Fünf Jahre Renneritzer Wappen

Die Ortschaft Renneritz führt seit fünf Jahren ein eigenes Wappen. Die Wege zu diesem eigenen identitätsstiftenden Symbol und die nachfolgende Präsentation waren jedoch lang, wie Steven Pick, Mitarbeiter im Kreisarchiv des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, berichtet:

„Seit dem Zusammenschluss vom 01. Juli 2009 gehört Renneritz zur Stadt Sandersdorf-Brehna. Anders als Brehna, Sandersdorf und weiterer Ortsteile hatte Renneritz aber kein eigenes Wappen. Um solch ein Erkennungsschild zum Zwecke der Identifikation, Repräsentation, aber auch Unterscheidung und Abgrenzung zu erarbeiten, wandte sich der Heimatverein Renneritz schon 2019 an mich.

Damals arbeitete ich noch im Kreismuseum Bitterfeld, mittlerweile bin ich als Fachdienstleiter im Kreisarchiv des Landkreises beschäftigt. Damals wie heute interessiert mich als studierten Archivar die Hilfswissenschaft der Heraldik, die Disziplin der Wappenkunst und die Anwendung heraldischer Regeln.

Ziel des Heimatvereins Renneritz war es, ein Wappen erstellen zu lassen, welches im Jahr 2020 im Rahmen der 600-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung veröffentlicht werden sollte. Bei zahlreichen Treffen arbeiten wir gemeinsam an verschiedenen Entwürfen, bis wir schließlich ein Motiv erarbeitet hatten, das den Charakter der Ortschaft Renneritz bestmöglich widerspiegelte. Anschließend beantragte der Heimatverein die Eintragung in die Deutsche Ortswappenrolle (DOWR) des HEROLD, dem Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin.

In der vom HEROLD seit 2011 geführte DOWR werden auf Antrag Ortswappen eingetragen, die vorab auf ihre heraldische Richtigkeit geprüft wurden. Diesem Prüfverfahren wurde auch der Renneritzer Wappenentwurf unterzogen, welcher mit der Beschreibung (im Fachjargon „Blasonierung“)

„In Blau über einem silbernen Räderpflug, zwei schräggekreuzte gestielte goldene Kornähren“ genehmigt und unter der Nummer 80 ST eingetragen wurde.

Am 08. April 2020 stimmte schließlich der Sandersdorf-Brehnaer Stadtrat in einem Beschluss dem Führen des Wappens einstimmig zu.

Das neue Wappenbild entstammt in Anlehnung einem Gemeindesiegel aus den 1920er Jahren.

Schon dieses zeigte zwei gekreuzte Ähren über einen Pflug, dieser jedoch linksgewandt und somit aus wappenkundlicher Sicht nicht in Normalstellung. Im modernen Wappen wurde also die Ausrichtung des Ackergerätes angepasst. Erwähnenswert ist hier, dass eine Beschreibung von Wappen immer aus Sicht des Schildträgers zu erfolgen hat. So ist beispielsweise die vom Betrachter aus gesehene linke Seite in der Wappenbeschreibung die rechte Seite.

Die Ortschaft Renneritz nimmt sowohl beim Siegel, wie auch beim Wappen, Bezug auf die Landwirtschaft, die seither das Umland und seinen Einfluss auf die Siedlung prägte. Zahlreiche Felder und Äcker umgaben und umgeben Renneritz. Noch heute existierende ehemalige Gehöfte im historischen Ortskern verweisen auf die Renneritzer Bauernschaft. Die Bedeutung dieser Wirtschaft wird durch die Symbolik klar herausgestellt. Die auf dem Wappen hinterlegte Farbe Blau, deutet zudem auf den Himmel und die damit verbundene Windkraft, die früher zur Weiterverarbeitung des Korns in der Mühle von Nutzen war.

Leider konnte das neue Identitätsmotiv nicht wie geplant im Jahr 2020 vorgestellt werden. Corona zerschlug die Pläne des Heimatvereins, Kontakt- und Veranstaltungsverbote ließen die geplante Jubiläumsfeier nicht zu. Diese Feier holten die Renneritzer schließlich im Sommer vergangenen Jahres nach. Schon zuvor etablierte sich das neue Hoheitssymbol an den drei Ortseingängen und grüßt dort die nach Renneritz Einfahrenden sowie dessen Besucher. Seit seiner Genehmigung wird dieses Wappen somit zunehmend zum Identitätsträger aller Renneritzer und schafft damit eine tiefere Verwurzelung mit Ort und Region.“