Bitterfeld
Ausgabe 18/2025
Bildung und Kultur
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Jüdischen Friedhöfe digital dokumentiert

Medientechnik Philipp Grundmann und Anett Gottschalk, Museumsleiterin Synagoge Gröbzig, machen die ersten Aufnahmen auf dem jüdischen Friedhof in Zerbst.

Jedes Jahr gehen auf jüdischen Friedhöfen in Sachsen-Anhalt wertvolle Inschriften durch Verwitterung, Naturereignisse und antisemitische Angriffe verloren. Um diesem Verlust entgegenzuwirken, wurde am 28. Juli 2025 das Projekt „Digitale Dokumentation der jüdischen Friedhöfe Sachsen-Anhalts“ gestartet. Das Projekt verfolgt zwei Ziele: den digitalen Erhalt der Grabsteininschriften jüdischer Friedhöfe vor Verfall und Zerstörung sowie den Aufbau einer zentralen, öffentlich zugänglichen Dokumentation. Binnen eines Jahres werden mithilfe von Drohnen- und Fotoaufnahmen die Grundrisse der 78 jüdischen Friedhöfe des Landes und rund 8.100 Grabsteine dokumentiert. Dabei kommt ein 3D-Verfahren (Structure from Motion) zum Einsatz, das aus Hunderten von Fotos präzise digitale Modelle erstellt. So können verwitterte Inschriften teilweise wieder lesbar gemacht und für Abschriften sowie Übersetzungen aus dem Hebräischen ins Deutsche aufbereitet werden.

Die entstehenden Daten werden in ein speziell angelegtes Wiki überführt und stehen anschließend Schulen, Hochschulen, Universitäten sowie Heimatforschenden zur Verfügung. Eine weitere Funktion des Wikis ist die Ahnenforschung: Weltweit lebende Nachfahrinnen und Nachfahren der jüdischen Gemeinden aus Sachsen-Anhalt erhalten so erstmals einen digitalen Zugriff auf diese Informationen. Durch die Verlinkung mit den zuständigen Ortsgruppen und Ansprechpersonen wird zudem eine leichtere Kontaktaufnahme ermöglicht.

Das Projekt wird durch das Land Sachsen-Anhalt im Rahmen der Strategie „Sachsen-Anhalt Digital 2030“ gefördert. Weitere Förderer sind die Berthold Leibinger Stiftung, der Gumpel-Fonds, verwaltet durch den Arbeitskreis Jüdische Geschichte in Bernburg, die Stiftung der Moses Mendelssohn Gesellschaft Dessau, die Wüstenrot Stiftung, sowie die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS. Dr. Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus, betont: „Im Rahmen der Bemühungen unseres Landes, sowohl das gegenwärtige jüdische Leben zu fördern als auch das frühere sichtbar zu machen, stellt dieses Vorhaben einen wichtigen Beitrag dar.“ Unser Dank gilt insbesondere dem Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt, der die Durchführung des Projekts auf allen im Besitz des Verbandes stehenden Friedhöfen genehmigt hat.