Freiwillige Feuerwehr unmittelbar nach dem Schützenhausbrand 1907
Der IFA P2M Mannschaftswagen war auch bei unseren Kameraden beliebt und sehr geländegängig (Archiv Feuerwehrhistorik BED).
1959 wurde ein Löschfahrzeug S 4000 (vorn im Bild) auf Basis eines (Horch) H3A Löschfahrzeugs LF 15 und im Jahr 1975 ein Tanklöschfahrzeug TLF 16/W50 bei der Brand-Erbisdorfer Wehr in Dienst gestellt (Archiv Feuerwehrhistorik BED).
Die interessante Ausstellung zur Feuerwehrhistorik im Gerätehaus BED ist mit viel Fleiß auf Dauer angelegt.
Ob mit Rüstwagen 1 (links), TLF 2/W50 (mitte) oder dem Drehleiterkran-Fahrzeug DLK: die Brand-Erbisdorfer Ortswehr war und ist technisch gut gerüstet für vielfältige und anspruchsvolle Einsätze (Foto etwa 2020). Mensch und Technik mögen sich auch künftig bestens ergänzen!
„Dachstuhlbrand im Rathaus durch Kurzschluss“ – „Die erste Leitung kam vom Markthydrant, sodann wird, da der Brand eine größere Dimension annimmt, die Motorspritze eingesetzt, eine Schlauchleiter von der Schiebeleiter. Zwei Druckspritzen decken die Nachbargebäude mit Erfolg. Der Brand wird in kurzer Zeit gelöscht.“ So lauteten am 13. September 1925 der Manöverplan der Feuerwehr sowie der zugehörige Schlussbericht*: nur Übung macht halt den Meister!
Immerhin ward ganze fünfzig Jahre zuvor die Freiwillige Feuerwehr für Brand, Erbisdorf und St. Michaelis gegründet. Als Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr zu Brand gilt der 3. September 1875; unmittelbar danach gliederten sich die Wehren von Erbisdorf (am 26. September) und von St. Michaelis (am 25. Oktober desselben Jahres) an.*
Bereits seit dem Mittelalter nahmen Stadtbrände mehr und mehr Einfluss auf die urbane Entwicklung, auf die Feuerbekämpfung und Vorsorge. Meist durch kurfürstlichen Erlass legten Feuer- bzw. Bauordnungen strengere Maßstäbe zum Brandschutz an. Und zum Mithandeln im Brandfall. Ähnlich wie heute, musste jedoch erst etwas schlimmes geschehen, bevor gehandelt wurde, leider! So auch im damaligen Brand als im Oktober 1873 eine zentral gelegene Scheune, ein Stallgebäude und zwei Häuser am Markt hinter der Apotheke niederbrannten und 59 Menschen ohne Obdach waren. Damalige Feuerlösch- und Rettungsanstalten (als einer Pflichtfeuerwehr mit Wachdienst, Absperrdienst, Löschdienst und Rettungsdienst „verpflichtend für alle Bürger und Schutzverwandte bis zum 60. Lebensjahr“) versagten völlig und es wuchs die Erkenntnis das Feuerlöschwesen erneuern zu müssen.* Also war 1875 die Zeit der Freiwilligen Feuerwehr (FFw) gekommen. Sie dauert nunmehr 150 Jahre an, gut so!
Nach (trotz) der politischen Wende reifte zugleich der Gedanke, sich „für die Sache“ zusammenzutun, Gemeinsames zu koordinieren und angemessen zu zentralisieren: 1990 trat auch die Feuerwehr Brand-Erbisdorf dem Kreisfeuerwehrverband (damals noch im Erzgebirgskreis BED) bei. Hierzulande wurden Betriebsfeuerwehren aufgelöst, dadurch wurden „volkseigene“ Gerätschaften, Material und wichtige Ersatzteile verfügbar. Am wichtigsten jedoch: zahlreiche Feuerwehrleute, die bis dato ehrenamtlich in der Betriebswehr gewirkt hatten, traten der FFw Brand-Erbisdorf bei und zeigten so meist noch über Jahrzehnte weiter ihre Treue und brachten wertvolle Erfahrung für das Feuerwehrwesen ein. Die Passion „Einer für Alle, Alle für einen“ hatte Bestand, Hut ab!
Technische Neuerungen kamen bald für die Feuerwehr hinzu: der Verkehrsfunk war behördenseits in die Alarmierung (und Orientierung) eingebunden, Handfunkgeräte verfügbar und ein zeitgemäßes Alarmierungssystem über die Leitstelle in Freiberg installiert. Persönliche „Piepser“ machten die Alarmierung aller Kameraden möglich und die Feuermelder (wer kennt sie noch?!) verschwanden aus unserem Stadtbild.* Neuer Impuls für die „Brander Wehr“ war der Bau des modernen Gerätehauses 1993/94 an der Turnerstraße.
