VINCENT GRAETSCH www.FOTOSTUDIO-MERSEBURG.DE
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Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Jahr stand für die Feuerwehr Bad Dürrenberg ein großes Jubiläum an. Der 100. Geburtstag, welcher in zwei Veranstaltungen gewürdigt wurde.
Am 17. Februar wurde fast auf den Gründungstag genau, eine Festveranstaltung im Landhotel mit Innenministerin Dr. Zieschang, unseren Kameradinnen und Kameraden, unserem Bürgermeister, der Stadtverwaltung sowie Stadträten und Funktionsträgern des Landkreises abgehalten.
Am 25. Mai feierten wir den Tag mit unserer Bevölkerung sowie den Gastwehren aus der Umgebung. Ein toller Festumzug läutete einen interessanten „Tag der offenen Tür“ mit historischer und moderner Einsatztechnik an unserem Gerätehaus ein. Infostände, Technik zum Anfassen und interessante Schauübungen der Kinder- & Jugendfeuerwehr konnten den Besuchern unsere Aufgaben näherbringen.
Am Abend wurde für alle Feierwilligen eine Open-Air-Veranstaltung auf dem Sportplatz mit der Gruppe „Mr. JAM“ und dem Sänger Sidney King geboten, die dann mit einem Jubiläumsfeuerwerk abschloss. Vielen Dank an alle Besucher.
Viele Wochen vor so einer Veranstaltung habe ich lange überlegt, wie man einer Festveranstaltung unseres 100-jährigen Bestehen gerecht wird. Was möchte man alles erwähnen, wen möchte man nicht vergessen und ganz schnell hat man kurz vorm Schlafengehen hunderte Gedanken im Kopf und möchte diese irgendwie einbauen.
Ich möchte sie als erstes auf eine kleine Reise mit in die Vergangenheit unserer Stadt und des Feuerlöschwesens zu nehmen.
Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts wurden durch die Menschen Anstrengungen erhoben, Brandgefahren zu bekämpfen. Alle Bürger waren verpflichtet Schadenfeuer anzuzeigen, man nannte dies übrigens Beschreien des Feuers, Hilfe herbeizuholen und selbst Maßnahmen einzuleiten, egal in welchem Umfang diese waren.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann Feuerwehren in der Art wie wir sie von heute kennen. Ein Grund dafür war die schnelle Entwicklung der Gesellschaft und der Industrialisierung in den Städten. Die Bevölkerungszahlen stiegen und damit auch die Brandgefahren. Man sah die Notwendigkeit militärisch straff organisierte und geleitete Gruppen die für die Brandbekämpfung ausgebildet waren einzusetzen.
Eine der ersten organisierten Feuerwehren in Deutschland war das im Jahr 1841 gegründete „Freiwillige Lösch- & Rettungscorps“ in Meißen. Zehn Jahre später, zählte man nunmehr 29 Freiwillige Feuerwehren in ganz Deutschland. (Gegensatz zu heute: knapp 24.000) Die marginale Anzahl resultierte aus der politischen Ablehnung und der Verbindung mit der Turnerbewegung.
Erst als durch einen Beschluss des preußischen Königs die Leibes-Ertüchtigung anerkannt wurde, gewannen die Turnergruppen und dadurch auch die Freiwilligen Feuerwehren einen großen Aufschwung.
Der Zweck von damals ist der gleiche wie heute: Brände zu bekämpfen und die Mitglieder im Löschdienst auszubilden.
Aber wie stand es damals in Dürrenberg? Der Zweckverband Dürrenberg, der 1917 gegründet wurde, bestand aus den kleinen Gemeinden Dürrenberg, Keuschberg, Porbitz, Poppitz, Lennewitz und Ostrau.
Es gab kein organisiertes Schutzorgan welches bei Notständen, Bränden und Katastrophen schlagkräftig wirken konnte, sondern nur Pflichtfeuerwehren in den einzelnen Kleingemeinden.
Was bedeutete Pflichtfeuerwehr zum damaligen Zeitpunkt? Bürger die in einem Straßenzug wohnten, wurden bei einem Brandereignis durch die Gemeinde verpflichtet Hilfe zu leisten und den Dienst in der Pflichtfeuerwehr abzuleisten. Handruckspritzen standen in den Gemeinden bereit und Bauern wurden verpflichtet mit ihren Pferden Vorspanndienst zu leisten um die Handdruckspritzen zum Brandort zu bewegen.
