Restaurierung von historischen Bücherschätzen aus der Francisceumsbiblliothek

In der Francisceumsbibliothek in Zerbst konnten 2022 drei historisch wertvolle Bände aus dem Bestand restauriert werden. Die geisteswissenschaftlichen Werke wurden alle im 16. Jahrhundert gedruckt. Aufgrund des desolaten Zustandes vor allem der Einbände wurden folgende Werke ausgewählt: zum einen das Buch des größten antiken griechischen Historikers Thucydides, dessen Hauptwerk die Beschreibung des Peloponnesischen Krieges ist. Das vorliegende Werk aus dem Jahre 1540 ist eine kommentierte Ausgabe zum Buch VIII der Geschichte des oben genannten Krieges. Das zweite ausgewählte Buch, gedruckt 1538, ist eine Werkausgabe der gesammelten Briefe von Erasmus von Rotterdam, eines der bedeutendsten niederländischen Universalgelehrten des 16. Jahrhunderts. Das dritte Buch ist von Petrus Ramus, einem französischen Philosophen und Humanisten des 16. Jahrhunderts und wurde 1578 gedruckt.

„Thucydides cum scholiis et antiquis et utilibus sine quibus autor intellectu multum es difficilis … [de bello pelopon. Libri VIII.]“ wurde in Basel in der Officina Hervagiana Anno 1540 gedruckt. Der Folio-Band (Buchrückenhöhe 30 cm) hat 342 Seiten und ist mit einem Pergamenteinband versehen. Dieser Einband war sehr stark am Rückenteil beschädigt. Auch die letzten Seiten waren durch den fehlenden Schutz des Einbandes in Mitleidenschaft gezogen. Sie waren sehr stark verknittert und verschmutzt. Bei der Restaurierung wurde dann der alte Einband abgelöst und durch einen neuen Pergamenteinband ersetzt. Die Seiten wurden gereinigt, geglättet und Papierfehlstellen durch Anfasern ergänzt. Durch die erneuerten Lederbänder kann der Einband wieder fest verschlossen werden.

„Des. Erasmi Roterdami epistolarum opus complectens universas …“ wurde in Basel in der Officina Frobeniana Anno 1538 gedruckt. Es hat 1219 Seiten und eine Buchrückenhöhe von 34 cm. Der Einband besteht aus Holzdeckeln die teilweise mit Schweinsleder überzogen sind. Bei diesem Halbledereinband war die Rückseite des Holzdeckels zur Hälfte abgebrochen und das Holz durch massive Fraßschäden in seiner Stabilität stark beeinträchtigt. Dadurch waren auch die hinteren Papierlagen verschmutzt und beschädigt. Auch das Titelblatt war sehr stark verschmutzt. Die ursprünglich vorhandenen Schließen fehlten vollständig. Bei der Restaurierung wurde der fehlende Rückendeckel ersetzt. Der vordere Buchdeckel konnte erhalten werden. Das Papier wurde gereinigt, Knicke geglättet und Fehlstellen angefasert. Damit das Buch wieder fest verschlossen werden kann, wurden 2 Schließen angebracht, die der Zeit des 16. Jahrhunderts entsprechen.

„P. Rami Scholae in liberales artes: quarum elenchus est proxima pagina“ wurde in Basel bei Eusebius Episcopius Anno 1578 gedruckt. Der dunkelgrün eingefärbte Pergamenteinband mit 591 Seiten war stark aufgewölbt und verzogen, so dass das Buch nicht mehr allein stehen konnte. Die Schließenbänder waren nur noch am vorderen Deckel vorhanden. Dadurch konnte im Laufe der Jahrhunderte vermehrt Staub eindringen. Bei der Restaurierung wurde dieser durch Ausbürsten entfernt. Dafür wird ein spezieller Arbeitsplatz benötigt, der mit einem Abzugssystem ausgerüstet ist. Der Pergamenteinband blieb erhalten. Er wurde gerichtet, von Verschmutzungen befreit und mit neuen Schließenbändern versehen. Für einen nachhaltigen Schutz und um ein erneutes Verformen des Einbandes zu verhindern, wurde passgenau ein Schuber angefertigt.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld finanzierte die Restaurierung. Hierzu wurde ein bundesweites Ausschreibungsverfahren eingeleitet. Der Restaurierungsauftrag ging an die Leipziger Restaurierungsfirma Paperminz Bestandserhaltung GmbH, einer Nachfolgefirma der seit vielen Jahren in sehr guter Qualität für die Francisceumsbibliothek arbeitenden Restaurierungswerkstatt Buchrestaurierung Leipzig GmbH. Im Angebot für die Restaurierung schlugen sich auch die massiven Teuerungen des letzten Jahres nieder. So war die eingangs veranschlagte Restaurierungssumme von 3.000 Euro leider nicht ausreichend. Die Restaurierung erfolgte dann mit einer Gesamtsumme von 6.366 Euro.

Dank dieser Maßnahme und der Investition durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurden diese drei historischen Werke vor dem Verfall bewahrt und können durch Leser und Besucher wieder genutzt und die handwerklichen Fähigkeiten unserer Vorfahren bestaunt werden.