Dr. Katja Münchow, Leiterin der Musik-Galerie an der Goitzsche, und Tina Kretschmer, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Goitzsche, luden zur Exkursion ein.
Die „Wächter der Goitzsche“ stehen noch - doch Informationen zum Kunstwerk gibt es nicht.
Eine neue Beschilderung braucht es auch am „Rosa Eck“ und „Lucretius Place“.
„Hügel und Haldenkegel“ auf der Halbinsel Pouch sind noch gut zu erkennen.
Erste Auswertung vor Ort: Es braucht mehr Informationen und kleinere Touren.
In der Musikgalerie an der Goitzsche ist derzeit die Ausstellung „Landschaftskunst Goitzsche“ zu sehen. Im Mittelpunkt der Schau steht die zum Teil spektakuläre Landschaftskunst, die für die EXPO 2000 und in den Jahren danach in der Rekultivierungslandschaft des ehemaligen Tagebaus Goitzsche entstanden ist.
Mehrere Kunstwerke bildeten zusammen das größte Landschaftskunstwerk der Welt. Die bekanntesten Elemente sind der Pegelturm und der Bitterfelder Bogen, der zum Wahrzeichen der Stadt Bitterfeld geworden ist. Einige der Werke ziehen bis heute Besucherinnen und Besucher aus nah und fern an den Großen Goitzschesee, andere sind im Laufe der Zeit dagegen fast verschwunden. Informationen zu dieser bewegenden Zeit am Wegesrand sind kaum zu finden.
Wie sieht es an diesen Kunstwerken heute aus und wieviel Anstrengung bräuchte es, um die Landschaftskunst wieder ins Gedächtnis der Menschen zu bringen, sie vielleicht sogar als Ausflugsziele für die Gäste der Region zu etablieren?
Diesen Fragen wollten Dr. Katja Münchow, Leiterin der Musik-Galerie an der Goitzsche, und Tina Kretschmer, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Goitzsche, nachgehen und luden gemeinsam zu einer Exkursion durch den Landschaftspark Goitzsche.
Los ging es auf dem Bitterfelder Bogen, der, wie die Exkursionsteilnehmer schnell feststellten, als Wahrzeichen der Stadt gut in Schuss und gut beschildert ist. Gleiches gilt für die am Bitterfelder Stadtstrand gelegene „Sandbank“. Gestaltet vom Künstler Roland Fuhrmann erinnert die 60 Meter lange, blaue Bank an das Jahrhunderthochwasser vom Sommer 2002 und die vielen Helfer der damaligen Naturkatastrophe. Ein kleines Schild erklärt Besuchern den Ursprung der Bank.
Solch erklärende Informationen sucht man bei den „Wächtern der Goitzsche“ allerdings vergeblich. Dabei wäre es doch schön zu wissen, dass die 2,10 m großen Figuren über die Neugestaltung der Goitzsche wachen sollten, der Düsseldorfer Künstler Anatol Herzfeld gleichzeitig eine Hommage an den anhaltischen Fürsten Franz und dessen Gartenreich schaffen wollte.
Ein Stück weiter, am Übergang vom Bitterfelder Stadtwald zum Goitzschewald, erinnern nur noch einzelne Wildrosen an das „Rosa Eck“. Zu diesem Areal gehören auch „Lucretius Place“, „Götter im Exil“, der Schmetterlingspfad und das „Irisfels mit Schwellen“ fasst Klaus-Peter Jaskulsky zusammen, der als Mitglied des bis 2019 tätigen „Fördervereins Goitzsche“ etliche Stunden in der Landschaft und mit der Landschaftskunst verbrachte. Viele Erinnerungen teilte er, ebenso wie Heike Brücker, Landschaftsarchitektin der Stiftung Bauhaus Dessau, die Anfang der 2000er zur Arbeitsgruppe um den französischen Künstler Jaques Leenhardt gehört und im Goitzschwald künstlerisch tätig wurde.
Vorbei an der Bitterfelder Wasserfront, der Seebrücke und dem Pegelturm ging es dann weiter zur Agora Pouch, ein in die Landschaft modelliertes Amphitheater, in dem bis zu 3.800 Menschen Platz finden. Früher hat man hier regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, erinnert sich Jaskulsky, ein Chorfestival zum Beispiel. Genau so gut erhalten, wie die besondere Veranstaltungsarena ist das benachbarte Kunstwerk „Hügel und Haldenkegel“, das die für die Bergbaulandschaft typische Abraumflächen in Kegel- und Hügelform darstellen sollte.
„Seltsam“, dass ausgerechnet dieses Kunstwerk noch so gut zu erkennen sei, hieß es da unter den Exkursionsteilnehmer. Denn die Aufschüttungen waren nicht für die Ewigkeit gedacht, sollten eigentlich durch Wind und Wasser abgetragen und eines Tages verschwunden sein … doch: Soweit ist es nicht.
Kaum noch etwas zu sehen ist auf dem nördlichen Teil der Halbinsel Pouch dagegen von der sogenannten „Haut“. Etwa 30 farblich und vom Material her unterschiedliche Flächen symbolisierten hier die sich immer wieder veränderende Goitzsche-Bergbau-Landschaft. So wurden z. B. Schienen, als Pfähle in den Boden gerammt, Gleisschotterflächen neben blühender Landschaft angeordnet. Heute hat sich die Natur all diese Flächen zurück geholt.
So sieht es auch am „Verschwundenen Fluss“ aus, jener Stelle am Fuße des Roten Turms, die einst an den urprünglichen Flusslauf der Mulde erinnerte. Ausgerechnet hier, einer Stelle die Radler und Spaziergänger passieren, ohne auch nur den Hauch eines Kunstwerkes wahrzunehmen, findet sich eine Tafel, die Besucher auf die Landschaftskunst hinweist.
Solcher Informationstafeln bedarf es auch an anderen Stellen, so lautete das erste, noch vor Ort getroffenen Resümee der Ausflügler. Eine zweite Schlussfolgerung: An einem Nachmittag ist das einst größte Landschaftskunstwerk der Welt kaum zu besichtigen. Sollte man Touristen auf die Spuren der Kunstwerke schicken wollen, sollten mehrere kurze Touren zusammengestellt werden.
Derzeit sei die Landschaftskunst kein Aushängeschild für den Landkreis, da waren sich die Exkusionsteilnehmer einig. Doch auch mehr als 20 Jahre nach ihrer Erschaffung faszinieren die großen und kleinen Objekte und öffnen den Blick für eine besondere Landschaft!
Mehr Informationen erhalten Sie in der Musik-Galerie an der Goitzsche. Der Ausstellungsbereich „Landschaftskunst Goitzsche“ bietet Ihnen mit Informationstafeln und Modellen die Möglichkeit, sich über die einzelnen Projekte zu informieren, bevor Sie mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß zur Besichtigung aufbrechen.