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Bergstadtecho Brand-Erbisdorf
Ausgabe 11/2023
Leitartikel
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Aus Sicht des OB

Jüngst im Juli berichtete ich an dieser Stelle über Reiselust & Fernweh. Und ja, das Gute liegt so nah. Gut dabei ist, dass auch wir „Heimat“ stets ein bisschen neu entdecken. Den Städtepartnerschaften Brand-Erbisdorfs kommt eine besondere Rolle zu. Wir reisen (mit Neugier) auswärts und lernen dabei manch Andersartiges oder Innovatives kennen. Wir treffen auf Vertrautes und erklären der partnerschaftlich verbundenen Seite gern die Situation unseres eigenen Ortes. Dazu müssen wir uns stets aufs neue auch gleich selbst hinterfragen, richtig spannend. All das mögen und schätzen wir sehr. Doch nun am Beispiel dieses Jahres mal der Reihe nach, alphabetisch!

Städtepartnerschaft mit Dillingen an der Donau (Bayern):

Mit Unterzeichnung des sog. Freundschaftsabkommens am 25. März 1991 besteht diese Beziehung und hat beiderseits sehr viele Menschen in ihren Bann gezogen. Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums wächst seit 2021 auf dem Schillerplatz ein Apfelbäumchen der Spezies „DLG-BED“. Im Juni 2023 besuchte nun eine Delegation unsere Bergstadt. Anfangs waren die Dillinger zu Gast bei NARVA Lichtquellen GmbH & Co. KG und wurden vom Firmenchef, Dr. Olaf Hansen (im Bild 2. v. l.), zur Situation dieses Traditionsbetriebes auf unterhaltsame Weise informiert.

Im Anschluss trafen sich Stadträtinnen und Stadträte und deren Begleitung sowie Verwaltungsbedienstete bei unserem Feuerwehr-Gerätehaus, wo gegrillt wurde. Neben dem individuellen Gedankenaustausch sorgte die Präsenz von Rolf Pönicke alias „Ritter Harras von Lichtenwalde“ für ausgiebiges Gelächter in feinsinniger Art sächsischer Geschichte. Als nächstes steht ein kommunalpolitischer Besuch in Dillingen an; wir haben die herzliche Einladung als geradezu „zwingend“ vernommen.

Städtepartnerschaft mit Görkau/Jirkov (Tschechien):

Am 1. Mai 2002 unterzeichneten mein Amtsvorgänger OB Volker Zweig und die tschechische Seite (BM Filip Skapa) die Partnerschaftsvereinbarung, formell und symbolisch zwischen (fast) Nachbarn, die jedoch sprachlich recht weit voneinander entfernt sind. Über Jahre wuchs speziell die Verbindung über Schulen/Jugendaktivitäten, Museumsprojekte, die Feuerwehren und die Beziehung zur dortigen Musikschule. Federführend-geschickt und initiativreich brachte sich der Görkauer Freundeskreis in die Geschicke der grenzüberschreitenden Beziehung mit Jirkov ein; die Konzerte auf Schloss Rothenhaus bleiben legendär. Über all die Zeit war es an der Stadt BED dies möglichst zu intensivieren, was leider nicht immer gelang!

Immer wieder aber klappte das Zusammenwirken, wenn es um die Pflege deutscher Gräber und die Ehrung all jener „Görkauer, die in der Heimat oder in der Fremde ruhen“ ging. Dieses Projekt des gegenseitigen Respekts ist auch mir eine Herzenssache und wurde begleitet von der Stadt Jirkov, den Streitkräften von tschechischer und deutscher Seite. In diesem Jahr gelang es erneut. Aus der Bergstadt Brand-Erbisdorf war es speziell Frank Brendler (links im oberen Bild), der als langjähriger Kümmerer um die Patenschaft am Pfingstmontag, dem 29. Mai 2023 Aktivität und Grußbotschaft über den Erzgebirgskamm brachte, danke!

Als nächstes besteht die Aufgabe des neuerlichen Aufeinander-Zugehens der Rathäuser, mit der geradezu selbstverständlichen Offenheit und Herzlichkeit vergangener Tage, wohlan! Zum Stollenmarkt erwarten wir traditionell den Frauenchor aus Görkau/Jirkov (willkommen den Damen mit den Schals in Orange).