1924 sollte sich dann etwas in unserer Stadt ändern. Vielleicht lag es daran, dass sich die politische und wirtschaftliche Lage etwas entspannen sollte. Die hohe Inflation war knapp überwunden, viele Existenzen vernichtet und die Spargroschen von Millionen waren verfallen. Trotzdem spürte man den Willen des Volkes zum Leben, zur Arbeit, etwas anzupacken und zu erschaffen.
Am 18. Februar 1924 fanden sich im Gasthof „Zum Kronprinz“ 15 Männer zusammen, offen und ehrlich zu bekennen:
Wir wollen nicht uns sondern der Allgemeinheit dienen!
Gott zur Ehr‘ dem Nächsten zur Wehr‘!
Allgemeinwohl geht vor Eigenwohl!
Nach diesem Leitspruch handelten die Kameraden, welche meist aus Geschäftsleuten und Handwerkern bestanden vielen Jahre danach.
Die erste Freiwillige Feuerwehr in Dürrenberg war entstanden.
Bereits einen Monat später wurden die Feuerwehrkameraden eingekleidet und bezogen ihr Gerätehaus in der Schkeuditzer Straße, dass bis zum Jahr 2002 durch die Feuerwehr genutzt wurde.
1925 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr Keuschberg die auch Mitglied im Zweckverband war. Somit konnte dieser nun auf zwei Freiwillige Feuerwehren zurückgreifen. Für die Finanzierung waren alle Gemeindeteile gesamt notwendig.
Es gab nur ein Problem. Es war nur eine Lafetten-Motorspritze vorhanden. Jährlich wechselte diese zwischen den beiden Feuerwehren, was auch Streitigkeiten nach sich zog.
Nach einer Beratung des Zweckverbandes 1929 wurden beide Wehren zur „Freiwilligen Feuerwehr Dürrenberg“ zusammengeschlossen in die Ortswehren als selbständige Züge geführt.
Oberleiter des Feuerlöschwesens - heute in etwas mit dem Stadtwehrleiter vergleichbar, war Oberbrandmeister Birnstiel.
Zu der damaligen Zeit war man mit der Motorspritze immernoch auf Vorspanndienste angewiesen. Also Bürger die mit einem Wagen oder Pferden das Löschgerät an den Brandort zogen.
Im Jahr 1933 änderte sich politisch gesehen, das Leben in Deutschland. Die Feuerwehren waren ebenfalls davon beteiligt, denn es wurde ein neues „Gesetz über das Löschwesen“ erlassen. Am 2. Oktober des gleichen Jahres kam es zu einem folgenschweren Brand im Ortsteil Ostrau bei Bauer Zimmermann. Ein großer Schuppen mit Erntegut war in Brand geraten. Die damaligen Sturmtrupps der Feuerwehr, das waren Kameraden die mit dem Fahrrad und Schläuchen ausgerüstet direkt zur Brandstelle fuhren, waren schnell vor Ort und fingen mit der Brandbekämpfung an. Leider erschien im Gerätehaus Keuschberg kein Vorspanndienst, wodurch die schwere Motorspritze erst mit großer Verzögerung am Brandort eintraf.
Daraus resultierte die Zusammenlegung der beiden Löschzüge zu einer gemeinsamen Freiwilligen Feuerwehr Dürrenberg mit einem Gerätehaus das ausgebaut wurde. Auch ein Mannschaftswagen der die Motorspritze ziehen konnte wurde angeschafft.
1934 wurden die Feuerwehren Goddula und Fährendorf gegründet die bisher nur aus Pflichtwehren bestanden und nun eigene Kommandostellen waren.
1937 folgte dann ein neues Polizeiverordnungsgesetz, dass nun die Feuerwehren aus der kommunalen Verwaltung in die Zuständigkeit der Polizeibehörden hob und der Begriff „Feuerlöschpolizei“ aufkam. Mit dieser Änderung wechselten auch die Farben der Fahrzeuge und diese wurden grün.
