Vorbereitung der Vorstellung der „Familie Martin“ im Planspiel
Konflikte vermeiden mit klarer Kommunikation
Die Auszubildenden der Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld und der Stadt Zerbst/ Anhalt erlebten beim traditionellen EU-Azubigipfel im Rathaus Zerbst die Europäische Union aus ganz unterschiedlichen Blickwickeln. Sie debattierten am 19. und 20. Oktober über die Zukunft der EU in der Verwaltung und wie diese auch im Kleinen in der Ausbildung eine größere Rolle spielen kann.
Der EU-Azubigipfel wurde zusammen mit dem IKOE-Projekt der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA e.V.) umgesetzt und von der Stadt Zerbst/ Anhalt unterstützt.
Die Idee dahinter ist, dass die Auszubildenden Gelegenheit bekommen, die EU aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Europa soll greifbarer und lebendiger werden, Europa soll mehr und mehr nach Anhalt-Bitterfeld geholt werden.
Unter der Überschrift „In Vielfalt geeint“ versetzten sich die Auszubildenden beispielsweise im Planspiel Diversity in unterschiedlichste Rollen von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Cordoba in Al-Andalus/ Spanien im 10. Jahrhundert. Sie nahmen die Rollen ihrer Einwohner an und erleben, wie das gesellschaftliche, friedliche Zusammenleben durch einen Sprachenkonflikt ins Wanken gerät. In dem Planspiel hatten die Auszubildenden die Aufgabe, ihre Interessen zu artikulieren, verschiedene Perspektiven in der Gesellschaft kennenzulernen und Lösungsansätze zu diskutieren.
Das Planspiel regt zu einem Perspektivwechsel für ein Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft an. Die Wirkung von Macht und Privilegien werden simuliert und zur gemeinsamen Reflexion angeregt. Wie kann mit unterschiedlichen Meinungen und Bedürfnissen in einer diversen Gesellschaft umgegangen werden? Besonders im Kontext von kommunalen Verwaltungen sind interkulturelle Kompetenzen und Verständnis besonders wichtig. Wir freuen uns, das an die Auszubildenden mit dem Planspiel weiterzugeben und damit für einen sensibilisierten Blick auf das heutige Zusammenleben in der pluralen und mehrsprachigen Migrationsgesellschaft zu sorgen, erklärt AGSA-Referentin Mareike Schwarz.
Die Auszubildenden hatten sichtlich Spaß daran, in andere Rollen zu schlüpfen und nahmen die Herausforderung an, sich mit ihren eigenen Kolleginnen und Kollegen zu streiten beziehungsweise am Ende auch einen Kompromiss zu schließen. Oder war es ein Konsens? Die Auszubildenden bestätigten in der Auswertung, dass das Planspiel sie animierte, über sich selbst und die eigenen Denkmuster nachzudenken.
An Tag zwei konnten die Teilnehmenden des EU-Azubigipfels mit der Europaabgeordneten Karolin Braunberger-Reinold aus Sachsen-Anhalt über die EU sowie deren Zukunft und Einfluss auf ihre Ausbildung diskutieren. Wie wird die EU in zehn Jahren aussehen? Was könnte helfen, damit die EU in der Verwaltung wahrnehmbarer wird? Und wie lässt sich Mehrsprachigkeit in der Behörde als Kompetenz stärken? Den Auszubildenden war es aber auch wichtig darüber zu reden, wie die eigene Ausbildung insgesamt noch mehr Europabezug haben kann. Angeregt durch das Planspiel, aber auch durch das eigene Erleben im Praxisteil der Ausbildung, stellten die Azubis Sprachkompetenzen, insbesondere Englisch, als unabdingbaren Bestandteil der Ausbildung heraus. Sie warben dafür, Englisch als Ausbildungsinhalt zu integrieren. Hierfür und für noch mehr Europa in Anhalt-Bitterfeld in der Ausbildung planen die Azubis nach dem EU-Azubigipfel ein Gespräch mit der zuständigen Berufsschule.
Karolin Braunsberger-Reinhold nutzte die Gelegenheit und überreichte an vier Erasmus+ Teilnehmer den Europass-Mobilitätsnachweis. Dieser ist ein Nachweis über die Teilnahme an einem Erasmus+ Aufenthalt und erfasst Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen, die während eines Lernaufenthaltes im europäischen Ausland erworben wurden.
Die Zeit verging wie im Fluge. Alsdann erhielten die Azubis ein Input zur EU-Bildungszuwanderung in Sachsen-Anhalt von Dr. Ernst Stöckmann (EUmigra-Projekt, AGSA e.V.). Sie testeten ihr Wissen über Europa in einem Quiz.
Fast jeder der Anwesenden war schon einmal in einen Konflikt verwickelt, so die kurze Umfrage vor dem Workshop „Konstruktiv im Konflikt – aber wie?“. Sei es im privaten Bereich, auf der Arbeit, in der Berufsschule oder während des Erasmus+ Aufenthaltes. Überall „lauern“ Konflikte, die es gilt, konstruktiv zu lösen.
Hierfür definierten die Azubis zuerst den Begriff Konflikt, lernten Eskalationsstufen von Konflikten kennen und waren sehr erstaunt, wie selbstverständlich typische Konfliktverstärker im Alltag verwendet werden.
Viel zu schnell vergingen die beiden sehr intensiven Europatage.
Dr. Katja Michalak, IKOE- Projektleiterin, betonte abschließend: „Unser EU-Azubi-Gipfel hat gezeigt, dass es unverzichtbar ist, das Thema Europa anwendungsbezogen zu untersuchen. Der Grund liegt nicht nur im sprichwörtlichen Sinn auf der Hand, sondern quasi vor der eigenen Tür: Ohne Europa sind die Internationalisierungs- und Harmonisierungsstrategien für die Kommunalverwaltungen in Deutschland schlichtweg nicht denkbar.“