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Bergstadtecho Brand-Erbisdorf
Ausgabe 4/2024
Leitartikel
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Aus Sicht des OB

Selten fällt mir der Einstieg in ein Thema so schwer wie jetzt. Es ist unbequem, es ist umstritten und sehr emotional. Doch nun muss es sein. Also werde ich mich erklären.

Auch Brand-Erbisdorf steht als kommunale Körperschaft in der Verantwortung zur Mitwirkung bei der Unterbringung von Menschen, die Asyl suchen bzw. denen das Bleiberecht zuerkannt worden ist. Wir erinnern uns an die Gemeinschaftsunterkunft für etwa 80 Ausländer im Külzgebiet im Zeitraum 2015/17. Wenngleich es turbulent zuging, so war die Hilfsbereitschaft bei uns recht groß. Doch natürlich blieben auch immer Skepsis, Vorbehalte oder persönliche Ängste bei vielen Mitmenschen wegen der rasanten Veränderung durch große Politik und engstirnige Bürokratie.

Jetzt gibt es den ernsthaften Gedanken, dass ausländische Familien in ein Gebäude (Fabrikstraße 2-4) einziehen. Jene Familien würden seitens der in BED ansässigen Ausländerbehörde unserer Landkreisverwaltung ausgewählt und zur Vermietung veranlasst werden. Zur Bewältigung alltäglicher Situationen ist eine reguläre Betreuung dieser (anfangs fremden) Menschen, v. a. aus Afghanistan, Kurdistan, Syrien und Venezuela durch Sozialkräfte vor Ort vorgesehen. Der kleine Block mit drei Eingängen bietet insgesamt 18 Wohnungen, von denen aktuell 8 Wohnungen vermietet sind. Bezogen auf ein derartiges Wohnprojekt halte ich die Lage für ausgesprochen gut, weil es (1) dezentral und doch geordnet zugeht, (2) Lebensmittel/Nahversorger fußläufig erreichbar sind, (3) eine direkte Anbindung an den Busverkehr gibt, (4) erreichbare Arbeitsplätze (Gewerbegebiet) gleich nebenan existieren und (5) auf dem Wohngrundstück selbst ausreichend Bewegungsfreiheit besteht. Perspektivisch ist die Veräußerung des Gebäudes angebahnt. Trotzdem wird keiner Mietpartei gekündigt.

Kürzlich waren die unmittelbar betroffenen Mieterinnen und Mietern des besagten Hauses zur Thematik „Künftiges Wohnen“ eingeladen, um mit mir persönlich ins Gespräch zu kommen. Dies nahmen drei Mietparteien wahr und nach meinem Empfinden besteht grundsätzliche Offenheit. Es ist möglich, dass bereits diesen Sommer erste Einzüge geschehen. Ich wünsche mir Verständnis.

Unabhängig davon leben in unserer Bergstadt 257 Personen, davon 38 Kinder und Jugendliche, aus 42 anderen Staaten dieser Erde (Stand April 2024). Das Verhältnis der Geschlechter (126 weiblich/131 männlich) ist ausgewogen. 46 dieser Leute leben in unseren Ortsteilen, meist seit langer Zeit und sind familiär integriert. Auch dafür weiterhin alles Gute!

Dr. Martin Antonow
Oberbürgermeister