Partnerschaft mit Langenau bei Ulm (Baden-Württemberg):

Mit den Langenauern „drüben“ sind wir Langenauer im Erzgebirge formal seit dem 6. November 1991 verbunden. Neben dem damaligen Gemeinderat hatte auch der Heimatverein 1185 Langenau/Erzgebirge e. V. lange Zeit gedeihliche Kunst & Kultur-Kontakte zur Partnergemeinde. Über die Zeiten jedoch und schließlich wegen den Corona-Jahren drohte die Beziehung einzuschlafen (das ist kein Vorwurf!). Im vergangenen Jahr gab es dann einen Initialbesuch des Langenauer Bürgermeisters Daniel Salemi in BED. Daraufhin waren wir zum sog. Kinderfest 2023 vom 21.-23. Juli eingeladen.

Eine kleine Abordnung vom hiesigen Schützen- und vom Heimatverein nahm teil und belebte diese charmante Beziehung auch unsererseits, prima! Nebenbei: wir ernteten mit unserem Marsch bei sommerlicher Hitze durch das württembergische Langenau viel Zustimmung und Beifall. Sächsische Bergmannskluft und Heimatliteratur sind halt verbindende Elemente. Zusätzlich belebend war der Kontakt zu den anderen dortigen Städtepartnern: Bridgend (Wales), Sombereg (Ungarn) und Albeck (Kärnten/Österreich). Begegnung schafft Nähe und Verständigung.

Patenschaft mit den Marienberger Jägern (Bundeswehr):

Menschen in Uniform sind Teil unserer Gesellschaft: Soldatinnen und Soldaten gehören dazu. Nicht immer stellte sich die hohe Politik schützend vor die Armee. Ich denke an die 2000er Jahre, als wir bezüglich Afghanistan systemübergreifend gar nicht von „Krieg“ sprechen durften oder sollten, nun ja. Am 27. Januar 1993 beschloss der Brand-Erbisdorfer Stadtrat, die Patenschaft zu einer Kompanie des in MAB stationierten Panzergrenadierbataillons 371 aufzunehmen.

Gespräche/Erfahrungsaustausch, Biwak Reußenhalde, Übung „Rollender Sachse“ 2008, Gewässerübungen am Erzengler Teich sind gelebter Teil dieser Patenschaft, auch die Begleitung zum Volkstrauertag! War es anfangs die dritte, so ist es seit 1996 die 4. Kompanie, die BED als Patenstadt vorweisen kann. Das Heer der Bundeswehr macht viel Öffentlichkeitsarbeit, erinnert sei an den „Tag der Offenen Tür“, wozu ich im Bergstadtecho 8/2022 berichtete. Die Städte und Gemeinden samt ihrer Patenkompanien rücken neuerdings die „Vereidigung“ in den zivilen Fokus.

Kürzlich am 16. November 2023 gab es öffentlich das feierliche Gelöbnis neuer Rekrut(inn)en seit langer Zeit auch wieder bei uns. Selbst der Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretzschmer, hatte seine Teilnahme in Brand-Erbisdorf angesagt. Was für die Panzergrenadiere „Dran-Drauf-Drüber!“ heißt, gilt somit für uns im Zivilen als Ansporn und Maßgabe der weiteren Partnerschaft.

Partnerschaft mit Weyarn (Oberbayern):

Diese Beziehung basiert auf den Aktivitäten der Sankt Michaeliser noch zu Zeiten deren Eigenständigkeit bis 1993. Damals wuchsen Bande der Verbundenheit, die speziell durch die ortsansässigen Feuerwehren seither genährt und gestärkt worden sind. Ich selbst erinnere mich einer äußerst intensiven Begegnung im Frühjahr 2008. Im Juli 2023 bewegte der tragische Arbeitsunfall, bei dem drei Feuerwehrler aus Weyarn den Tod fanden auch die FFW-Angehörigen hierzulande. Und scheint es hohe Zeit, sich mal wieder (aus meiner Sicht gern wieder recht intensiv) zu begegnen, also: wer bewegt sich wohl zuerst?!

Diese kleine Zeitreise zu Partnern in Städten und Gemeinden war mir wichtig, gerade in Respekt der Mitmacher und der befreundeten Gastgeber, mein herzliches „Glück auf“!

Dr. Martin Antonow
Oberbürgermeister