In dieser Zeit wurden viele Luftschutzübungen und gemeinsame Übungen mit dem Deutschen Roten Kreuz und den Arbeiter-Samariter-Kolonnen durchgeführt. Auch wurden durch Angehörige der Feuerwehr Bunker in den Hang des Gradierwerks getrieben. Aufzeichnungen über Einsätze etc. waren durch die politische Führung strikt verboten.
Weitere Gesetze durch die Nationalsozialisten folgten und die Feuerwehr wurde immer mehr im Polizeiwesen eingebunden.
Um eine große Schlagkraft in den Feuerwehren vorzuhalten, wurden Bürger die das 45. Lebensjahr noch nicht vollendet und in der NSDAP keine Funktion hatten in die Feuerwehr verpflichtet.
Zur damaligen Zeit wurden für Bad Dürrenberg 135! Kameraden und für Goddula 35 Kameraden festgesetzt.
Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, wurden die Ideale der Freiwilligen Feuerwehr mit Füßen getreten und viele Kameraden mussten das Ehrenkleid der Feuerwehr gegen den grauen Rock der Wehrmacht tauschen.
Mancher Kamerad kehrte als Invalide oder gar nicht mehr zurück.
Und auch psychische Qualen wurden erlitten. In vielen Großstädten durften Feuerwehrleute zum Teil vorsätzlich gelegte Brände bei Menschen nicht löschen oder schwere Not abwenden, die nicht in das damalige Weltbild passten oder ihre Herkunft verpönt war.
Helfen wollen und nicht dürfen war für viele unerträglich und kaum auszuhalten.
Zum Ende des 2. Weltkrieges drohte auch der Feuerwehr Bad Dürrenberg der Untergang. Fast alle Kameraden die vor Jahren verpflichtet wurden, gaben ihre Sachen zurück. Übrig blieben eine handvoll Männer, die die Feuerwehr nicht aufgeben wollten.
Das Gerätehaus wurde wieder ertüchtigt und drei Jahre später zählte man wieder eine Mannschaftsstärke von 60 Kameraden.
Nebst einem Löschfahrzeug LF 15 und einem Mercedes Mannschaftswagen.
Kleine Fußnote: Am 30.November 1946 erhielt Bad Dürrenberg das Stadtrecht und die Landgemeinden Kirchfährendorf und Goddula-Vesta wurden eingemeindet und als eigene Kommandostellen geführt.
Innerhalb der Stadt wurden durch die Kommandostellen große Anstrengungen unternommen zusammenzuwachsen.
Das nach dem Krieg Aufbruchstimmung herrschte und man wieder Freude erlebte, merkte man auch in der Feuerwehr, denn es wurde musikalisch. Von 1946 bis 1953 gab es ein Doppelquartett der Freiwilligen Feuerwehr“ welche bei kulturellen Veranstaltungen in und um Bad Dürrenberg auftraten.
Als im Jahr 1949 die DDR gegründet wurde, ging die Feuerwehrtechnik und alles was dazu gehört in die Zuständigkeit des Ministeriums des Inneren über.
Das dies Nachteile hatte, spürte man im Jahr 1957 als die Vorspannfahrzeuge von Bad Dürrenberg und Goddula abgezogen wurden und nur noch ein gemeinsames LF 15 für die ganze Stadt verfügbar war.
Einen großen Zuwachs erhielt ab 1951 die Feuerwehr in Goddula und ab 1961 fand sich sogar eine Frauenlöschgruppe für den Wettkampf zusammen. Eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ konnte gegründet werden. 1968 erhielten die Kameraden Dank der Unterstützung durch die LPG ein neues Spritzenhaus und Dieter Grunert wurde Kommandostellenleiter.
Auch das Gerätehaus in Bad Dürrenberg wurde durch Modernisierungen aufgewertet. Ein neuer Schulungsraum, neue WC´s und eine Kleiderkammer wurden zum Teil in Eigenleistung errichtet.
Insgesamt wurden in dieser Zeit durch alle Ortsfeuerwehren große Anstrengungen unternommen, die Arbeitsbedingungen stetig zu verbessern und die Einsatztechnik instand zu halten.
