Die polnische Delegation überreichte dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine Holzfigur, einen Wächter, der symbolisch die Partnerschaft zwischen beiden Landkreisen bewachen soll. V. l. n. r.: Demian Cieszewski, Vizelandrat Powiat Pszczyna; Grzegorz Nogly, 2. Vizelandrat Powiat Pszczyna; Pawel Sadza, Vorsitzender Kreistag Powiat Pszczyna, Landrat Andy Grabner, Barbara Bandola, Landrätin Powiat Pszczyna
Zusammenkunft mit dem Seniorenbeirat des Kreistages Anhalt-Bitterfeld im Altenpflegeheim „Haus am Leineufer“ in Bitterfeld.
Zu Besuch im Informationszentrum für Umwelt und Naturschutz HAUS AM SEE in Schlaitz.
Im HAUS AM SEE: Ganz schön weich, so ein Biberfell.
Endlich war es wieder so weit - nach pandemiebedingt nur sehr eingeschränkten Kontakten trafen sich Landrat Andy Grabner und eine polnische Delegation unter Leitung der polnischen Landrätin Barbara Bandola wieder in Anhalt-Bitterfeld. Es ist der erste Besuch aus dem Partnerkreis in Anhalt-Bitterfeld seit dem Amtsantritt von Landrat Andy Grabner.
Beide Landräte lernten sich bereits vor fast genau einem Jahr im polnischen Pszczyna kennen. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld unterstützte im März 2022 die Hilfsaktion des Powiat Pszczyna für die vom Angriffskrieg auf die Ukraine Betroffenen mit fünf mit Hilfsgütern vollbeladenen Fahrzeugen. Trotz der mehrjährigen eingeschränkten Partnerschaftsaktivitäten konnten beide Landräte auf gemeinsame Aktionen und Projekte zurückblicken.
„Natürlich haben die gegenseitigen Besuche und Austausche gefehlt“, so Landrätin Barbara Bandola. Sie verwies aber auch darauf, dass es dennoch einen ständigen Kontakt beider Verwaltungen gab. Besonders in Zeiten der Pandemie haben beide Verwaltungen voneinander gelernt und sind letzten Endes noch enger zusammengewachsen. Jetzt können wieder Treffen und Projekte geplant werden. In diesem Zusammenhang verwies Landrat Andy Grabner auf die Wichtigkeit derartiger Freundschaften. Freundschaften, wie die zwischen dem Powiat Pszczyna und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, sind der Grundbaustein für den Frieden in Europa. Landrätin Bandola griff dieses Thema auf und übergab dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine Holzfigur, einen Wächter, der symbolisch die Partnerschaft zwischen beiden Landkreisen bewachen soll.
Der Neustart hatte große Erwartungen zu erfüllen und stand unter anderem im Zeichen der Wiederaufnahme von Fachaustauschen innerhalb der Verwaltung. In beiden Verwaltungen gab es Veränderungen, deshalb lernten zum Beispiel die Führungskräfte der Landkreisverwaltung in einer gemeinsamen Veranstaltung die Aufgaben und Struktur der polnischen Powiatsverwaltung kennen und konnten diese mit der neuen Struktur innerhalb der Verwaltung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld vergleichen. Für die Teilnehmer war der Einblick in die Verwaltung des Powiat Pszczyna ein erster Berührungspunkt mit der kommunalen Partnerschaft. Deutlich wurde hierbei, dass es nicht nur Unterschiede in der Größe der Verwaltung gibt, sondern insbesondere auch in der Aufgabenzuordnung. Und dennoch fanden sich auch viele Gemeinsamkeiten. Sei es im Bereich Soziales, Haushalt, Katastrophen- und Umweltschutz oder bei der Digitalisierung der Verwaltung. Die Führungskräfte der Kreisverwaltung nutzten die Gelegenheit, um mit den polnischen Gästen ins Gespräch zu kommen. Jetzt ist es an der Zeit, Hausaufgaben zu machen und abzustecken, welche gemeinsamen Herausforderungen angegangen werden können.
