Im Bergstadtecho informierte ich Sie Ende April zum Gedanken, dass ausländische Familien (ich schrieb, meinte tatsächlich und wiederholte später nochmals: Familien - keineswegs alleinstehende Männer!) in ein Gebäude (Fabrikstraße 2-4) einziehen sollen. Menschen, die Bleiberecht in Deutschland bzw. ein solches in Aussicht haben, individuellen Schutz vor zentralen Heimunterkünften brauchen, weil es dort ohne wirkliche Privatsphäre zugeht. Insofern versteht sich mein Gedanke eben nicht als „Das Heim“ (ein mittlerweile wegen so mancher Kriminalität vor Ort recht negativ belegter Begriff).
Zwischenzeitlich durchzogen verschiedentliche Informationswellen Teile unserer Stadt und erreichten sogar das Umland. Prompt kamen viele Menschen, die sich davon betroffen fühlen, zur öffentlichen Fragestunde im Hauptausschuss und im letzten Stadtrat, gut so. Jedoch ist das genormt-begrenzte Format der „Bürgerfragestunde“ (reine 30 Minuten laut Geschäftsordnung) im Rahmen einer Ratssitzung keineswegs geeignet, daraus einen intensiven und vielseitig-offenen Gedankenaustausch samt Diskussion werden zu lassen. Mir überstellte Listen mit sehr vielen Unterschriften ortsansässiger Menschen zeugen für mich von der recht individuellen Anteilnahme am Thema „Asylunterbringung“ – dies in BED doch aber bitteschön dezentral (nicht konzentriert!) und unter Einbeziehung aller Stadtteile. Ich respektiere und wertschätze dies daher als den Beginn eines Dialoges, der für unsere Zivilgesellschaft enorm wichtig ist und den es also zu führen gilt. Wegducken gilt nicht; Schweigen zu Werten des Miteinanders ist kein Gold!
Allemal war das letzte Bergstadt-„Echo“ weithin entlang der Silberstraße zu vernehmen, bis hin, dass es auch die selbstbezeichneten „FREIEN SACHSEN“ (hierzulande und anderswo) erreichte!
Der Neonazi Max Schreiber aus Heidenau äußerte sich sogleich bei uns: „Hallo Brand-Erbisdorf, es ist schön, dass gerade in den ländlichen Gegenden noch zusammen gehalten wird […] ich hatte ja keine Vorstellung [...] warum ich auch beim nächsten Mal wieder herkomme! [...] der Bürgermeister Antonow, der wohnt gar ni hier, der wohnt in Langenau. Und ich bin ja bekannt dafür, dass wir - sozusagen auch Politikern - mal einen kleinen Hausbesuch abstatten, das haben wir in Dresden beim Herrn Kretzschmer schon gemacht. Und das können wir jetzt hiermit schon ankündigen: wenn diese Politiker uns Asylheime vor die Haustür setzen, dann kommt der Straßenprotest in ihre Nachbarschaft! […] liebe Polizei […] schützt unser Volk vor diesen Verbrechern! Denn es werden Zeiten kommen, in denen sich der Wind dreht und dann müsst Ihr Euch für eine Seite entscheiden: entweder Ihr steht hinter uns oder Ihr steht uns im Weg – und wir werden nicht anhalten, wir werden nicht anhalten, wenn wir uns dann die Politiker greifen und vor Gericht zerren, die Ihr aktuell noch schützt! […] Wir werden Eure Namen, Eure Gesichter und Eure Dienstnummern nicht vergessen […] wir werden genau daran denken, wer mitgemacht hat; und diese Menschen werden für ihre Taten bezahlen!“
Unbemerkt von vielem suche ich oftmals Schuld eigens bei mir selbst. Aber bitte mal mit Verlaub: dieser deutsche Herr freier Sachsen kennt weder mich persönlich noch ich ihn. Und dennoch redet er so kräftig in dieser Weise öffentlich auf dem Brander Markt daher (… und uns allen ins Gewissen?!). Nach meiner Ansicht geschieht dies voller Intoleranz und soll zur Einschüchterung der bürgerlichen Mitte dienen! Derartigem Hass und jener Ausländerfeindlichkeit dürfen wir in Brand-Erbisdorf keinen Raum geben.
Die Stimmen und die Stimmung (speziell gegen mich) sind beeindruckend. Und laut. Lärm unterdrückt den Geist oder beflügelt ihn… Worten können Taten folgen. Persönlich habe ich spontan als vormals zugezogener Thüringer den ortsansässigen Demo-Organisator Herrn M. Leuchtmann eingeladen – zum noch ausstehenden Kennenlernen. Gern möchte ich ihm vermitteln, dass es generell in Brand-Erbisdorf keinesfalls Aufruhr, Verleumdung, Verächtlichmachung anderer Menschen oder Hass braucht. Wir lösen die uns hier bewegenden Themen eigenständig – ohne Gewalt-und-Hetz-Import von außen!
Deshalb diskutierten wir zum Thema Asyl/Unterbringung situationsbedingt recht intensiv mit den Mitgliedern demokratischer Parteien und Wählervereinigungen (teils auch intern) im Stadtrat BED und werden es weiter tun. Gerade das Ansinnen, mehr über die Strategie der Ansiedlung und insbesondere der Integration(!) von Schutzbedürftigen in unserer Region seitens des Landkreises zu erfahren, halten wir gemeinsam für sehr wichtig. Nunmehr ist eine Informationsveranstaltung am 5. Juni 2024 um 17 Uhr im Saal/Stadthaus vorgesehen. Diese ist speziell für die Anwohner der Fabrikstraße sowie jeweils von Teilen des Kirchweges, der Oberen Dorfstraße, des Rings der Einheit und des Silberweges. An die Eingeladenen ergeht zeitnah meine schriftliche Nachricht in den Briefkasten.
Außerdem werde ich selbst – nach reiflicher Überlegung – in nächster Zeit zu Gesprächsrunden in überschaubarem Kreise mit Betroffenen (v. a. Mieter, Anwohnervertreter, Wohnungsunternehmen) und Beteiligten bei kommunalen Belangen (Stadtratsfraktionen, Landratsamt, evtl. Kirche u. a. m.) einladen. Statt große Säle zu füllen sind in kleiner Runde auch die wichtigen (Zwischen-)Töne hörbar und diskutierbar. Unser gemeinsames Ziel ist es, Gewissheit und Sicherheit in der Sache zu erreichen – für die Bürger- und Einwohnerschaft von Brand-Erbisdorf; herzliches Glück Auf!