Das Interesse an der Feuerwehr in der Bevölkerung wuchs an, sodass auch eine Gruppe „Junger Brandschutzhelfer“ und eine „Feuerwehr-Jugendgruppe“ gegründet wurde. Leider zerfielen diese wieder und es musste noch 30 Jahre dauern, bis eine stabile Jugendarbeit in den 90er Jahren startete und bis heute anhält.
In Bad Dürrenberg lag 1960 die Mitgliederzahl bei 70 Kameraden, die Sollstärke sollte aber 102 betragen.
Würde man diese Zahlen auf heute übertragen, so würde uns dies vor große logistische und auch finanzielle Herausforderungen stellen.
In den 1980er erhielt die Feuerwehr Bad Dürrenberg ein gebrauchtes Löschfahrzeug vom Typ LF16 W50 sowie ein LF 8 auf sogenanntem „LO“ Fahrgestell.
Aufgrund der zentralen Lage in dem damals gebildeten Wirkungsbereich Kötzschau des Feuerwehrkreisverbandes Merseburg erfuhr die Feuerwehr Bad Dürrenberg eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sie wurde zur Stützpunktwehr ernannt. Dies bedeute, dass rund um die Uhr eine Normbesetzung des Löschfahrzeuges mit 9 Einsatzkräften vorhanden sein musste UND bei Unterstützungen im Umland eine weitere Löschgruppe im eigenen Territorium einsatzbereit war.
Man kann sagen, dass zu allen Einsätzen in den umliegenden Gemeinden die Dürrenberger Wehr stets zur Stelle war.
Als sehr fortschrittlich erwies sich auch, dass der Notruf 112 aus den Gemeinden des Wirkungsbereiches in Bad Dürrenberg auflief und somit schnelle Hilfe entsendet werden konnte.
Eine Forderung nach mehr Einsatzkräften durch den Rat des Kreises in Abstimmung mit dem Volkspolizeikreisamt legte fest, dass 80 Kameraden im Einsatzdienst unserer Feuerwehr tätig sein sollten, knapp 60 zählte man in den eigenen Reihen.
In den Zeiten vor der Wende wurde auch die Technik moderner. Sei es Atemschutzgeräte oder auch Funktechnik gewesen. Die Feuerwehren entwickelten sich und neben Einsätzen und der regelmäßigen Ausbildung, waren Wettkämpfe im „Löschangriff nass“ willkommene Abwechslungen die vor allem viel Ehrgeiz und Spaß förderten.
Als die politische Wende 1989 eintrat, hatte dies auch Einfluss auf unsere Feuerwehr. Das Konsumverhalten stieg, denn der „Westen“ lockte mit so viel Neuem, aber auch das eigene Leben musste erst einmal neu ausgerichtet werden. Bleibt mein Berufszweig erhalten oder finde ich mich bald als „Montagearbeiter“ in den alten Bundesländern wieder? Und wie viel Zeit bleibt dann noch für das Ehrenamt neben der Familie?
Um dies in Zahlen etwas greifbarer zu machen: 1989 konnte man in den drei Kommandostellen auf insgesamt 82 Mitglieder zurückgreifen, 1992 waren davon noch 38 übrig. Fast 50 % weniger.
Und auch die Möglichkeit nun schnelle Autos zu kaufen, fand sich in den damaligen Einsatzstatistiken wieder.
Von 68 Einsätzen stieg man schnell auf über 120 Einsätze pro Jahr. 75 Prozent des Einsatzaufkommens waren technische Hilfeleistungen und man fuhr mehrmals pro Woche auf die Bundesautobahn A9, wo schwere Verkehrsunfälle zur Tagesaufgabe wurden die man bewältigen musste.
Um die neuen Aufgaben zu bewältigen und die Sicherheit überhaupt noch sicherstellen zu können, wurde durch Beratung der damaligen Wehrleitung und des Bürgermeisters 1993 ein Zusammenschluss aller drei Kommandostellen zu einer Feuerwehr veranlasst.
Denn unseren Ausrückebereich umfasste nicht nur 21 km² Stadtgebiet, nein auch für die A9 von Leipzig-West/Günthersdorf bis zum Kreuz Rippachtal und der Bereich südlich der B181 bis zur Kreisgrenze Weißenfels war unsere Feuerwehr zuständig.