Damit dies nicht nur Theorie bleibt, war der zweitägige Besuch mit zwei konkreten Projektideen thematisch untersetzt. Seit vielen Jahren gibt es in Anhalt-Bitterfeld einen Seniorenbeirat, der den Kreistag in allen Fragen, die ältere Menschen betreffen, berät. Das können Fragen zum öffentlichen Personennahverkehr oder zur Pflegelandschaft sein. Da im polnischen Partnerkreis erst vor kurzem ein Seniorenbeirat gegründet wurde, bot sich ein Austausch hierzu geradezu an. Deshalb traf man sich im Altenpflegeheim „Haus am Leineufer“ der Pro Civitate gGmbH in Bitterfeld. An dem Treffen nahmen auch vier Mitglieder des Seniorenbeirates des Kreistages Anhalt-Bitterfeld mit deren Vorsitzenden Gisela Schütze-Freyhsleben teil. Natürlich stand hier das Thema Pflege im Mittelpunkt.
Zunächst stellte die Heimleiterin Julia Stein die Einrichtung kurz vor. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Pflegelandschaft in Polen eine gänzlich andere ist. Altenpflegeheime, so wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es in Polen nur sehr selten. Dort werden pflegebedürftige ältere Menschen zumeist in der Familie oder durch aktive und ehrenamtliche Seniorengruppen betreut. Die wenigen vorhandenen Heime werden vorwiegend von privaten und kirchlichen Trägern betrieben. Da die Pflege eben sehr vom privaten Engagement abhängig ist, gibt es auch viel zu wenig ausgebildete Pflegekräfte. Die polnischen Gäste waren sehr daran interessiert, wie die Pflege in Deutschland organisiert und finanziert wird.
Gisela Schütze-Freyhsleben betonte, dass der Seniorenbeirat sehr gern bereit ist, in einen Austausch mit seinem polnischen Pendant zu treten, vielleicht schon alsbald mit einem Gegenbesuch.
Auch im Bereich Umweltbildung besteht auf beiden Seiten großes Interesse an einer Zusammenarbeit bzw. Kooperation. In Frage kommt dafür das Informationszentrum für Umwelt und Naturschutz HAUS AM SEE in Schlaitz, eine Einrichtung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, sowie die Wisentbildungsstätte Pszczyna und das Umweltzentrum Jankowice. Dabei muss man wissen, dass es im Powiat Pszczyna zwei Orte gibt, wo man Wisente findet. Der erste Ort ist das Zentrum für ökologische Bildung, wo man im knapp zehn Hektar großen Reservat in Jankowice entlang der Spuren der Wisente spazieren und die dort freilebenden Könige des Urwaldes in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Die Wisente kann man auch in einem Schaugehege besichtigen, welches sich unweit des Schlosses in der Stadt Pszczyna befindet. Die Zusammenarbeit bei der Umweltbildung soll sich auch auf die Bereiche Forst und Wald erstrecken. Erste Kontakte wurden beim Besuch im HAUS AM SEE in einer Videokonferenz mit den polnischen Partnern geknüpft. Eine direkte Einladung nach Polen ist bereits ausgesprochen.
Beim Besuch in Schlaitz erfuhren die Gäste all das, was in der Bildungseinrichtung angeboten wird. Susanne Grießbach, eine der beiden Leiterinnen, informierte die Gäste über die Bildungsangebote insbesondere für Kinder und Jugendliche. Auf reges Interesse sind dabei natürlich der Videoaufnahmen aus dem Fischadlerhorst gestoßen, die in den vielen Jahren, seitdem die Kamera auf einem ausrangierten Hochspannungsmast installiert ist, so mache Geschichte erzählen kann und Einblicke in die Welt der Vögel gibt, die auch für die Wissenschaft bedeutsam sind.
Info:
Seit 2016 besteht zwischen dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und dem Landkreis (Powiat) Pszczyna eine offizielle Partnerschaft. Pszczyna und Anhalt haben eine gemeinsame Geschichte. Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen war der Begründer der askanischen fürstlichen Nebenlinie Anhalt-Köthen-Pleß in Oberschlesien. Das Kapitel begann 1765 und endete 1846 mit dem Tod des letzten Erben.
Im freundschaftlichen Vertrag zwischen beiden Landkreisen ist ein lebendiger Austausch auf den Gebieten Kultur, Bildung, Sport, Jugend, Familie, Soziales, Gesundheit, Umweltschutz, Tourismus und Wirtschaft vereinbart.