Der Technikbestand unserer Wehr war schon immer Basis und Herausforderung zugleich! Früher waren Löscheimer, Feuerpatsche, Schiebeleiter, Handdruck- oder Abprotzspritzen sowie Helme und Uniformen, schließlich gar Automobil-Mannschaftswagen (Elite-Kraftwagen 1930) vonnöten und willkommene Arbeits- und Ausrüstungsgegenstände, die teuer genug in ihrer Zeit und meist auch teilweise privat mitzufinanzieren waren.
Für das Feuerwehrwesen in Kombination mit dem Brand- und Katastrophenschutz ist planvolles Vorgehen wichtig. 2007 beschloss der Stadtrat den ersten Brandschutzbedarfsplan für BED, seither in den Jahren 2013 und 2019 dessen jeweilige Fortschreibung – alle sechs Jahre. In Kürze wird es also das nächste Planwerk geben sollen. Im Verbund mit den anderen Ortswehren sind je nach finanzieller Situation, doch nach besten Kräften regelmäßig (Fahrzeug-)Technik und Ausrüstung zu beschaffen, oft auch dazu passende Fördermittel. Speziell die Stadtteilwehr Brand-Erbisdorf leistet den größten Beitrag bei der Brandbekämpfung für unsere Bergstadt. Auch außerhalb der Stadtgrenze bewies unsere Feuerwehr seit gut 150 Jahren ihre Kraft und großes Können (bereits 1876 in Weißenborn!).
Von der Gründung bis zum Jahr 1999 sind 1.280 Brandbekämpfungen und andere Einsätze dieser Freiwilligen Feuerwehr dokumentiert. Ab dem Jahr 2000 folgten bislang weitere 1.593 Einsätze der Ortsfeuerwehr Brand-Erbisdorf.
Es braucht stets Menschen, die bei Bedarf überlegt handeln (statt zu reden!) und die Verantwortung für sich und andere übernehmen. In all den 150 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr von Brand, Erbisdorf und St. Michaelis gab es gut 30 Wehrleiter in den drei Orten - tapfere Männer, deren Ansprüche an sich selbst und an andere im Einsatz und beim (Über-)Leben hoch genug standen und stehen. Zum Jahresbeginn 1999 setzte der damalige Oberbürgermeister Volkmar Krauß erstmals einen Stadtwehrleiter für ganz BED ein: Kamerad Reiner Matthes diente bis September 2006. Darauf folgte teils kommissarisch Gunter Siegel (Oktober 2006 bis März 2016), zwischenzeitlich hatte Kamerad Lutz Meißner dieses Amt inne. Seit März 2016 ist Kamerad Nico Geißler unser Stadtwehrleiter im verpflichtenden Ehrenamt, zumal seit 2006 als Sachbearbeiter für Brand- und Katastrophenschutz bei der Stadtverwaltung tätig.
Gegenwärtig gliedert sich die Freiwillige Feuerwehr BED wie folgt: (1) Aktive Abteilung mit 69 Kameradinnen und Kameraden, bestehend aus abwehrendem Brandschutz (47 Kameraden) und vorbeugendem Brandschutz (22 Kameradinnen), die (2) Alters- und Ehrenabteilung mit 15 Mitgliedern (4 Alterskamerad(inn)en und 11 Ehrenmitglieder) und die Jugendfeuerwehr mit 20 Kamerad(inn)en (Stand 01.08.2025). Keineswegs am Rande war das Bestehen einer engagierten Abteilung Höhenrettung innerhalb der Jahre 2000 bis 2024, auch das war fachlich spitze hier im Landkreis.
Feuerwehr ist individuelles Bekenntnis, aktiver Einsatz, Lebensmut, gelebte Kameradschaft und Teamarbeit. Dazu zählen Mitstreiter, gute Freunde und familiäre Partnerschaften, die belastbar sind und möglichst Bestand haben. Es besteht eine besondere Partnerschaft mit Dillingen a. d. Donau.Seit 1990 entwickelte sich diese Feuerwehr-Beziehung über Jahrzehnte zu einer echten Größe. Gern und herzlich treffen sich regelmäßig Feuerwehrleute entweder bei uns in Sachsen oder in Bayern, weiter so. Wichtigerweise gibt es den Förderverein Freiwillige Feuerwehr Brand-Erbisdorf e. V., der mit seiner Unterstützung viel Logistisches und Zwischenmenschliches aktiviert und materiell wie ideell unterstützt, sehr löblich!
Im Namen der hiesigen Bürgerschaft, aller Einwohnerinnen und Einwohner, der Ortschaftsräte und des Stadtrates von Brand-Erbisdorf sowie natürlich auch ganz persönlich danke ich der vor 150 Jahren gegründeten Freiwilligen Feuerwehr für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutze unserer Bergstadt und des Umlandes. Wir wünschen den Feuerwehrangehörigen und ihren Familien künftig alles Gute, viel Gesundheit, Kraft, Erfolg samt Enthusiasmus und Lebensmut mit einem herzlichen
Glück Auf und Gut Wehr!
(*aus „Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum 1875-2000“, Hrsg.: FFw Bergstadt Brand-Erbisdorf)