Durch Anschaffungen des Landes wie z.B. einem Rüstwagen RW 1 der nach Bad Dürrenberg kam, war das Aufkommen an technischen Rettungseinsätzen besser zu bewältigen.
Aber Technik und auch Mannschaft braucht Platz. Da dieser im Dürrenberger Gerätehaus kaum noch gegeben war, wurden 1994 Planungen für ein neues Gerätehaus ins Auge gefasst. Erst 9 Jahre später konnte der Wunsch umgesetzt werden.
Aber es gab auch viel Positives zu berichten. So wurde im Jahr 1993 die Jugendfeuerwehr unter der damaligen Leitung von Michael Kiepsch und Unterstützung durch Matthias Straßner gegründet. Die Idee war, den interessierten Kindern die vor dem Gerätehaus standen und einen Blick erhaschen wollten, etwas zu bieten. Keine Jugendfeuerwehrbekleidung, kein eigener Schulungsraum und mehr gute Ideen als sichere Konzepte waren vorhanden, aber ganz viel Mut und vor allem auch Enthusiasmus bei den Jugendlichen ließen die Reise beginnen, die bis heute positiv und entgegen dem Trend läuft. Denn unser Nachwuchs steht auf starken Beinen.
Und noch eine wichtige Neuerung hielt Einzug in die Feuerwehr, die tragbaren Funkmeldeempfänger die nun bei jedem Einsatz einen Ton von sich gaben um jeden Feuerwehrmann sicher zu alarmieren. Gesteuert wurde dies zentral durch die neue Kreisleitstelle aus Merseburg und die Feuermeldestellen die es seit vielen Jahren in den Gemeinden gab, konnten abgeschafft werden.
Fünf Jahre später, wir schreiben das Jahr 1998 wuchs der Fuhrpark unserer Feuerwehr, angepasst an die notwendigen Verhältnisse weiter.
Um die Technik unterzubringen, wurde dafür im Ortsteil Goddula über einige Jahre eine Agrarhalle angemietet und Einsatzfahrzeuge untergestellt. Gunter Weichhold, der unweit der Halle wohnte, lenkte dann immer genau das richtige Fahrzeug nach Bad Dürrenberg zum Gerätehaus oder direkt an die Einsatzstelle. Man konnte wirklich sagen, auf die Goddulaer war immer Verlass. Aber auf Dauer war dies natürlich kein Zustand, sodass sehnsüchtig die Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses 2003 erwartet wurde.
Mit insgesamt 7 Stellplätzen, einer Werkstatthalle sowie Waschplatz, großem Sozial- & Schulungstrakt, eigenem Jugendfeuerwehrraum und Büros war dies ungelogen ein Paradies auf Erden und zur damaligen Zeit sehr modern.
Einer Entfaltung unserer Feuerwehr stand nichts mehr im Wege und der ein oder andere hätte fast seinen Zweitwohnsitz im Gerätehaus anmelden können.
Das neue Domizil konnte nun alle vereinen, die aktive Einsatzabteilung die die größte Last in der Abarbeitung der Einsätze trug, die Jugendfeuerwehr die auf das Leben in der Feuerwehr vorbereitet wurde und lernte was Teamarbeit ist und natürlich nicht zu vergessen, unsere Alters- & Ehrenabteilung. 1992 fanden sie sich zusammen und entwickelten eine Regelmäßigkeit daraus, sich zu treffen, auszutauschen und alte Zeiten Revue passieren zu lassen. Auch dieser Generation kann man nur vielen Dank sagen, sie haben für unsere Sicherheit gesorgt, als wir noch im Kinderwagen lagen. Und das ohne moderne HighTech-Bekleidung oder computergestützter Druckregelungspumpen im Fahrzeug. Jede Zeit hatte ihre Generation und da möchte ich den Bogen gleich von etwas älteren Kameradinnen und Kameraden zu den ganz jungen schlagen.
Im Juni 2007 wurde der Grundstein für eine ganz junge Feuerwehrgruppe gelegt. Unsere Kinderfeuerwehr namens „Feuermäuse“. Kinder spielerisch an das Thema Feuerwehr heranzuführen ohne sich in technischen und taktischen Wortlauten zu verlieren war die Devise. Durch regelmäßige Aus- & Fortbildungen, die vor allem den pädagogischen und kindgerechten Umgang schulen kann ich mit Recht behaupten, wir haben die besten Ausbilder in der Kinder- & Jugendfeuerwehr.
Der Erfolg gibt uns Recht, dass unsere Ausbilder damals den richtigen Weg eingeschlagen und drangeblieben sind, denn auch Bernhard Vogel als jetziger Stadtwehrleiter und meine Person, sind den Weg aus der Jugendfeuerwehr bis an die Spitze dieser Wehr gegangen.
Nun könnte man sicher noch über viele Beschaffungen, Fahrzeuge und gute wie auch weniger gute Einsätzen von 2007 bis zum heutigen Tage berichten aber das soll nicht das Ansinnen sein.
Ich möchte zu den Wünschen kommen, die ich für unsere Feuerwehr habe:
Ich wünsche unseren Kameradinnen und Kameraden und ihren Familien ganz viel Gesundheit. Gerade auch im Einsatzdienst sind Verletzungen der Psyche nicht ungewöhnlich, lasst uns gesund bleiben und aufeinander immer achtgeben.
Weiterhin wünscht man sich mit den Stadträten, dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung einen guten offenen Austausch, Transparenz und gerne viele Fragen zu Themen bei denen von ihren Seiten Unklarheiten bestehen.
Und natürlich meinen Wunsch an eure Partnerinnen und Partner liebe Kameradinnen und Kameraden, bleibt weiter so verständnisvoll für die Aufgaben unserer Wehr, auch wenn die Sirene ganz oft im unglücklichsten Moment ertönt.
Auf uns kann man zählen, egal zu welcher Zeit aber der Ehrlichkeit halber möchte ich auch ihnen allen sagen, dass auch wir keine perfekte Feuerwehr sind. Schon allein durch die Vielschichtigkeit der Bevölkerung gibt es unterschiedliche Ansichten und Wahrnehmungen über den Einsatz an der Gesellschaft die in unseren menschlichen Charakterzügen liegen.
1924 wurde der Leitspruch unserer Feuerwehr geprägt:
Wir wollen nicht uns, sondern der Allgemeinheit dienen!
Allgemeinwohl vor Eigenwohl…
Leider muss auch ich feststellen, dass sich die Gesellschaft wandelt, schneller als einem lieb ist oder große Epidemien ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass ein Rückzug aus dem Ehrenamt stattgefunden hat. Das Aussetzen von Ausbildungsdiensten über ein Jahr durch Corona hat einigen gezeigt, dass es auch ohne Feuerwehr geht.
Und dann kommt man als Wehrleiter in die Rolle, dass man wieder motivieren muss, dass man Aufbauhilfe leistet, immer und immer wieder, dass man sein Rudel zusammenhält, nach innen und nach außen. Man ist Motivator, Entertainer, Ansprechpartner für ALLE Belange und Frontkämpfer um Einschläge im übertragenen Sinne abzufangen. Man ist die Schulter zum ausheulen, manchmal der der immer alles besser weiß und oft auch der der Recht behalten hat. Und derjenige der auch auf Arbeit oder im Urlaub mitfiebert, ob denn im gerade laufenden Einsatz alles funktioniert. Der Antrieb dafür ist Leidenschaft und Herzblut fürs Ehrenamt. Wobei meine Frau der Meinung ist, dass dies schon lange kein Ehrenamt, sondern eher ein Zweitjob ist.
Von Michael Jackson gab es mal ein Lied das hieß „Man in the mirror“ - in dem er besang, dass man nur etwas ändern und die Welt verbessern kann, wenn man mit dem „Mann im Spiegel“, also mit sich selbst anfängt.
Und da ist er, der Wunsch den ich mir für alle Kameradinnen und Kameraden und auch für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt wünsche - nicht einer allein führt zum Erfolg, sondern die Gemeinschaft. Und diese kann Berge versetzen.
Werte Leserinnen und Leser, was wir haben und hatten wissen wir nun, was kommt ist ungewiss…
Aber lasst uns gemeinsam das Beste daraus machen und füreinander einstehen, so wie es vor 100 Jahren die ersten Gründungsmitglieder unserer Feuerwehr getan haben.
Und das mindestens für die nächsten 100 Jahre.
Denn Ehrenamt ist Ehrensache!